Beseelt
bisschen schlimmer.“
„Ist das Teil dieser Seelenheilung, die du machen musst?“
Brighid zuckte mit den Schultern. „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich weiß nicht genau, was ich tue.“
„Du bist dabei aber auf jeden Fall eine ziemliche Nervensäge.“
„Und du bist nicht viel besser.“
Er warf ihr einen abschätzenden Blick zu. „Macht uns … das zu einem Team?“
„Du meinst, zusammen sind wir nicht ganz so nervtötend oder – in deinem Fall – mitleiderregend?“, fragte sie.
„Ich denke, dein Verhalten gegenüber deinen Patienten könnte noch ein wenig Feinschliff vertragen.“
„Vielleicht. Normalerweise töte ich meine Patienten ja auch.“
„Das könnte das Problem sein.“
„Ja, aber nur eines von vielen“, erwiderte Brighid lächelnd.
13. KAPITEL
D er Nieselregen hielt den ganzen Tag an, sodass sogar die Kinder verhalten und einigermaßen still waren, als sie am Abend das Lager aufschlugen. Ciara beendete das Abendgebet mit den Worten: „Erfülle mich mit deiner gesegneten göttlichen Kraft, berühre mich mit deiner flammenden Macht“, und Brighid dachte, noch nie so erleichtert über ein Schlusswort gewesen zu sein.
Die gemütliche Wärme des von der Schamanin verstärkten Lagerfeuers wirkte wie ein Zauber. Bald brodelte in den Töpfen der Eintopf aus Fleisch von Schneegänsen, die Brighid kurz vor Erreichen ihres Nachtlagers erlegt hatte. Die Jägerin ruhte neben dem Feuer und ließ sich von den wärmenden Flammen und den nahrhaften Gerüchen einlullen. Bei der Göttin, sie war so müde. Wegen ihres Traums hatte sie in der Nacht zuvor nicht ausreichend Schlaf bekommen. Sie war es zwar gewohnt, mehrere Nächte wach zu bleiben – die Ausdauer eines Zentauren war größer als die eines Menschen –, doch nach dieser einen Nacht in der Anderswelt fühlte sie sich wie nach einer Woche ununterbrochener Jagd.
„Hier, iss das. Du siehst so schlimm aus, wie du es von mir behauptest.“ Cu reichte ihre eine Schüssel mit dampfendem Eintopf und ließ sich neben ihr nieder.
Brighid blinzelte ihn schläfrig an. „Ist das genießbar?“
„Glaubst du, ich würde dich vergiften? Dann müsste ich ja deinen Kadaver zurück nach Partholon schleppen.“
Sie schnupperte genießerisch an ihrem Essen. „Du wärst vermutlich nicht stark genug, um mich zu ziehen“, murmelte sie.
„Unterschätze mich nicht.“
Brighid schaute ihm in die Augen. Hinter der vordergründigen Ausdruckslosigkeit darin blitzte etwas auf. Er sah immer noch nicht so aus wie der Cu, mit dem sie in der vergangenen Nacht gesprochen hatte – der fröhliche, sorglose junge Krieger, dessen Charisma die Menschen wie magisch anzog. Sie war aber sicher, dass sie einen Funken Lebendigkeit erblickt hatte, und dieser Funke machte ihre Erschöpfung erträglich. Cu redete mit ihr. Er scherzte sogar mit ihr. Das musste doch ein Schritt in die richtige Richtung sein, oder?
„Mir schmeckt die Gans, Brighid.“
Wie eine schlechte Angewohnheit nahm der kleine geflügelteLiam den Platz an ihrer anderen Seite ein und grinste sie an.
„Kyna findet, sie schmeckt nach Fett, aber ich finde das nicht.“
„Nun, Fett ist gut für dich“, sagte Brighid ein wenig dümmlich, während sie verzweifelt nach einer erwachsenen und klugen Antwort suchte.
„Ich wusste es!“ Eifrig schob er sich einen Löffel Eintopf in den Mund.
„Gut für ihn? Fett?“, flüsterte Cuchulainn ihr zu.
„Möchtest du den Platz mit mir tauschen und neben ihm sitzen?“
„Hmpf.“
Cuchulainn beschäftigte sich auf einmal sehr intensiv mit seinem Eintopf.
„Hab ich mir gedacht.“ Brighid wandte sich ebenfalls ihrer Schüssel zu und ließ sich von der Wärme zwischen den eng stehenden Zelten und dem leisen Geplapper der Kinder einhüllen. Als Cu ihr den Weinschlauch reichte, nickte sie ihm dankend zu und nahm einen tiefen Schluck. Sie spürte, wie die Wärme der starken, roten Flüssigkeit sich in ihrem Körper ausbreitete.
Gerade wollte sie Cu bitten, die erste Wache zu übernehmen, damit sie sich zurückziehen konnte, bevor sie vor aller Augen einschlief, da standen Curran und Nevin auf. Aufgeregtes Geflüster erhob sich und verebbte wieder, während die beiden Geschichtenerzähler geduldig darauf warteten, dass die Kinder es sich gemütlich gemacht hatten.
„Unsere Reise zum Land unserer Vormütter geht weiter“, fing Curran an und schaute von einem aufmerksamen Gesicht zum nächsten.
„Heute spüren wir ihr Vergnügen in den freudigen
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