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Besessen

Besessen

Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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er sich ein, dass sie in diesem Duell womöglich die besseren Karten hatte. Eine Person konnte man zum Jäger ausbilden, aber ein Raubtier … war dazu geboren.
    Max setzte ihr nach und erwischte sie beinahe am Fuß der Treppe, aber als sie die Tür aufriss, flutete neugeborenes Sonnenlicht in das Treppenhaus. Er fauchte und sprang zurück.
    Als sie die Straße hinunterfloh, rief sie: „Komm mir nicht in die Quere, Vampir. Ich töte dich, wenn ich muss.“
    Ich klemmte mich hinters Steuer, nahm die Interstate-94 und rauschte über die Staatsgrenze, noch bevor die Sonne aufging. Nach einem langweiligen Tag, den ich in den unerträglich muffigen Laster gequetscht verbrachte, war ich bei Einbruch der Dunkelheit wieder auf der Straße. In der Hand hielt ich einen Reisebecher mit kaltem Blut aus der Kühltasche, die ich mir angeschafft hatte. Meinen Blick richtete ich nach Westen.
    Kurz hinter Chicago passierte ich den Knotenpunkt zur 80-90, die mich nach Iowa führen würde. Die Landschaft wurde schlagartig flacher. Ohne Kassettendeck und mit kaputtem Radio hatte ich meine Stimme – und das Repertoire von ABBA-Songs – ziemlich bald überbeansprucht.
    Mangels Beschäftigung für mein Gehirn wanderten meine Gedanken unweigerlich zu Nathan. Ich wusste, dass er nicht tot war und prüfte wachsam unser Blutsband, obwohl alles, was ich empfing, nur ein ganz leises Ziehen war. Ich erfüllte meinen Geist mit so viel Liebe und Unterstützung wie ich hatte, sandte sie in seine Richtung und hoffte, er würde die Botschaft bekommen. Am Ende rührten sich Erinnerungen, die ich jetzt lieber ignoriert hätte, und stiegen an die Oberfläche.
    Ich dachte an all unsere missglückten Versuche, Kniffel zu spielen. Wie ich jedes Mal „Böses Omen! Böses Omen!“ rief, wenn er den Würfel warf. Es hatte ihn wahnsinnig gemacht, aber nicht so, dass er nicht mehr lachen konnte.
    Dann fiel mir ein, wie wir versucht hatten, die Krypta zu renovieren.
    „Was zum Teufel soll das sein?“, fragte er beim Anblick einer botanischen Bordüre, die ich an der Oberkante der Wände angefangen hatte und um den Raum ziehen wollte. Ich betrachtete mein Werk mit einem, wie ich fand, kritischen Blick.
    „Ein Feigenblatt.“
    Mein Blick war wohl nicht kritisch genug gewesen. Er machte ein Gesicht, als hätten meine künstlerischen Fertigkeiten ihn tief gekränkt. „Augenscheinlich unterscheidet sich deine Vorstellung von einem Blatt ganz gewaltig von meiner.“
    Trotzig schnitt ich eine Grimasse und betupfte schützend die Farbe. „Ich finde, es sieht gut aus.“
    „Ich sage ja nur, wenn du für die Gestaltung vom Garten Eden verantwortlich wärst, wäre ich froh, nicht dort leben zu müssen.“ Es war kurz vor der Morgendämmerung, und wir hatten seit Sonnenuntergang gearbeitet. Nathans müde Stimme, mit seinem Akzent, der durch die Erschöpfung stärker geworden war, brachte Worte hervor, die kaum noch als Englisch erkennbar waren.
    Einem gutturalen „Hach!“ hatte ich nicht widerstehen können. Die darauffolgende Farbschlacht bespritzte die Regale und die Decke. Wir wären noch dazu gekommen, es zu übermalen, wenn es nicht darin geendet hätte, dass wir uns auf den Plastikplanen balgten, bis mehr daraus wurde als eine Balgerei.
    Aus diesen Erinnerungen zog ich so viel Glücksgefühl wie ich nur konnte, und speiste sie ins Blutsband. Vielleicht beruhigte ihn ja das Wissen, dass wir nach ihm suchten, und bewahrte ihn vor dem Verzweifeln.
    Ich wünschte, ich könnte auf dem Parkstreifen anhalten und weinen, aber dafür war keine Zeit. Ich schluckte meinen Schmerz hinunter und hielt die Augen auf der Straße.
    Was würde passieren, wenn Max ihn erwischte? Anne hatte sehr überzeugt geklungen, als sie sagte, er würde Nathan nicht ausschalten. Sie war allerdings auch davon überzeugt gewesen, dass das Orakel niemanden verletzen würde?Die Vorstellung, dass Max Nathan etwas antat … ich war nicht sicher, ob ich je wieder ein Wort mit ihm reden könnte, wenn das geschah.
    Dann gab es das Problem mit Cyrus. Es war leicht gewesen, meinen Groll gegen ihn sterben zu lassen, als ich davon ausging, dass er tot war. Aber wie sollte ich es durchstehen, ihn möglicherweise wiederzutreffen? Würde er immer noch diese kranke, verführerische Macht über mich haben?
    Es gab nur sehr wenig, was ich fürchtete, seit ich selbst zu den nächtlichen Schreckgestalten gehörte. Unglücklicherweise gehörte mein früherer Schöpfer zu dem sehr Wenigen. Cyrus hatte eine

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