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Besessen

Besessen

Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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seinem Leben, in der er für einen Augenblick zur Ruhe kam.
    „Tun Sie sich keinen Zwang an“, knurrte der Vampir, wobei sich seine Züge veränderten, und die furchtbare Schnauze mit den Reißzähnen erschien, die seine wahre Natur ausmachten.
    Für einen Moment trat die Werwölfin zurück. Als ob er ihren Horror spüren konnte, verwandelte Max die Fratze sofort in ein menschlicheres Gesicht. Offenbar merkte sie, dass sie seine Gefühle verletzt hatte, denn sie legte ihre Hand auf seinen Arm. „Wir brauchen seine Hilfe, Max. Er ist erschöpft, und er hat einiges durchgemacht. Wir können kaum erwarten, dass er anders reagiert. Er ist nur ein Mensch.“
    Die Worte sollten ihn treffen, aber Cyrus war froh, dass er nicht mehr zu dieser bizarren Parallelwelt gehörte, in der sie lebten. Er nahm das Buch und ließ sich in einem Sessel fallen, blätterte darin, ohne wirklich etwas zu erkennen.
    Es war seltsam und unangenehm, hier in Nolens Wohnung zu sein. Überall auf den Bücherregalen und den Tischchen neben der Couch standen Fotos in billigen Rahmen. Auf einigen war Ziggy zu sehen, der junge Mann, den Nolen als seinen Sohn betrachtet hatte.
    Cyrus erinnerte sich gerne an den Jungen. Er war intelligent gewesen, mit einer angenehmen Persönlichkeit und sehr talentiert im Bett. Und Cyrus hatte ihm seine Freundlichkeit mit Grausamkeit bezahlt, er hatte den Jugendlichen abwechselnd an sich gebunden und ihn von sich gestoßen.
    Als er sich daran erinnerte, wurde er rot vor Scham. „Duweißt, dass dein Vater und ich auch einmal miteinander geschlafen haben, oder nicht? Natürlich war er nicht halb so leidenschaftlich wie du. Erregt dich das? Zu wissen, dass du ein bessere Fick bist als er. Gott, was würde er jetzt von dir denken, wenn er dich sieht, auf Händen und Knien, wie du darum bettelst, dass ich es dir besorge.“
    Und er hatte darum gebettelt, dafür hatte Cyrus gesorgt.
    Gedankenverloren griff er nach dem nächsten Foto und drehte es mit dem Bild nach unten, damit die lächelnden Gesichter von Vater und Sohn ihn nicht mehr anstarren konnten.
    Max trat sofort heran und stellte den Rahmen wieder hin.
    Ah, so lief es also. Er sah sogar den tieferen Sinn dahinter. In seinem Leben hatte Cyrus entsetzliche Dinge getan, sogar Schlimmeres, als sich dieser Vampirjäger vorstellen konnte. Nun erhielt er seine gerechte Strafe dafür. Aber wenn dieses aufgeblasene Jungchen, das hier den harten Vampir markierte, meinte, dass er ihm eine harte Strafe auferlegte, dann täuschte er sich. Nichts kam der Vergeltung gleich, die zwei Vampire in der Wüste unwissentlich an ihm verübt hatten.
    Vielleicht war er besessen vom Tod, aber seine Gedanken fanden den Weg zurück in den Keller der Kirche. Brannte das Feuer noch? Hatte jemand sie gefunden? War ihr Körper verbrannt? Jetzt erschien es ihm falsch, dass er sie zurückgelassen hatte, ihren hilflosen toten Körper. Sein Verstand sagte ihm, dass sie keine Schmerzen mehr fühlen konnte, aber seine Gefühle brachten diese Logik in Verwirrung. Sie zeigten ihm ihre friedliche Miene, die sich in eine von Todesangst entstellte Fratze verwandelte, als sie erwachte und merkte, dass er sie dem Feuer überlassen hatte.
    Er hätte nicht mit Carrie mitgehen, sondern bei ihr bleibensollen, damit er alleine von ihr hätte Abschied nehmen können. Oh, er hätte sie nie so missbraucht wie die Mädchen, die er selbst getötet hatte. Allein der Gedanke war furchtbar, wenn es um eine Person ging, die er gerngehabt und deren Leben ihm etwas bedeutet hatte. Aber jetzt schien sein Aufbruch ihm überstürzt. Er hatte sie im Arm halten wollen, neben ihr liegen, ihre Augen schließen und sich der Illusion hingeben wollen, dass sie noch am Leben wäre, auch wenn ihr schon die Steifheit in die Glieder kroch und ihre Haut erkaltet war. Vielleicht wäre er noch ein paar Tage dort geblieben und nie von ihrer Seite gewichen. Vielleicht wäre er dort an einem gebrochenen Herzen gestorben.
    Diese Möglichkeit gab es jetzt nicht mehr. Sein Kummer, den er verdrängt hatte, war abgeklungen. Cyrus wollte nicht mehr leben, weil er Mouse verloren hatte, aber die Umstände hatten ihn gezwungen, mit grausamer Geschwindigkeit über ihren Verlust hinwegzukommen. Er sehnte sich nach ihr, aber er war nicht soweit, dass die Sehnsucht ihn in einen Irrsinn trieb, in dem er sich wirklich selbst etwas antun könnte.
    Die Werwölfin – Bella hatte Max sie genannt – drehte ein paar gemächliche Runden um einen Haufen Decken,

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