Beseelt
dass sie sich so gut benahmen. Sie bemerkte einige raschelnde Flügel und meinte, die unterdrückte nervöse Energie beinahe zu sehen, aber keines der Kinder plapperte oder spielte sich in den Vordergrund. Ungekannter Stolz erfasste sie.
Ciara hob die Stimme, und Brighid erkannte, dass die kurzfristige Verschnaufpause bald vorbei sein würde. Sie warf den nichts ahnenden Kriegern einen Blick zu. Wenigstens waren vier von ihnen selbst Eltern und somit einigermaßen vorbereitet auf das, was kommen mochte.
Die Schamanin machte einen eleganten, tänzerischen Knicks und verkündete: „Mögen die Nachfahren der Neun Musen sich erheben und Fagan, den Schwertmeister der Wächter, begrüßen.“
Oh Göttin, dachte Brighid, sie hat es wirklich getan. Sie wappnete sich innerlich, als die Kinder jubelnd auf die Füße sprangen, wie gefangen gehaltene Vogelbabys, die plötzlich in die Freiheit entlassen wurden.
Äußerst zufrieden beobachtete sie, wie Fagan automatisch einen Schritt zurücktrat. Sie suchte Cuchulainns Blick und sah, dass er Fagan ebenfalls wissend lächelnd im Auge behielt. Er schaute kurz zu ihr, und sie musste sich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Zum Glück klatschte Ciara in diesem Moment in die Hände, und die Kinder verstummten.
„Sie sind immer ganz aufgeregt, wenn sie neue Leute kennenlernen“, entschuldigte die Schamanin sich.
„Gibt es keine anderen Erwachsenen außer Euch und der Heilerin?“, fragte Fagan.
„Oh doch, aber nicht viele.“ Ciara schaute sich suchend unter den Kindern um. „Bitte zeigt euch“, rief sie dann.
Die älteren Fomorianer, die verteilt in der Gruppe gesessen hatten, erhoben sich.
Fagan zählte sie und schüttelte den Kopf. „Das kann nicht richtig sein. Es sind nur so wenige.“
„Es gibt zweiundzwanzig erwachsene Neue Fomorianer“, informierte Cuchulainn ihn. „Mehr nicht.“
„Und wie viele Kinder?“
„Siebzig.“
Fagan sah ihn ungläubig an. „Wie kann es so wenige Erwachsene und so viele Kinder geben?“
„Meister, wenn Ihr uns heute Nacht Obdach in der Wachtburg gewährt, werde ich es Euch mit großem Vergnügen erzählen“, sagte Cuchulainn.
Fagan schaute von seinem ehemaligen Schüler zu dem blassen Jungen mit dem gerissenen Flügel und dann zu der Gruppe aufgeregter, wartender Kinder.
„Die Wachtburg wird Euch und den Neuen Fomorianern“, er stolperte ein wenig über den Namen, „Obdach gewähren.“
20. KAPITEL
„I ch würde ihn lieber selber tragen“, erklärte Brighid der Heilerin nun schon zum fünften oder sechsten Mal. Sie ging neben Liams provisorischer Trage her, die zwischen zwei domestizierten Ziegen hing. Jedes Mal, wenn sein schlafender Körper hin und her geschüttelt wurde, zuckte sie zusammen.
„Es ist für seinen Flügel besser, wenn er flach und unbeweglich liegt.“
Brighid runzelte besorgt die Stirn.
„Jägerin.“ Nara berührte sanft ihren Arm. „Die Blutung ist gestillt. Der Junge wird sich erholen.“
Brighid sah in den Augen der Heilerin, dass sie die Wahrheit sagte, und ließ sich davon ein wenig besänftigen.
„Brighid!“
Cuchulainns tiefe Stimme schallte zur ihr herüber. Er ging an der Spitze der sich langsam vorwärtsbewegenden, bunt gemischten Gruppe.
„Du kannst sicher sein, dass Liam gut versorgt ist. Er wird die Nacht durchschlafen und morgen früh enttäuscht aufwachen, weil er das erste Treffen mit den Kriegern der Wachtburg verpasst hat“, versicherte die Heilerin ihr.
Brighid lachte. „Ich werde ihn daran erinnern, dass er der Allererste war, der einen der Krieger getroffen hat.“ Bevor sie den Jungen verließ, beugte sie sich über ihn und strich ihm eine Haarsträhne aus der Stirn. Sie wusste nicht, wieso sie das tat, es fühlte sich richtig an, ihn zu berühren – sicherzustellen, dass er warm war und atmete und lebte.
Wie konnte so ein kleiner Junge ihr so viele Sorgen bereiten?
Kinder … kein Wunder, dass Eltern, die eigentlich jung und gesund sind, manchmal so ausgezehrt und abgelenkt wirken
.
Nach einem letzten langen Blick auf Liam trabte sie davon, um sich zu Cuchulainn zu gesellen. Sie musterte die Mischung aus Kriegern und Kindern, während sie sich einen Weg durch die Menge bahnte. Die Kleinen hatten zu ihrem alten Verhalten zurückgefunden und plapperten in einer Tour. Seit zwei Stunden zogen sie nun schon, begleitet von den Wachtburgkriegern, über den Pass, doch ihre Fragen schienen kein Ende zu nehmen. Sie kamen ihr vor wie strahlende, in Flügel
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