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Besessen

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Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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vermiedden schrecklichen, Schuldgefühle weckenden Verband, und schob einen Finger in sie hinein. „Der beste Teil war, sie zu beißen und sie sterben zu hören, während ich mich an ihnen verging.“
    Sie spannte sich. Ihr Körper bot ihm zu viel Widerstand, als er den Finger tiefer hineinstieß. Sie war Jungfrau.
    Übelkeit krallte sich in seine Nerven. Cyrus zog sich zurück und erhob sich auf die Knie. Er hatte es erwartet, mit Sicherheit, aber mit der Scham, die ihn paralysierte, hatte er nicht gerechnet. Wo kam sie nur her, wo er doch so artig gewesen war?
    Stacey setzte sich auf, und für einen Augenblick verzog sich ihr Gesicht zu einer Grimasse, dann streckte sie die Arme nach ihm aus. Zu benommen für irgendeine Form der Gegenwehr saß er bewegungslos da, als sie seinen Mund mit ihrem bedeckte.
    Es war, als würde er hilflos von einem mächtigen Sturm herumgewirbelt, abhängig von einem brüchigen Seil als letztem Anker am festen Boden. Schon früher hatte er dieses Gefühl erlebt. Diese verzweifelte Sehnsucht nach menschlicher Berührung, genau wie sie es auch empfand. Cyrus hatte gelernt, sich dagegen zu wappnen. Der Schock der Zurückweisung stand ihr ins Gesicht geschrieben, als er sie von sich stieß. Ein verdächtiger Schmerz schoss durch seine Brust. Er stählte seine Entschlossenheit. „Ich will nicht, dass du dich prostituierst als Gegenleistung für gespielte Zuneigung!“
    Ihr Schmerz kochte über, wurde zu Wut. „Warum? Mit all den anderen Mädchen hast du das doch auch gemacht! Du hast es getan, und dann hast du sie getötet! Warum nicht mich?“
    „Ist es das, was du willst?“ Nun, wo er ihre Haut gespürt und ihr sanftes Stöhnen vernommen hatte, stieß ihn der Gedankeab. Vielleicht hatte er mehr mit diesem bedürftigen Mädchen gemein, als er sich eingestehen wollte.
    „Ich will es hinter mich bringen!“ Sie strampelte mit Armen und Beinen wie ein Kind während eines Wutanfalls und schrie vor Verzweiflung und Aussichtslosigkeit. „Ich bin schon tot! Ich will es nur hinter mich bringen!“
    Cyrus zog sich ans Ende des Bettes zurück, sein Herz schlug hart gegen die Rippen. Wie ging man mit Menschen um, wenn sie die Kontrolle verloren? In den ersten Stunden seiner neuen Sterblichkeit hatte er Angst und Schrecken verspürt. Er hatte um den Tod gebetet und kannte ihren Schmerz. Wenn er ihn ihr nehmen könnte, würde er es tun.
    Im schwachen Mondlicht, das die Kochnische beleuchtete, erspähte er den Messerblock auf der Arbeitsplatte. Wenn Mouse tot war, hätte er seinen Frieden wieder, innerlich wie äußerlich. Keine Selbstzweifel mehr, kein Ringen mit seiner beängstigenden Menschlichkeit.
    Sein Ärger verflüchtigte sich, als ihre Wut auf kindisches Schluchzen abkühlte und er sich wieder wie eine Bestie vorkam. Nein, Bestie war ein zu starkes Wort. Memme . Das beschrieb ihn besser. Eine Memme, die sich duckte vor einem so beeindruckenden Gegner wie einer weinenden Frau.
    „Heul nicht“, herrschte er sie an, aber er wusste, das war kein Befehl, den sie befolgen würde. Fluchend legte er die Arme um ihren zitternden Körper und zog sie an sich, als könnte er den Schmerz absorbieren, den sie ausstrahlte.
    „Ich ertrage das Warten nicht mehr“, schluchzte sie in seine Schulter. „Ich hab solche Angst und kann das Warten nicht ertragen.“
    Bis zum Morgengrauen hielt er sie in seinen Armen, obwohl sie sich schon lange in den Schlaf geweint hatte. Als das Sonnenlicht durch die kleinen Kellerfenster sickerte, brachdie Erkenntnis der Lächerlichkeit seiner Handlungen über ihn herein.
    Du bist jämmerlich. Es war die Stimme seines Vaters, nicht seine, die durch seinen Kopf hallte. Sieh dich an, wie du bei ihr ausharrst. Wie ein winselndes Hündchen.
    Sosehr er die Stimme hasste, er wusste, dass sie recht hatte. An diesem Ort gab es keinen Platz für sein Gewissen.
    Und doch konnte er sich nicht von der tröstenden Wärme ihres Körpers trennen. Und das beängstigte ihn mehr als alle Worte, die sein Vater sich einfallen lassen konnte, um ihn zu geißeln.
    Auf der Universität hatte ich immer von dem Tag geträumt, an dem ich meine eigene Praxis haben würde. Ich malte mir exakt aus, mit was für Farben und mit welcher Art Einrichtung ich eine Atmosphäre von Ruhe und Behagen schaffen würde, in der meine Patienten darauf warteten, dass ich nach ihnen sah.
    Der General hätte mich um ein paar Ratschläge angehen sollen. Das Wartezimmer zu seinem Büro war so kahl und weiß wie der Rest

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