Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Besessen

Besessen

Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
Vom Netzwerk:
Griff nahm er Max’ Hand und schüttelte sie. „Wir kennen uns schon. Sie und Ihre Freunde sind damals in mein Haus eingebrochen und haben mich umgebracht.“
    Max’ gutmütiges Lächeln änderte sich nicht, aber Cyrus’ Knöchel wurde weiß, so fest drückte Max ihm die Hand. Als er ihn wieder losließ, schüttelte Cyrus heimlich seine Finger aus.
    „Ihr habt Nathan gefunden.“ Mein Herz pochte gegen meine Rippen. Ich hatte nicht erwartet, dass ich ihn hier sehen würde. Und obwohl ich überwältigt war vor Erleichterung, dass sie ihn gefunden hatten, konnte ich ihm noch nicht gegenübertreten.
    „Ja, ich wollte dich anrufen, aber es war ein bisschen hektisch hier.“ Max’ Blick glitt von mir zu Cyrus und wieder zu mir, und ich schaute weg, als ob er mich bei etwas ertappt hätte. Im selben Moment wurde mir klar, dass ich damit Max’ Verdacht bestätigte, auch wenn er ihm noch so furchtbar erscheinen musste.
    Max räusperte sich. „Er hat nach dir gefragt.“
    „Dann ist er …“ Ich wusste nicht, wie ich die Frage formulieren sollte und schaute hilflos zu Bella, die seltsamerweise mehr Verständnis für mich zu haben schien als Max.
    „Nein, er ist immer noch besessen. Er ist nur viel klarer geworden, als wir ihm einen Tranquilizer verpasst haben“, sagte Max und warf das blutige Handtuch, das er in der Hand gehalten hatte, über seine Schulter. „Er ist ein Wrack, an seinem Körper befinden sich jede Menge offene Schnittwunden. Und er hat furchtbare Angst. Vielleicht kannst du uns helfen, ihn zu beruhigen.“
    Wie auf Befehl erklang wieder ein Schrei aus dem Schlafzimmer.
    „Ja.“ Ich wischte mir die feuchten Hände an der Jeans abund schaute kurz zu Cyrus. „Bleib hier. Max wird nett zu dir sein.“
    Als ich den Gang in Richtung Schlafzimmer ging, rechnete ich mit einem Spruch von Max, etwas, das mich aufbaute, oder Vorwürfe, weil ich so treulos war. Aber ich hätte es besser wissen sollen. Max würde mich später unter vier Augen ausschimpfen, wenn das Schlimmste überstanden war.
    Das Zimmer war dunkel, wahrscheinlich, um Nathan nicht unnötiger Stimulation auszusetzen. Als ich eintrat, schrie er und wand sich in den Fesseln, mit denen Max ihn festgebunden hatte. Die Bettfedern quietschten unter seinem großen Körper, und der Rahmen ächzte. Ich erinnerte mich sofort an all die Zeiten, in denen ich diese Geräusche unter sehr viel vergnüglicheren Umständen gehört hatte. Im nächsten Moment kam ich mir schmutzig, schuldig und pervers vor.
    Vielleicht hatte er noch nicht bemerkt, dass ich da war. Noch konnte ich fliehen. Ich muss hier nicht bleiben, wenn er doch gleich wissen wird, was ich getan habe.
    Dann fiel mir das Blutsband zwischen uns ein, und ich hätte mir selbst an den Kopf schlagen können. Ich hatte ihn nicht bewusst von meinen Gedanken abgeschirmt. Konnte es sein, dass er sie gehört hatte?
    Würde er mich verstehen, wenn ich mit ihm redete? Als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er eine blutüberströmte Bestie ohne Bewusstsein gewesen. Wir hatten zwar über die Blutsbande kommuniziert, aber immer nur kurz. Dann hatte, was immer seine Seele zerstörte, ihn wieder erfasst.
    Ich brachte kein Wort hervor. Ich öffnete den Mund, aber was sollte ich sagen? Angespannt lehnte ich mich gegen daskühle, bunte Holz der geschlossenen Tür. Mein Atem klang viel zu laut in der quälenden Stille.
    Schließlich sprach Nathan. Seine Stimme klang rau und erschöpft, aber es war Nathan, nicht das Monster, das mich angegriffen hatte. „Carrie?“
    „Ich bin’s.“ Vorsichtig ging ich einen Schritt näher. Er war gefesselt, er war mein Schöpfer, und ich hatte nichts von ihm zu befürchten. Trotzdem erinnerte mich in diesem Augenblick nur an das Blut, das aus seiner zerschnittenen Haut auf mich gespritzt war. Auch wenn es morbide klang, war der Geruch von Nathans Blut für mich immer ein Gefühl von zu Hause gewesen. Doch in der Nacht, als er mich angriff, hatte sein Blut nach Verwesung gestunken, und die Erinnerung daran hielt meine Füße hartnäckig in der Nähe der Tür.
    „Sie haben mich festgebunden, Dotaír.“ Er war schwer zu verstehen, doch ich musste traurig lächeln, als ich meinen Kosenamen – Gälisch für Doktor – hörte. Nach einem betrunken klingenden Seufzer fügte er hinzu: „Und sie haben mich mit Beruhigungsmittel vollgepumpt.“
    „Ich habe dich vermisst.“ Ich konnte kaum sprechen, weil mir ein Kloß in der Kehle saß, der sich jeden Moment in Tränen

Weitere Kostenlose Bücher