Beseelt
Brighid.
„Ist sie auch nicht, aber es wäre weder gut für mich noch für den MacCallan-Clan, wenn ich mich hier herumtreiben würde. Es ist für uns alle wichtig, weiterzugehen.“
„Du meinst Cuchulainn.“
„Ja, ich meine Cuchulainn.“ Als Brenna seinen Namen aussprach, wurde ihre Stimme zu einer weichen, verbalen Umarmung. „Aber nicht nur er. El, du, ich … wir alle haben unser Schicksal. Ich habe meines gefunden, und es wäre nicht recht, wenn ich euch bei eurem im Wege stünde.“
Bei Brennas Worten lief Brighid ein eiskalter Schauer über den Rücken.
„Ich bin nicht als Bote des Untergangs zu dir gekommen“, sagte Brenna schnell. „Dir ist es bestimmt, ein langes Leben zu führen, meine liebste Jägerfreundin. Ich will nur sicherstellen, dass es auch ein glückliches Leben wird.“
Brighid blinzelte überrascht, und Brenna lächelte.
„Das hast du nicht erwartet, oder?“
„Ich dachte, du wärst wegen Cuchulainn hier.“
„Bin ich auch – auf gewisse Weise. Was ich dir sagen will, wird euch beiden helfen.“
„Was ist es, Brenna?“
„Der türkisblaue Stein ist mein Geschenk an dich. Benutze ihn, um Cu zu heilen.“
„Das werde ich, Brenna. Es geht ihm bereits besser. Er hat heute das Grab deiner Eltern besucht, nachdem Meister Fagan ihm erzählt hat, was deiner Familie zugestoßen ist. Er hat geschworen, dass er nicht …“ Brighid brach ab, entsetzt von dem, was sie fast ausgeplaudert hätte. Wo war sie nur mit ihren Gedanken? Würde sie ihre zu ehrliche Zunge denn niemals in den Griff bekommen?
Der Geist der Heilerin streckte einen Arm aus und legte eine kühle, beinahe gewichtslose Hand auf ihren Arm.
„Du kannst es ruhig sagen, meine Freundin. Der Tod hat diese alten Wunden geheilt. Die Vergangenheit kann mir keine Schmerzen mehr bereiten.“
„Cu hat geschworen, dass er wieder gesund wird, weil er nicht will, dass du dich für den Tod eines weiteren Mannes verantwortlich fühlst, den du geliebt hast“, sagte Brighid sanft.
„Gut. Wenn das Wissen um meine Vergangenheit ihm diese Lehre gebracht hat, wünschte ich nur, er hätte früher davon erfahren. Vielleicht hätte seine Heilung dann eher einsetzen können.“
Sie straffte die Schultern und schob ihr Haar zurück. Brighid schaute mit aufgerissenen Augen hin. Die fürchterlichen Narben, die ihre rechte Gesichtshälfte verunstaltet hatten, waren verschwunden; sie war wunderschön und ihre Haut makellos.
„Oh.“ Brenna hob die Hand an ihre Wange. „Sie sind weg. Das ist sonderbar. Ich nehme nicht oft eine physische Form an, und wenn, dann sind die Narben manchmal da und manchmal nicht.“
„So hat Danann dein Ebenbild gemeißelt – ohne Narben“, sagte Brighid. „Er sagte, ihm wäre das gar nicht bewusst gewesen, er hätte nur getan, was seine Erinnerung ihm eingab.“
Brenna lächelte strahlend. „Ich dachte immer, dass der alte Zentaur mehr Geist als Körper ist.“
In ihre Augen trat wieder dieser verträumte Ausdruck, und ihre Körperkontur flackerte.
„Brenna?“
Die Erscheinung blinzelte und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Jägerin. „Ich habe nicht mehr viel Zeit. Lass mich dir schnell sagen, weshalb ich gekommen bin. Ich möchte, dass du mir schwörst, einen offenen Geist zu bewahren.“
„Worüber?“
„Über alles, auch wenn du es für unmöglich halten magst.“
„Brenna, kannst du dich nicht etwas deutlicher ausdrücken?“
„Das könnte ich, aber dafür bist du noch nicht bereit. Und überhaupt, du musst es selbst herausfinden. Ich kann dir nicht mehr helfen, als ich es schon getan habe. Also bitte, schwöre es mir.“
Brighid runzelte die Stirn. „Okay. Du hast mein Wort.“
Brenna wirkte erleichtert.
„Danke, Brighid.“
„Möchtest du, dass ich Cuchulainn etwas von dir ausrichte?“, fragte Brighid, besorgt, dass die Gestalt ihrer Freundin wie eine schöne Zeichnung, die wegradiert wird, plötzlich verblassen könnte.
„Du kannst ihm von diesem Besuch erzählen, aber jetzt ist noch nicht der richtige Zeitpunkt.“ Brennas Stimme war kaum mehr als ein Hauch.
„Warte! Wann wird der richtige Zeitpunkt sein?“
„Das wirst du dann wissen. Frei und ohne jegliches Zögern überlasse ich ihn dir, meine Freundin. Erinnere dich daran … freiwillig … Und nun schlaf, Brighid. Möge deine Zukunft reich gesegnet sein …“
Brennas Erscheinung löste sich in nichts auf.
Brighid schlief tief. Den Rest der Nacht träumte sie nur vom frischen Duft der Kiefern während
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