Besessen von dir
über Don nachdenken.
Sie mußte schmunzeln, als sie sich ausmalte, wie sie den Jeep zurückbrachte und Brad Hastings erklärte, wo Don steckte.
Doch, entschied sie, Don hatte das verdient. Und für seine Dreistigkeit kam er mit dieser Schmach noch gut davon.
Also warum hatte sie bloß dieses schlechte Gewissen und bedauerte, daß die Zeit mit Don allein so plötzlich vorbei war?
Während sie sich abtrocknete und ihr Haar fönte, kehrten ihre Gedanken immer wieder zu Don zurück. Sie hörte ihren
Anrufbeantworter ab. Einige Leute hatten angerufen, unter anderem Alan, Tracy und Dr. Henshaw. Sie wählte die Nummer von Whispering Hills und wartete angespannt darauf, daß die Telefonistin sie zu dem Psychiater von Lee Johnston
durchstellte.
Schließlich hob er ab. “Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat, bis ich Sie sprechen konnte”, sagte er und erklärte ihr, daß er für einige Zeit nicht in der Stadt gewesen sei. Kaylie fragte ihn ohne Umschweife nach Johnston, und eine Weile schwieg der Arzt.
“Seinetwegen brauchen Sie sich für lange Zeit keine Sorgen zu machen”, sagte er vorsichtig.
Eigentlich hätte sie jetzt erleichtert sein müssen, doch bei Dr.
Henshaws, vorsichtiger Ausdrucksweise mußte sie wieder an Dons Worte denken. Offenbar hatte Don recht, und Dr.
Henshaw hielt etwas zurück. “Wie lange Zeit?”
“Das hängt von der Entscheidung der Gerichte ab.”
“Aber Sie und die anderen Ärzte können Empfehlungen geben.”
“Keine Sorge, Miss Melville. Lee wird nicht entlassen, und das wird, so fürchte ich, auch noch lange so bleiben.”
“Also, ich finde, Sie sollten wissen, daß da jemand anderer Ansicht ist”, erwiderte sie. Was konnte es schon schaden, wenn sie dem Arzt davon erzählte? Doch er hatte bereits von den zwei merkwürdigen Anrufen erfahren. Für ihn war das Ganze
“blanker Unsinn”.
Als Kaylie auflegte, war sie einigermaßen überzeugt, daß Johnston noch einige Zeit in der Anstalt bleiben würde.
Dennoch war sie nicht ganz zufrieden.
Das liegt daran, daß Don nicht hier ist, sagte ihr eine innere Stimme, während sie beim Sender anrief.
Die Empfangsdame stellte sie zum Produzenten von West Coast Morning durch. “Kaylie!” schrie Jim in den Apparat, und unwillkürlich mußte sie lächeln. “Wird Zeit, daß wir mal was von dir hören! Wie geht’s deiner Tante?”
Schlagartig wurde sie ernst. Wie sollte sie mit Dons
Lügengeschichten umgehen? “Sie, ja, ihr geht es schon besser”, brachte sie schließlich hervor. Vorerst wollte sie die Sache mit der Entführung für sich behalten. “Sogar schon viel besser”, fügte sie gepreßt hinzu und verfluchte Don im stillen. “Tut mir leid, daß ich nicht selbst angerufen habe. Das ging alles so rasend schnell.” Wenigstens das war keine Lüge.
“Macht nichts. Margot hat uns alles erklärt.”
Nicht ganz. Kaylie fand, daß Margot ihr noch einige
Erklärungen schuldig war.
“Wir haben dich hier vermißt”, scherzte Jim gutgelaunt
“Ohne dich ist die Sendung nur eine halbe Sache, und wir haben unzählige Anrufe bekommen. Die Leute machen sich Sorgen um dich und deine Tante. Das mußt du morgen in der Show
unbedingt erklären. All diese kleinen persönlichen Dinge interessieren die Zuschauer ungemein.”
Der Gedanke, während der Sendung zu lügen, ließ Kaylies Magen verkrampfen. “Und diese Anrufe?” fragte sie. “Hat jemand namens ‘Ted’ angerufen?”
“Ich glaube nicht. Was ist denn mit dem? Es hat noch jemand seinetwegen angerufen. Tracy war dran.” Kaylie hörte, wie Jim die Muschel abdeckte und mit seiner Assistentin sprach. “Sie sagt, daß ein Hastings angerufen hat. Er arbeitet für deinen Ex-Mann. Geht da irgendwas vor?”
“Nur der Anruf von einem Verrückten”, wiegelte sie ab und berichtete Jim von den Ankündigungen. Er wirkte nicht beruhigt, als sie erzählte, daß Lee Johnston nicht entlassen werden solle.
“Noch ein Verrückter. Ich sage dir, die Stadt ist voll von solchen Leuten”, stellte Jim fest und beendete das Gespräch.
Kaylie legte auf, schnappte sich ihre Jacke und die
Handtasche und lief aus der Wohnung.
Die Zentrale von Dons Sicherheitsdienst befand sich im fünften Stock eines Gebäudes nicht weit von der Küste.
Entschlossen schob Kaylie die Glastür auf und ging zum Empfang. Die Frau hinter dem Pult, Peggy Wagner, war eine dickliche Frau um die Fünfzig. Sie trug ihr graues Haar nach hinten gesteckt und hatte eine Brille auf. Peggy arbeitete schon
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