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Beseelt

Beseelt

Titel: Beseelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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entschlossen.

19. KAPITEL
    D ie Kleinen waren ungewöhnlich still; das war, wie Brighid inzwischen gelernt hatte, ihre natürliche Reaktion auf Furcht. Sie weinten und jammerten nicht, wie die meisten menschlichen Kinder es tun würden. Sie wurden stattdessen sehr ruhig und aufmerksam. Sie respektierte das an ihnen und dankte Epona für ihre Reife. Sie waren besonnen und saßen geduldig und schweigend in einem Halbkreis um das von Ciara hastig entzündete Lagerfeuer. Gebannt schauten sie zu, wie Nara Liams Flügel hielt, während Cuchulainn den Jungen den Pfad hinuntertrug.
    Brighid musste sich zwingen, ihm nicht zuzurufen, er solle sich beeilen. Rastlos lief sie hin und her, den Blick immer auf den Pass gerichtet. Sie beide mussten zur Wachtburg und die Krieger abfangen, ihnen erklären, warum sie sich entschieden hatten, hier entlangzukommen. Sie mussten ihnen sagen, dass es sich bei den Neuen Fomorianern nicht um eine einfallende Streitmacht aus dem Ödland handelte, sondern um eine Gruppe Kinder und hoffnungsvoller Erwachsener, denen von der Stammesführerin des MacCallan-Clans ein sicheres Zuhause in Partholon versprochen worden war.
    Vermutlich wussten die Wächter das meiste davon bereits. Cuchulainns Mutter hatte die Nachricht in Partholon verbreiten lassen. Auch wenn sie wohl nicht mit offenen Armen empfangen werden würden, wurden die Neuen Fomorianer doch wenigstens erwartet. Etain war Eponas Auserwählte, und Elphame betrachtete man als von der Göttin berührt. Ihre Akzeptanz stellte sicher, dass die Partholonier nicht die Hand gegen die Hybriden erhoben, denn das wäre gleichbedeutend mit einem Akt der Missachtung Eponas.
    Und doch war Liam angegriffen worden.
    „Nara, ich habe neben dem Feuer eine Pritsche für Liam hergerichtet“, rief Ciara.
    Brighid beendete ihre stille Musterung des leeren Weges und drehte sich um. Cu ging mit großen Schritten zum Lagerfeuer, einen blassen Liam in den Armen. Der Kleine stöhnte, als er ihn auf die dicken Felle legte. Nara rief nach kochendem Wasser und fing an, Kräuter zusammenzumischen, während sie beruhigend auf den Jungen einredete.
    Cuchulainn sah der Heilerin einen Augenblick zu, dann kam er zu ihr.
    „Wir müssen die Krieger abfangen und die Situation klären, bevor alles noch schlimmer wird“, sagte er.
    „Sehe ich aus, als wollte ich mit dem Krieger
sprechen
, der ein Kind für einen Dämon gehalten hat?“
    „Einen Krieger der Wachtburg zu schelten ist nicht der richtige Weg zu einer Klärung.“
    „Schelten ist nicht das Einzige, was ich mit ihm vorhabe“, sagte sie grimmig.
    Cuchulainn wollte gerade etwas erwidern, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Seine Muskeln spannten sich unwillkürlich an. Brighid wirbelte herum und keuchte auf. Das Ende des Passes war nicht länger leer. Schweigend kamen Dutzende schwarz gekleideter Krieger auf sie zu.
    „Bleib bei mir. Zieh nicht deinen Bogen“, sagte Cu.
    „Cuchulainn?“ Ciaras zitterndes Flüstern war eine einzige Frage.
    Er sah sie kurz an. „Alles wird gut.“ Er ließ den Blick ruhig von Kind zu Kind gleiten und wiederholte langsam: „Alles wird gut.“
    Große Augen schauten ihn vertrauensvoll an.
    Die Verantwortung für diese Kinder lastete schwer auf seinen Schultern. Er nickte ihr zu, und gemeinsam zogen der Mensch und die Zentaurin los, um die dunkle Reihe der Krieger in Empfang zu nehmen.
    „Kennst du welche von ihnen?“, fragte Brighid leise.
    „Das weiß ich nicht. Sollte ich aber. Ich bin hier ausgebildet worden. Wobei das schon einige Jahre her ist …“
    Seine Stimme erstarb, als die geschlossenen Reihen wie auf Kommando stehen blieben. Ein einzelner Krieger trat vor.
    Brighid warf Cu einen Blick zu und bemerkte erleichtert, dass sich sein Gesichtsausdruck entspannt hatte. Er ging dem dunkel gekleideten Mann entgegen und streckte den rechten Arm für die formelle Begrüßung unter Kameraden aus.
    „Meister Fagan, schön, Euch zu sehen“, sagte er mit aufrichtiger Wärme in der Stimme.
    Der Krieger zögerte nur einen Augenblick, bevor er Cus Unterarm packte und den Gruß erwiderte.
    „Gleichfalls, Cuchulainn MacCallan. Wir wurden von Eurer Mission im Ödland unterrichtet. Als das Signalfeuer brannte, hoffte ich, Euch zu treffen und nicht eine einfallende Horde Feinde.“
    Fagans Stimme war so knorrig wie sein stark von Falten durchzogenes Gesicht, aber sie enthielt die gleiche Vertrautheit, die Cu bei seiner Begrüßung gezeigt hatte.
    Cu unterdrückte ein

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