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Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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Augen im schwachen Licht der Morgendämmerung öffnete.
    In dem Moment hatten ihre Kopfschmerzen eingesetzt. Der kalte Nieselregen des Morgens trug nicht dazu bei, sie zu vertreiben. Sie musste mit der Schamanin über ihren Traum reden. Brighid versuchte mehrmals, ihre Aufmerksamkeit zu erregen und sie beiseitezuziehen, doch Ciara war vollauf damit beschäftigt, die durchnässten Ziegen zusammenzuhalten.
    „Für so einen schlechten Tag legst du ein ganz schönes Tempo vor.“
    Cuchulainns unwirsche Stimme drang durch ihre Gedanken. Sie schaute sich um und fühlte sich ein wenig, als wäre sie aus einem weiteren Traum erwacht.
    „Tut mir leid“, sagte sie. „Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich so weit vorausgegangen bin.“
    Ein Grunzen war seine einzige Antwort. Sie erwartete, dass er sich umdrehen und davonreiten würde, aber sein Wallach blieb neben ihr. Cus Haare waren nass und viel zu lang. Er sah aus wie eine der verwilderten Ziegen, mit denen Ciara zu kämpfen hatte.
    „Deine Haare müssen geschnitten werden“, sagte sie.
    Er schaute sie überrascht an, dann nahm sein Gesicht wieder den flachen, zynischen Ausdruck an, den sie aus den letzten Wochen kannte.
    „Meine Frisur ist mir egal.“
    Huh, dachte sie. Diese persönliche Bemerkung hatte ihn sichtlich aufgewühlt. Und plötzlich ergab es einen Sinn. Seit Brennas Tod waren alle auf Zehenspitzen um ihn herumgeschlichen und hatten ihn behandelt wie ein rohes Ei. Sogar die Hybriden verhielten sich ihm gegenüber vorsichtig – sie erwarteten nicht, dass er zum Essen oder zum Geschichtenerzählen blieb, und ließen es zu, dass er sich in sein Zelt zurückzog, um dort vor sich hin zu brüten. Kein Wunder, dass der fröhliche Teil seiner Seele sich verschloss. Wenn sie die Wahl hätte, würde sie ihre Zeit auch lieber nicht in der dunklen Wolke verbringen, in der Cuchulainn lebte.
    „Das ist nicht zu übersehen. Du siehst fürchterlich aus“, entgegnete sie. „Außerdem musst du dich mal wieder rasieren und deine Kleidung wechseln.“ Sie deutete auf den fleckigen Kilt, der beinahe vollständig von der Ziegenhaut bedeckt wurde, die er sich um die Schultern geschlungen hatte.
    „In den letzten Mondzyklen haben die Feinheiten der männlichen Körperpflege auf meiner Prioritätenliste nicht sonderlich weit oben gestanden.“ Seine Stimme troff nur so vor Sarkasmus.
    „Vielleicht möchtest du dann deine ‚Ist mir doch egal‘-Einstellung einmal überdenken,
Junge
.“ Brighid gab dem letzten Wort eine besondere Betonung. Sicher, sie war nur ein oder zwei Jahre älter, aber diesen Altersvorsprung warf sie sich jetzt wie einen dicken Umhang um und schenkte dem Krieger einen überheblichen Blick. „Morgen um diese Zeit werden wir den Pass an der Wachtburg betreten. Die Kinder, so nervtötend sie auch sein mögen, haben es verdient, dass wir ihnen helfen, Partholon angemessen zu begrüßen.
Wir
, Cuchulainn. Das bedeutet nicht, dass ich die Jägerin spiele und du den leidenden Krieger.“ Sie verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. „Sieh dich an! Deine Schwester wird Mühe haben, dich zu erkennen.“
    „Jägerin, ich warne dich. Ich bin nicht in der Stimmung …“
    „Verschone mich!“ Sie warf den Kopf zurück und verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln. „Versuche, dich daran zu erinnern, dass wir das nicht für dich oder für mich tun. Wir tun es für sie.“ Sie zeigte mit dem Daumen über ihre Schulter auf die Gruppe Kinder, die ihnen folgte. „Reiß dich zusammen, und lass sie nicht im Stich.“
    „Meint ihr, das hier ist ein guter Platz für die Mittagsrast?“
    Ciara schloss mit wehenden, nassen Flügeln auf. Falls sie die Spannung zwischen ihnen bemerkte, so ließ sie sich davon nichts anmerken.
    „Ja“, sagte Cuchulainn kurz angebunden.
    „Meinetwegen auch“, stimmte Brighid zu.
    „Wunderbar! Ich sage es gleich den anderen. Wir sollten aber nicht lange Rast machen. Wir sind alle so aufgeregt bei der Aussicht, morgen den Pass zu betreten. Auf keinen Fall wollen wir hinter unseren Zeitplan zurückfallen.“
    Ciara eilte davon, und Brighid hörte, wie sie die Kinder anwies, alles für die Mittagspause vorzubereiten. Sie wurde langsamer und blieb schließlich stehen. Dann straffte sie die Schultern und wandte sich dem Krieger zu, bereit, sich in die Schlacht zu stürzen. Anstatt zynisch oder verärgert, wirkte er einfach nur Jahre älter und sehr, sehr müde.
    „Sehe ich so schlimm aus?“, fragte er.
    „Und noch ein

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