Beseelt
Lachen. „Eine einfallende Horde? Wohl kaum. Ich bringe lediglich Kinder zurück in das Land ihrer Vormütter.“
Der alte Krieger musterte die Gruppe schweigender geflügelter Wesen.
„Wir hörten davon. Es wurde jedoch allgemein erwartet, dass Ihr sie über den kleineren Pass führen würdet, der weiter im Westen entdeckt worden ist. Ich frage mich, wieso Ihr Eure Reisepläne geändert habt.“
„Es stimmt, wir wollten eigentlich den westlichen Pass nehmen – das war vor dem Schneesturm, der uns vor zwei Monden heimsuchte. Der Schnee hat diese Route für die Kinder zu gefährlich gemacht, also haben wir entschieden, sie hier entlangzuführen.“
„Es ist unglücklich, dass wir über Eure neuen Pläne nicht informiert worden sind. Soweit ich es verstanden habe, wurde einer der Fomorianer von einem meiner Männer verletzt.“
„Er hat keinen Fomorianer verwundet. Er hat auf ein Kind geschossen, nicht auf einen Dämon. Das ist ein gewaltiger Unterschied.“ Ihre Stimme war hart, und Brighid dachte mit nicht geringer Befriedigung, dass sie so gebieterisch klang wie ihre Mutter.
Fagan legte den Kopf ein wenig in den Nacken und musterte sie über seine lange Nase hinweg. „Ihr müsst die Dhianna-Zentaurin sein, die ihre Herde verlassen und sich dem MacCallan-Clan angeschlossen hat.“
Brighid zog die Augen zu Schlitzen zusammen, doch bevor sie etwas sagen konnte, beeilte Cuchulainn sich, sie einander vorzustellen.
„Schwertmeister Fagan, das ist die Jägerin des MacCallan-Clans, Brighid Dhianna.“
„Ich nehme an, der Falke gehört zu Euch, Jägerin?“, fragte Fagan.
Brighid ignorierte Cuchulainns überraschten Blick.
„Der Vogel gehört nicht zu mir, aber ich bin froh, dass Epona ihn zu meiner Hilfe geschickt hat. Das hat dem Kind das Leben gerettet.“
Fagan bedachte sie mit einem weiteren nachdenklichen Blick. „Es wäre eine Tragödie, ein unschuldiges junges Wesen zu töten. Wenn das junge Wesen denn unschuldig ist.“
„Dieses spezielle
junge Wesen
, wie Ihr es nennt, ist mein Lehrling“, sagte Brighid entschlossen. „Wenn Ihr seine Ehre anzweifelt, zweifelt Ihr auch meine an.“
„Verstanden, Jägerin.“ Der Schwertmeister hielt ihrem Blick ohne mit der Wimper zu zucken stand.
Ihr gefiel sein Ton gar nicht, doch bevor sie es ihm sagen konnte, machte Cuchulainn eine einladende Geste und sagte: „Kommt, Meister! Ich möchte Euch den Neuen Fomorianern und ihren Kindern vorstellen.“
Widerstrebend löste der Schwertmeister den Blick von ihr. Ungläubig sagte er: „
Neue
Fomorianer?“
Brighid freute es, zu sehen, dass Cus Miene hart wurde und seine Stimme ihre Wärme verlor.
„Dies sind nicht die Dämonen, die unsere Vorfahren bekämpft und besiegt haben. Sie sind vollkommen unschuldig an diesen Verbrechen. Ich würde denken, ein Mann, der so weise ist wie mein alter Meister, würde sich hüten, Vorurteile zu haben.“
„Und ich würde denken, ein Krieger, der vor so kurzer Zeit seine Verlobte an den Wahnsinn dieser Kreaturen verloren hat, wäre etwas vorsichtiger damit, wem er sein Vertrauen schenkt.“
„Vergesst nicht, Fagan, dass ich nicht länger ein junger Novize bin, der zu Euren Füßen lernt. Der Mord an meiner Verlobten fand vor dem Opfer meiner Schwester statt, das alle Spuren der Dämonen aus dem Blut der Hybriden getilgt hat.“
Dieses Mal waren es Brighids Worte, die die angespannte Stille durchbrachen: „Meister Fagan, Ihr kennt Cuchulainn. Ihr wisst, was er verloren hat. Wenn er ihnen vergibt und sie akzeptiert, spricht das nicht zur Genüge für sie? Könnt Ihr ihnen nicht wenigstens den Respekt zollen, den sie sich durch seine Liebe verdient haben?“
Cuchulainn suchte ihren Blick. Er sah genauso überrascht aus, wie sie sich angesichts ihrer Worte fühlte. Liebe war kein Gefühl, über das sie normalerweise offen sprach – das lag ihr einfach nicht. Aber sie spürte die Richtigkeit dessen, was sie gesagt hatte; es war dieses instinktive Wissen, dem sie langsam mehr und mehr vertraute. Cuchulainn liebte die Neuen Fomorianer tatsächlich. Sie hatten ihm vermutlich das Leben gerettet.
Und was war mit ihren Gefühlen? Sie hatte gerade einem Schwertmeister der Wachtburg gegenüber behauptet, dass der kleine Liam, ein geflügeltes, männliches fomorianisches Kind, ihr Lehrling war. Könnte es sein, dass sie zumindest für eines der Kinder Liebe empfand?
Sie hatte sich nie als sonderlich mütterlich gesehen. Eher im Gegenteil. Aber sie war erfahren genug, um
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