Beseelt
gekleidet?“
„Dunkel“, sagte sie. „Mehr konnte ich nicht erkennen.“
„Hast du den Bogen gesehen?“
Sie nickte. „Schwarz. Er war so dunkel wie die …“ Ihr Atem stockte, als ihr die Verbindung bewusst wurde. „Er war ein Wächter.“
„Ja.“
„Was hat er sich nur gedacht? Er hätte Liam umbringen können.“
„Er hat vermutlich geglaubt, dass er Partholon vor einem geflügelten Dämon beschützt.“
„Aber sie wissen doch, dass wir die Kinder bringen“, protestierte sie.
„Sie wissen aber nicht, dass wir über diesen Weg kommen.“ Cu stieg ab und trat an die glatte Wand. Er musterte den schmalen Pfad, der sich daran entlangzog. „Das Letzte, was die Leute gehört haben, war, dass wir die Kinder über den Verborgenen Pfad im Westen führen werden.“ Er kehrte zu seinem Pferd zurück und holte ein Paar Lederhandschuhe aus der Satteltasche. „Der Krieger hat nur seine Pflicht getan.“
Brighid schnaubte, aber Liam kam ihrer Antwort zuvor.
„Es brennt“, rief er ihnen zu.
„Ich weiß, mein Tapferer. Es muss sich wie Feuer anfühlen.“ Sie versuchte automatisch, den Jungen zu beruhigen.
„Nein.“ Der Kleine hob den Kopf und deutete auf die gegenüberliegende Wand. „Da … es brennt.“
Ihre Blicke folgten der Richtung seines ausgestreckten Fingers. Ein Stück den Pass hinunter, auf derselben Seite, von der aus der Wächter geschossen hatte, tanzten gelbe Flammen vor dem dunkler werdenden Himmel.
„Was ist das?“, fragte Cuchulainn den Jungen. „Kannst du es sehen?“
Liam biss sich auf die Unterlippe und richtete sich ein wenig auf. Brighid wollte ihm zurufen, stillzuhalten, doch Cuchulainns fester Griff um ihren Unterarm hielt sie zurück. Liam mühte sich weiter ab und setzte sich stöhnend auf. Sein gebrochener Flügel lag schlaff über seinem Schoß.
„Es sieht aus wie ein Lagerfeuer, aber dann müsste es das größte Lagerfeuer sein, das ich je gesehen habe. Und es ist auch gar nichts darum herum.“
„Gut gemacht, Liam. Halt durch. Ich bin gleich bei dir.“ Cuchulainn trat an die Wand und zog seine Handschuhe an. An sie gewandt sagte er: „Das ist das Signal des Kriegers von der Wachtburg. Die Scheiterhaufen werden angezündet, um die Wachen zusammenzurufen. Das Feuer bedeutet, dass sich Feinde auf dem Pass befinden.“
„Aber wir sind keine Feinde Partholons!“
„Nein, das sind wir nicht. Hilf mir hoch. Ich hole den Jungen runter. Es wird nicht lange dauern, bis sie hier sind.“
„Das gefällt mir gar nicht“, murmelte Brighid. Sie beugte sich vor und verschränkte ihre Hände. Cu setzte einen Fuß hinein, und sie hob ihn an, damit er den schmalen Weg im Felsen erreichen konnte. „Sei vorsichtig“, sagte sie zu seinem Rücken. „Es ist sehr eng.“
Seine Antwort bestand aus einem unverständlichen Laut.
Während Cuchulainn die steile Wand erklomm, richtete Brighid nervös ihre Aufmerksamkeit auf den Jungen, der so geduldig wartete. Der Bogenschütze war einer der berühmten Krieger der Wachtburg. Sie hätte es wissen müssen – und sie hätte es auch erkannt, wenn ihre Gedanken nicht mit verletzten Kindern und sprechenden Vögeln beschäftigt gewesen wären. Sie war noch nie auf der Wachtburg gewesen, aber sie wusste, dass die Krieger, die dort stationiert waren, ständig wachsam waren. Sie trugen Schwarz, um ihre ewig währende Trauer für die Fehler der Vergangenheit auszudrücken.
Mehr als hundert Jahre zuvor waren die Wächter nachlässig geworden. In Partholon herrschte schon seit Jahrhunderten Frieden. Die dämonische Rasse der Fomorianer war nichts als eine alte Erinnerung, die ihren Einzug in die Märchen und Albträume von kleinen Kindern gehalten hatte. Niemand ahnte auch nur im Entferntesten, dass die Dämonen sich seit Generationen bereit machten, als Eroberer und Herrscher nach Partholon zurückzukehren. Die Krieger auf der Wachtburg waren auf den Dämonenansturm nicht vorbereitet gewesen und wurden schlicht überrannt. Damit hatten sie zugelassen, dass Tod und das Böse in Partholon einfielen.
Die schwarze Uniform, die sie nun trugen, machte ihren Schwur an Partholon sichtbar und versprach, dass ihre Wachsamkeit niemals nachlassen würde. Sie waren hervorragend ausgebildet, und Brighid gefiel die Vorstellung gar nicht, sich ihnen im Kampf stellen zu müssen. Vor allem, weil ihre Verbündeten nur aus einem depressiven Krieger und einem verwundeten Kind bestanden.
Verdammt schlechte Aussichten, wie ihr Bruder sagen würde. Sie
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