Besessen
davon bin ich überzeugt. Und ich kann nicht ohne ihn sein. So stark bin ich nicht.“
Verzweifelt ließ ich den Kopf in meine Hände fallen, undim nächsten Moment legten sich starke Arme um mich. An der Kälte, die von seiner Haut strahlte, erkannte ich Max.
Zwei weitere Hände legten sich auf mich, eine auf meinen Kopf, die andere massierte mir sanft den Rücken. Bella flüsterte mir in ihrer Sprache beruhigend ins Ohr. Dann sagte sie leise: „Sie müssen stark sein für das Ritual. Was ich von Ihnen verlange, ist nicht einfach.“
Ich schaute hoch in ihre aufrichtigen goldenen Augen. Was ich antwortete, weiß ich nicht mehr, doch es muss sie von meiner Stärke überzeugt haben, denn sie erklärte: „Ich möchte, dass Sie Ihren Körper der Seele zur Verfügung stellen.“
Die Angst fuhr mir in den Magen, als ich an die Zwischenwelt dachte und die Gefahr, dass ich für immer dort verloren war. „Wie meinen Sie das, meinen Körper zur Verfügung stellen?“
„Sie werden Ihren Körper nicht verlassen“, sagte sie so schnell, als ob sie meine Gedanken erraten hätte. „Aber Sie werden ihn nicht mehr kontrollieren können. Der größte Teil wird Marianne gehören, so lange, wie ich den Zauber aufrechterhalten kann. Durch Ihren Körper kann sie mit Nathan sprechen, und sie wird ihm hoffentlich verzeihen, was er ihr angetan hat.“
„Hoffentlich?“, fragte Max und hob das Gesicht, das er in meinem Haar vergraben hatte.
„Ich will nicht lügen. Wenn Mariannes Geist wütend ist und sie ihm nicht verzeiht, dann kann ich sie nicht zwingen. Aber vielleicht genügt es auch schon, wenn Nathan und sie noch einmal aufeinandertreffen.“ Bella legte Hoffnung in ihre Stimme, aber es war klar, dass sie trotz ihrer optimistischen Haltung auch Zweifel hegte.
„Ich mache es“, sagte ich entschlossen.
„Nein.“ Cyrus wimmerte fast in seiner Ecke.
„Ich muss.“ Entschlossen schaute ich zu Cyrus, dann zu Max und schließlich zu Bella und flehte sie schweigend an, mich zu verstehen. „Wenn wir das Ritual nicht machen, dann ist Nathan schon jetzt für immer verloren. Selbst wenn es am Ende nicht funktioniert, dann möchte ich mir sagen können, dass wir alles versucht haben.“
Für kurze Zeit war es ganz still, dann sprach Cyrus wieder. „Aber mein Vater ist noch am Leben. Es wird nie vorbei sein. Er wird sie nie in Frieden lassen, solange er Nathans Seele braucht, um sein Ritual zu beenden.“
Max rieb sich das Kinn und massierte seine Wangen, eine Geste, die verriet, wie erschöpft er war. „Wenn wir Nathan wieder in Topform haben, rufe ich meine lokalen Kontakte aus der Bewegung an, und wir stellen ein Einsatzkommando zusammen. Und dann machen wir den Wichser ein für alle Mal fertig. Nichts für ungut.“
Cyrus schüttelte den Kopf. „Kein Problem. Ich wäre hocherfreut, wenn jemand ‚den Wichser ein für alle Mal fertigmacht‘.“
„Also, wann beginnen wir mit dem Ritual?“ Obwohl ich wirklich alles unterstützte, was Bella geplant hatte, hätte ich doch lieber noch mehr Zeit gehabt. Wofür, wusste ich nicht. Aber ich hätte das Unvermeidliche gerne noch etwas hinausgezögert.
Sie nahm ein Notizbuch vom Sofatisch und blätterte es durch, wobei sie vor der Couch auf und ab ging. „Ich muss noch alle Bestandteile zusammensuchen und alles noch einmal nachlesen, aber der Zauber muss um Mitternacht durchgeführt werden. Heute ist die letzte Nacht des abnehmenden Mondes.“
Sie sagte das, als ob ich wirklich wissen müsste, was es bedeutete. Aber ich hatte keine Ahnung und starrte sie nur an. „Und das heißt?“
„Die abnehmende Phase des Mondes ist die beste Zeit für Gegenmagie. Kleinere Bannrituale kann man jederzeit durchführen, aber das hier …“
„Ist nicht klein“, beendete ich den Satz für sie. „Und wenn wir das Ritual nicht heute Nacht vollziehen?“
„Es dauert einen ganzen Monat, bevor wir es wieder mit Erfolg durchführen können.“ Sie wartete einen Moment, bis ihre Worte bei uns angekommen waren, dann sagte sie: „Ich gehe nach unten und widme mich den Vorbereitungen. Bitte seid alle um Mitternacht bereit.“
Mitternacht. Bevor ich lange darüber nachdenken konnte, nickte ich. „Klingt gut.“
Zum Teufel mit den Konsequenzen, um Mitternacht würde Nathan wieder mit seiner Frau vereint werden, und ich würde mich auf eine unsichere Zukunft einlassen.
24. KAPITEL
Erste Eindrücke, versöhnt
Obwohl ich mich geistig völlig ausgelaugt fühlte, war mein Körper nicht
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