Besessen
ein Fisch, der aus dem klaren blauen Himmel fällt.
Nathan konnte nicht damit leben. Und das war es auch, warum er sich nicht aus diesem Zustand befreien konnte. Er war ein Gefangener seiner eigenen Schuld.
Kaum hatte Carrie den Raum verlassen, fand sich Cyrus in den Klauen der beiden Vampirjäger, die bei ihm geblieben waren.
„Machen Sie sich nützlich“, knurrte Max, und die Frau reichte Cyrus ein dickes altes Buch, dessen Seiten schon vergilbt waren. Als sie sich über ihn beugte, stieg ihm ein Geruch in die Nase, den man nur als „nasser Hund“ beschreiben konnte.
Seine Laune hellte sich schlagartig auf. „Sie sind eine Lupide?“
Als sie sich auf ihn stürzte, wurde ihm klar, dass er sich diesen Fehler hätte ersparen können. Ihre Fingernägel bohrtensich in seine Schultern, und ihre Zähne schnappten Zentimeter vor seiner Kehle zusammen, als der Vampir die Frau zurückriss.
„Dreckige, mordende Bestie!“ Sie spuckte ihn an und trat mit einer solchen Wut nach ihm, dass sie für einige Sekunden nicht mehr den Boden berührte und gefallen wäre, hätte Max sie nicht gehalten.
„Hey, hey, beruhig dich. Das kann jedem mal passieren“, sagte Max und drehte sie zu sich.
Gleich bekommt der arme Kerl ihre Wut ab, dachte Cyrus und lachte sich insgeheim ins Fäustchen. Für einen Lupiden war es die schlimmste Beleidigung, wenn man ihn als Werwolf bezeichnete, doch umgedreht war es zehnmal schlimmer. „Ich bitte um Entschuldigung. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Früher hatte ich nur Kontakt mir Ihren entfremdeten Brüdern.“
„Sie sind nicht unsere Brüder, du mordender Feigling!“ In ihrer Stimme lag immer noch eine Spur von Hysterie, aber sie hatte sich wieder so weit unter Kontrolle, dass sie die Hände des Vampirs wegschob. „Ich weiß, wer Sie sind!“
„Sind wir uns schon einmal begegnet?“ Die Grausamkeit der Frage war reine Absicht. Er verschränkte die Arme vor der Brust und wartete darauf, was sie unweigerlich erwidern würde.
„Ich habe die Akten gelesen! Ich weiß, wie grausam Sie mit meiner Art umgesprungen sind. Die Jagden, die Sie zum Vergnügen der Lupiden organisiert haben. Hundekämpfe haben Sie sie zum Spaß vor Ihren Freunden genannt!“ Ihre schmalen goldenen Augen weiteten sich. Fing sie jetzt etwa an zu weinen?
Der Vampir legte ihr den Arm um die Schultern, eine beschützende Geste, als wäre sie seine Freundin. Sehr interessant.
„Das waren nicht seine einzigen Verbrechen.“ Max starrte Cyrus böse an. „Aber im Moment brauchen wir ihn noch.“
Cyrus hob die Hände mit einem tiefen, theatralischen Seufzen. „Hören Sie, es tut mir wirklich leid wegen all des Unrechts, das ich absichtlich oder unabsichtlich Mitgliedern Ihrer Meute oder Ihrer Sippe zugefügt habe. Mir ist es ernst damit, ich meine das ganz ehrlich, von ganzem Herzen. Aber ich bin müde. Bitte stellen Sie sich vor, wie es sein muss, wenn man von einer durchgedrehten Vampirbiker-Eso-Kult-Gang von den Toten zurückgeholt wird, nur um dann in einem Laster durch das halbe Land geschleppt zu werden, und zwar von seinem ehemaligen Zögling, seiner Ex-Loverin, die einen hasst und das menschliche Bedürfnis, mindestens zweimal am Tag an die frische Luft zu kommen, schlicht vergessen hat. Ich habe weder die Energie noch die Absicht, eine zehnseitige Entschuldigung für meine früheren Sünden zu verfassen, und falls Sie das jetzt von mir erwarten, dann werfen Sie sich doch lieber gleich vor einen fahrenden Zug.“
Als er zu reden anfing, hatten die Worte nicht böse geklungen. Sie waren taktvoll, aber ihm erschienen sie nicht besonders aggressiv. Offenbar war der Vampir da anderer Ansicht. Zur Abwechslung wollte er sich jetzt auf ihn stürzen, aber die Frau hielt ihn zurück. „Hör auf, so mit ihr zu reden!“
„Ich rede, wie ich will.“ Das Ende seiner Geduld, die wegen der Trauer um Mouse und die vielen Stunden ohne Schlaf eh schon an einem dünnen Faden hing, war erreicht. „Ich bin nicht freiwillig hier. Wenn es nach mir ginge, würde ich sofort durch diese Tür treten und keinen von euch jemals wiedersehen.“
Außer Carrie. Sie hatte er schon einmal verloren. Seit er sich wieder in ihrer Nähe befand, war der Liebeskummer,den er bis zu seinem Tod nicht überwinden konnte, noch viel stärker geworden. Doch wenn sie ihn in Ruhe gelassen hätte, dann wäre er bei Mouse in der Wüste geblieben, bis der Tod ihn dort wieder eingeholt hätte.
Anscheinend war der Tod die einzige Periode in
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