Besessen
Laden musste eine Leitung undicht sein, und vom ausströmenden Gas wurde Max schwindlig. „Das ist nicht wahr. Du hast gesagt …“
„Erst bin ich eine Lügnerin, und jetzt muss alles, was ich gesagt habe, wahr sein?“ Tränen liefen über ihr Gesicht, er hätte nie gedacht, dass er sie einmal so sehen würde. „Entscheidedu für mich, was wahr ist. Es ist nicht fair, wenn du mittendrin die Regeln änderst!“
„Warum hast du mir nichts gesagt? Ich hätte …“ Hätte er nicht. Er hätte nicht mir ihr geschlafen. Jungfrauen waren nicht sein Ding. Er mochte erfahrene Frauen, Frauen, bei denen man nicht aufpassen musste, Frauen, die er nehmen konnte –
Gott, er kam ganz bestimmt in die Hölle.
„Die Regeln sind anders für meine Art. Wir müssen so tun, als wären wir Menschen. Dabei leben wir in einer Welt, in der unsere Kultur als altmodisch gilt. Was wir gemacht haben, ein One-Night-Stand, das gibt es für Werwölfe nicht. Trotzdem soll ich ständig so tun, als wäre ich eine normale menschliche Frau. Vielleicht wäre alles nicht so kompliziert, wenn ich wirklich ein Mensch wäre.“ Sie lächelte traurig, und eine Träne lief ihr über die Wange. „Werwölfe binden sich fürs Leben. Was ich mit dir … erlebt habe, könnte ich mit einem anderen Werwolf nicht tun, ohne ernsthafte Verpflichtungen einzugehen. Ich dachte, mit dir könnte ich einmal eine ganz normale Frau sein. Ich weiß nicht, warum ich dich gewählt habe. Es war kein Trick. Du hast einen gewissen Ruf in der Bewegung, und ich dachte, du bist ein Mann, der mit einer Frau ins Bett geht und sich weiter keine Gedanken macht. Ich dachte, es ist für uns beide okay. Aber ich mag dich wirklich, auch wenn du für mich in einem Moment höchstens noch eine schöne Erinnerung sein kannst.“
Max konnte es nicht ertragen, wenn Frauen weinten. Er legte seine Arme um sie, zog ihren Körper zu sich und genoss ihre Wärme und das Leben in ihr.
Sie war die Vernünftigere von ihnen beiden. Natürlich konnte es für sie keine gemeinsame Zukunft geben. Er war nicht viel mehr als eine gut erhaltene Leiche. Sie war ein verfluchtesHundewesen. Was könnte ein Leben zusammen ihnen bieten, außer jede Menge Komplikationen?
Es war alles nur eine hübsche Fantasie gewesen. Warum sollte er beleidigt sein, wenn er ihr dabei geholfen hatte, dass sie sich für einen Moment einem schönen Traum hingeben konnte?
Sanft berührte er ihre Stirn mit den Lippen und wollte sie damit nur trösten. Doch auch wenn sein Körper tot war, mit einem zärtlichen Moment gab er sich nicht zufrieden. Bald küsste er sie wirklich und hatte keine Ahnung, wie es dazu gekommen war.
„Das Ritual“, hauchte sie an seinen Lippen und bewegte ihr Gesicht ein wenig weg von ihm.
„Wir haben Zeit“, versprach er. Die Uhr an der Wand schlug sechs. Draußen zwitscherten die Vögel. „Wahrscheinlich ist es eh schon zu spät für mich, um noch nach oben zu kommen.“
„Dann soll ich jetzt also aus Mitleid mit dir vögeln?“ Sie legte ihren lächelnden Mund auf seine Lippen.
„Nein.“ Er hob den Kopf und schaute auf sie herab. Hatte er einen Hinweis auf ihre Unschuld in ihrem Gesicht übersehen? War irgendwo etwas versteckt, das er hätte entdecken können, wenn er sich nicht von ihrem Aussehen und ihrem selbstbewussten Auftreten hätte täuschen lassen? „Lass uns so tun, als ob es das erste Mal ist.“
Sie schaute ihn zögernd an. „Was meinst du?“
Liebevoll strich er eine glatte schwarze Strähne aus ihrem Gesicht. „Lass es mich richtig machen. Wenn ich es gewusst hätte, dann hätte ich dich nicht so …“
„Fortgeschritten gefickt?“
Er wollte nicht, dass sie dachte, er würde sie auslachen, aber er konnte sein Amüsement nicht länger zurückhalten.„So kann man es auch ausdrücken.“ Er wurde ernst, als er ihr mit dem Daumen über die Wangen fuhr. „Ich hätte es schöner für dich machen können.“
„Es war gut. Nicht toll, aber gut.“ Die Bella, die er kannte, war zurück, und ihre geheimnisvollen Gesichtszüge erregten ihn. „Wir versuchen es auf deine Art. Ich probiere alles einmal aus. Oder zweimal.“
Max wollte glauben, dass er durch diese Konfrontation etwas Seelenruhe gefunden hatte. Doch dann glitt er in sie auf dem improvisierten Lager aus hastig abgestreiften Kleidern, und er wusste, dass er sich nur noch mehr in ihr verlor.
23. KAPITEL
Angst und Abscheu
Ich wartete mit Cyrus im Wohnzimmer, als die Sonne unterging, und Max und Bella aus dem
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