Beseelt
Kinder, die direkt neben Fand saßen. Sie verdrehte die Augen und rümpfte die Nase, was die Kinder zum Lachen brachte.
„Anstatt dass also die sehr kluge Brenna vor Entzücken dahinschmolz, entlockte der Anblick des schmutzigen, halb toten Wolfswelpen ihr nur ein ärgerliches Augenrollen – und ich glaube, sie fing auch an, Cuchulainns geistige Gesundheit infrage zu stellen.“ Mehr Gelächter wehte in der rauchgeschwängerten Luft zu ihr herüber. „Aber Brenna war so gütig, wie sie klug und schön war. Sie hatte Mitleid mit dem kleinen Wolf, zeigte Cu, wie er Fand füttern konnte, und behielt die beiden sorgfältig im Auge. Unter ihrer sanften Führung wurde der starke Krieger zur perfekten Wolfsmutter. Ich erinnere mich noch daran, wie sie den Anblick beschrieb, den die beiden nach der ersten Nacht boten, in der Cu mit allen Mitteln versucht hatte, die Wölfin am Leben zu erhalten. Brenna lachte und lachte und erzählte, sie hätte sich am liebsten die Nase zugehalten, so entsetzlich war der Gestank in Cuchulainns Zelt.“ Brighid machte wieder eine Pause und wartete, bis das leise Lachen der Kinder verebbt war. „Aber ich nehme an, Cus Plan hat funktioniert, denn nicht sehr viel später akzeptierte Brenna seine Werbung, und sie waren offiziell verlobt. Und das ist die wirkliche Geschichte, wie Fand gefunden wurde. Es war nicht ich, die den Welpen gerettet hat, sondern Cus Liebe zu Brenna und die Güte der Heilerin.“
Die Kinder brachen in spontanen Applaus aus. Brighid nahm all ihren Mut zusammen, atmete tief durch und drehte sich zu Cuchulainn um. Der Krieger war so blass geworden, dass die dunklen Ringe unter seinen Augen wie Wunden aussahen. Er starrte sie an, und es wirkte, als wäre seine Miene in einer schmerzhaften Grimasse eingefroren.
„Das war grausam.“ Er hatte Mühe, die Worte über die Lippen zu bringen. In einer fließenden Bewegung stand er auf und stapfte steif in die Dunkelheit.
„Und jetzt alle ins Bett!“
Ciaras Aufruf setzte dem Applaus ein Ende, und die Kinder machten sich gehorsam auf den Weg in die Wärme ihrer Zelte, wobei sie allen eine gute Nacht wünschte.
Brighid zuckte erschrocken zusammen, als Liam seine Arme um sie schlang und sie mit unerwarteter Kraft drückte.
„Das war eine wundervolle Geschichte, Brighid. Gute Nacht!“ Mit flatternden Flügeln sauste er davon und ließ ihr kaum Zeit, ihm ebenfalls einen guten Schlaf zu wünschen.
„Ihr habt das Richtige getan.“
Brighid schaute auf und sah, dass die Schamanin vor ihr stand. Sie hatte sie nicht kommen sehen.
„Ich denke nicht, dass Cu Euch da zustimmen würde.“
Ciara fuhr fort, als hätte Brighid nichts gesagt: „Folgt ihm. Lasst ihn jetzt nicht allein.“
„Aber er ist …“
In den Augen der Schamanin schien ein feuerrotes Licht aufzublitzen. „Er fühlt sich nicht vollständig. Wenn Euch etwas an der Seele des Kriegers liegt, folgt ihm.“
Brighid spannte die kräftigen Muskeln ihres Pferdekörpers an, erhob sich und verließ das Lagerfeuer. Sie wandte sich in die Richtung, von der sie annahm, dass Cu sie eingeschlagen hatte, und dachte über Ciaras Worte nach. Natürlich lag ihr etwas an seiner Seele. Er war mit ihrer Freundin verlobt gewesen, und er war der Bruder ihrer Clanführerin. Ihr
sollte
etwas an ihm liegen; ebenso sollte sie den Wunsch verspüren, seine zersplitterte Seele zu heilen. Unvermittelt blieb sie stehen – das war es! Das hatte sie am ersten Abend gespürt, als sie und Cu sich über die Neuen Fomorianer unterhielten; das war das Kitzeln am Rande ihres Bewusstseins gewesen. Sie hatte gewusst, dass Cu mehr beeinträchtigte als nur seine Trauer. Sie hatte seine verletzte Seele erspürt. Irgendetwas in ihr – das nicht greifbare, undefinierbare Etwas, das sie von ihrer schamanischen Mutter geerbt hatte – erkannte den wahren Verlust, den der Krieger erlitten hatte.
Bei der Göttin, sie wollte das nicht! Ihr fehlte jegliche Erfahrung damit. Mit dem Verlassen der Dhianna-Herde hatte sie dem Weg der Schamanen den Rücken gekehrt. Es war aber nicht Cuchulainns Schuld, dass sie diese Entscheidung getroffen hatte, und wenn es irgendetwas gab, das sie tun konnte, um ihm zu helfen, sollte sie sich nicht durch ihre Probleme davon abhalten lassen. Noch wichtiger war: Cuchulainn litt, und sie hatte noch nie zusehen können, wie jemand litt, obwohl sie wünschte, es wäre anders. Das würde ihr eine Menge Ärger ersparen. Sie schnaubte verächtlich. Das war wohl die Untertreibung
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