Beseelt
werden wir die Geschichte erzählen, wie Ihr die junge Fand aufgespürt und sie somit vor dem sicheren Tod bewahrt habt.“
Die müden Kinder rührten sich, und sie hörte zustimmendes Gemurmel von den Jüngsten, die neben der ausgestreckt liegenden Wölfin am Feuer saßen. Liam neben ihr war mit einem Mal wieder wach und rutschte fröhlich hin und her, während er sie mit großen Augen bewundernd anschaute.
„Ich bin froh, hiergeblieben zu sein“, stieß Cu zwischen zusammengebissenen Zähnen aus. „Ich mag die Geschichte auch.“
Ciaras melodische Stimme verhinderte die wütende Antwort, die ihr auf der Zunge lag.
„Nun, da uns die Jägerin mit ihrer Anwesenheit beehrt, möchte sie uns vielleicht ihre Version der Rettung Fands erzählen?“
Brighid warf der Frau einen bösen Blick zu. Was glaubte die Schamanin denn? Sie war kein Barde, und sie wollte ganz bestimmt nicht vor einer Gruppe von sowieso schon viel zu schwärmerischen Kindern eine lächerliche Geschichte über sich zum Besten geben. Und überhaupt, sie hatte das verdammte Wolfsjunge nicht gerettet, sie hatte lediglich Cu zum Bau geführt. Es war Brenna gewesen, die dafür gesorgt hatte … Ihr Blick traf den der Schamanin, und mit einem Mal verstand sie.
„Werdet Ihr uns die wahre Geschichte erzählen, Brighid?“, fragte Ciara.
10. KAPITEL
„I ch bin kein Barde, aber wenn ihr die wahre Geschichte hören wollte, werde ich sie euch erzählen.“
Brighid war froh, dass ihre Stimme nichts von dem Aufruhr verriet, der in ihrem Inneren tobte. Ihr Magen rumorte, und ihr Herz schlug, als wäre sie den ganzen Tag flüchtendem Wild hinterhergejagt. Sie spürte, dass Cu sie anschaute, und erlaubte sich, ihm aus dem Augenwinkel einen Blick zuzuwerfen. Er hatte die Augenbrauen hochgezogen und wirkte überrascht. Schnell schaute sie wieder weg. Vermutlich dachte er, sie würde davon erzählen, wie schwer es gewesen war, die zwei Tage alte Spur der toten Wolfsmutter zu verfolgen. Brighid atmete tief ein und hoffte, dass sie tatsächlich den Instinkt einer Schamanin hatte, wie Ciara behauptete. Im Moment folgte sie diesem Instinkt, und es fühlte sich ein wenig an, wie bei Sturm eine kalte Fährte in einem dunklen Wald zu suchen.
„Nun, mir scheint, ihr alle kennt bereits die Geschichte, wie Cuchulainn auf einer gemeinsamen Jagd die tote Wolfsmutter entdeckte und mich dazu überredete, ihrer Fährte zu folgen, um den Bau aufzuspüren und zu schauen, ob die Wolfsjungen gerettet werden könnten.“ Sie machte eine Pause, und ihre aufmerksamen Zuhörer nickten eifrig und gaben leise Laute der Zustimmung von sich. „Aber was ihr nicht wisst, ist, wieso Cu die Jungen finden wollte oder wer Fand tatsächlich gerettet hat.“ Brighid ignorierte den Krieger an ihrer Seite, auch wenn sie spürte, wie sich sein Körper langsam anspannte. „Es ging nur darum, dass Cu die Aufmerksamkeit einer jungen Frau erregen wollte – einer Frau, die so tat, als wäre sie überhaupt nicht an ihm interessiert.“ Sie grinste, und ein paar der Kinder kicherten.
„Brenna war die Heilerin des MacCallan-Clans. Außerdem war sie meine beste Freundin.“ Sie bemühte sich, jegliche Andeutung von Traurigkeit oder Bedauern aus ihrer Stimme fernzuhalten. Sie würde die Geschichte erzählen, aber nicht als Wehklage über Brennas Verlust. Sie würde sie als freudigen Tribut an die Heilerin erzählen.
Sie straffte die Schultern und warf ihr Haar zurück. „Hatte ich schon erwähnt, dass Brenna sehr klug war?“
Kleine Köpfe nickten.
„Nun, sie war klug genug, Nein zu einem gewissen arroganten Krieger zu sagen, der glaubte, er bräuchte nur mit den Fingern zu schnippen, um jede Frau zu kriegen, die er haben wollte.“ Sie deutete mit dem Kopf leicht in Cuchulainns Richtung, achtete jedoch darauf, ihn nicht anzusehen. „Als Cu also Fand aus dem Bau zog – und lasst euch sagen, die Wölfin war in einem wirklich erbärmlichen Zustand –, dachte er, der perfekte Weg, um die Heilerin zu veranlassen, mehr Zeit mit ihm zu verbringen, wäre, ein kleines, süßes Tier zu haben, das geheilt werden musste.“ Sie schnaubte und schüttelte den Kopf in gespieltem Widerwillen. „Nicht, dass Fand besonders süß gewesen wäre. Ihr hättet sie sehen sollen. Sie bot einen jämmerlichen Anblick. Winzig, ausgetrocknet und von Kopf bis Fuß mit Wolfskot bedeckt.“
Brighid reagierte nicht auf die Spannung, die Cu neben ihr ausstrahlte. Stattdessen erwiderte sie die begeisterten Blicke der
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