Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
Vom Netzwerk:
den grausamen Pocken infiziert war und von einem Dämon geschwängert wurde.“
    „Sie überlebte lange genug, um ihre Tochter die Wege ihrer Göttin zu lehren. Und ihre Tochter überlebte wiederum lange genug, um ihr Wissen an ihre Tochter weiterzugeben.“
    Curran machte eine Pause, und er und Nevin wandten sich Ciara zu. Curran verbeugte sich vor seiner Schamanin, der Enkeltochter der inkarnierten Göttin Terpsichore. „Die Frauen von Terpsichore sind alle bezaubernde Flammen. Es ist leider traurige Wahrheit, dass einige von ihnen zu schnell zu hell gebrannt haben.“
    Dann war es an seinem Zwillingsbruder, sich respektvoll vor Ciara zu verbeugen. „Würdest du uns heute Nacht mit einem Tanz deiner Vorfahrin beehren, Ciara?“
    Die Kinder stießen einen kollektiven Seufzer der Vorfreude aus. Als die Schamanin aufstand, hörte Brighid, wie kleine Füße scharrten und geflügelte Körper sich neu positionierten. Was haben sie vor, fragte sie sich.
    Ciara nickte den Geschichtenerzählern zu. Dann legte sie ihren dicken Umhang ab, stieg leichtfüßig aus ihren Beinlingen und warf die dicksohligen Stiefel von sich. Sie näherte sich dem Feuer, gekleidet nur in der ungefärbten Baumwolltunika, die ihr fast bis zur Mitte der Oberschenkel reichte. Brighids Augen weiteten sich. Ciaras Füße endeten nicht in Klauen! Stattdessen hatte sie perfekte, glatte und fein gewölbte menschliche Gliedmaßen.
    „Heute danke ich der Göttin Terpsichore für die Stärke meiner Großmutter, und ich danke Epona für unseren Sieg über das Dunkle. Ich widme diesen Tanz denen, die wir geliebt haben, und denen, die gestorben sind und uns durch ihren Tod das Vermächtnis des Lebens hinterlassen haben.“
    Brighid hätte schwören können, dass diese letzten Worte direkt an Cuchulainn gerichtet waren.
    Irgendwo im Inneren des Kreises ertönte dumpfer Trommelschlag, der bald von einem weiteren und noch einem aufgenommen wurde. Dann gesellten sich die klaren, hohen Töne einer Flöte zu diesem eindringlichen Rhythmus. Offensichtlich war das vorherige Rascheln und Herumrutschen dadurch verursacht worden, dass die Kinder ihre Instrumente geholt hatten.
    Als würde sie einen dunklen, lebendigen Schleier ausbreiten, entfaltete Ciara die Flügel und begann zu tanzen. Hätte man Brighid vor diesem Abend gebeten, die Schamanin zu beschreiben, hätte sie Wörter wie
klein
und
zierlich
benutzt, aber als Ciara nun herumwirbelte, sprang und mit den Händen und Armen kunstvolle Muster in die Luft malte, wurde ihr bewusst, wie sehr sie sich geirrt hatte. Ciara war groß, schlank, auf feminine Weise muskulös und erstrahlte in außergewöhnlicher Anmut und Geschmeidigkeit. Sie war weder klein noch weichlich, auch wenn sie mit ihrer leuchtenden Haut und den dunklen Haaren und Flügeln einer Nymphe glich. Eine zerbrechliche Frau wäre nicht in der Lage, ihren Körper zu diesen athletischen Posen zu verbiegen, die Ciara so leichtfüßig einnahm.
    Brighid war von der Darstellung so fasziniert, dass sie den Blick nicht abwenden konnte. Der Tanz war anmutig und sinnlich. Sie erkannte viele der Bewegungen als Schritte, die jedes Kind in Partholon lernte – sogar die Zentauren hatten einige der Tanzschritte, die zu den Feierlichkeiten im Land aufgeführt wurden, adaptiert, damit sie sie mit ihren pferdeähnlichen Körpern ausüben konnten. Doch niemals hatte die Jägerin eine Vorstellung wie die von Ciara gesehen. Die Schamanin bewegte sich nicht einfach zur Musik – sie wurde eins mit dem Klang. Sie leuchtete förmlich. Anfangs dachte Brighid, es wäre der Schimmer des Schweißes, der im flackernden Licht der Flammen auf ihrer Haut glänzte, aber bald erkannte sie, dass es Ciara selbst war – je länger die geflügelte Frau tanzte, desto mehr strahlte sie von innen heraus. Auf dem Höhepunkt der Darbietung, als sie in schwindelerregender Geschwindigkeit herumwirbelte, knisterte ihr schwarzes Haar und funkelte in überirdisch glimmendem Licht.
    „So etwas habe ich noch nie gesehen“, flüsterte Brighid Cu zu, ohne ihre Augen von Ciara abzuwenden. Als er nicht mit seinem üblichen, nichtssagenden Schnauben reagierte, warf sie ihm aus dem Augenwinkel einen Blick zu. Er starrte die Tänzerin an, sein Gesicht war eine Studie finsterer Intensität. Sie versuchte den Ausdruck zu lesen. War es Lust? Besessenheit? Ganz sicher wirkte er lebendiger, als sie ihn seit Brennas Tod je gesehen hatte …
    Tosender Applaus und lauter Jubel rissen sie aus ihren Gedanken, und

Weitere Kostenlose Bücher