Besser schreiben für Dummies (German Edition)
Konjunktiv gut.
Nichts Zweifelhaftes behaupten
Man soll nur das behaupten, was man hinreichend belegen kann. Dieser Grundsatz wird oft dem Zeitdruck geopfert. Wenn es schnell gehen muss, verzichtet man eben darauf, Informationen zu prüfen. Man begnügt sich mit Informationen aus zweiter Hand, statt zur Quelle zu gehen; man verlässt sich auf eine Meinung, statt eine zweite dagegenzuhalten. Wird schon stimmen, beruhigt man sich, und weiß, dass es möglicherweise nicht stimmt.
Beim Schreiben ist die mögliche Richtigkeit nicht gut genug. Deshalb sollten Sie alles, was zweifelhaft ist, prüfen und klären. Das gilt auch und gerade unter Zeitdruck. Denn unter dem Strich kostet es mehr Zeit, die Folgen einer falschen Version aus der Welt zu schaffen, als eine richtige Version in die Welt zu setzen.
Die Wahrheit verleiht dem Text Aussagekraft und dem Autor Glaubwürdigkeit. Deshalb sollte man sie hegen und pflegen und niemals leichtfertig aufs Spiel setzen.
Quantität
Die Quantitätsanforderung bezieht sich auf die Menge der gelieferten Information. Ein Beitrag soll so informativ sein wie nötig. Das erklärt sich von selbst. Wenn eine wesentliche Information fehlt, bleibt der Leser in der Lücke hängen und kann dem Text nicht folgen.
Auch der umgekehrte Fall, ein Zuviel an Information, schadet dem Text. Hier ist der Grund nicht ganz so offensichtlich, denn alles Wesentliche ist ja da. Nur geht es im Unwesentlichen unter. Deshalb kommt es beim Schreiben sehr darauf an, das richtige Maß zu treffen.
So ausführlich wie nötig
Ein Text muss alles liefern, was der Leser für sein Verständnis braucht. Das ist der Anspruch, und den kann man leicht nachvollziehen. Es ist ärgerlich für den Leser, sich seine Informationen mühevoll zusammensuchen zu müssen. Wenn man den Anspruch trotzdem nicht erfüllt, hat das meistens ganz profane Gründe:
Flüchtigkeit
Wer flüchtig ist, vergisst schnell mal was. Gegenmaßnahme: Stehen bleiben und sich gründlich umschauen, ob alles da ist.
Fehlender Überblick
Wer eine umfangreiche Arbeit schreibt, kann den Überblick darüber verlieren, was er wo geschrieben hat. Über der Tour bleibt auch mal etwas ungeschrieben. Gegenmaßnahme: Eine detaillierte Gliederung entwerfen und kontinuierlich fortschreiben.
Falsche Leserpeilung
Wer stark mit einer Sache beschäftigt ist, übersieht schon mal, dass andere weniger wissen. Statt sein Plus zu teilen, lässt er den Leser auf seinem Defizit sitzen. Gegenmaßnahme: Den Blick von der Sache losreißen und auf den Leser richten.
Diese Fehler — und andere — befallen Texte aller Art: kurze, lange, beiläufige und staatstragende. Deshalb sollte Sie am Ende sorgfältig prüfen, ob alles Notwendige, was der Leser zum Verständnis braucht, auch tatsächlich dasteht.
Beim Kopieren geschluckt
In Hessen ist einmal die Abschaffung der Studiengebühren an einer fehlenden Angabe gescheitert: Dem Gesetz fehlte der zentrale Satz, der das Ende der Gebührenzahlungen festlegte. In der Ursprungsfassung sei er da gewesen, ebenso in der nach den Änderungen in den Fraktionen beratenen Endfassung, sagten die verantwortlichen Parteien. Er müsse durch ein technisches Versehen beim Kopieren verloren gegangen sein. Im Gesetz jedenfalls fehlte die Frist. Es wurde nicht unterschrieben und musste neu beraten werden.
Die Studiengebühren wurden ein paar Wochen später abgeschafft. Geblieben ist das Fazit aus der Episode: Es reicht nicht, dass Informationen irgendwo stehen; sie müssen da stehen, wo es zählt: im Text.
So knapp wie möglich
Ein Text soll nichts Überflüssiges enthalten, denn alles Überflüssige stört die Aufnahme der Information. Die Störungen können so aussehen:
Der Leser sperrt sich. Er will das gar nicht alles wissen — und bricht ab.
Der Leser hält zwar durch bis zum Schluss, kann aber in all dem Unwesentlichen das Wesentliche nicht finden.
Der Leser glaubt, das Unwesentliche habe eine besondere Bedeutung. Er fängt an, diese Bedeutung zu suchen, und gerät auf einen Irrweg.
Das alles kann der Autor vermeiden, indem er nur das Wesentliche präsentiert. Wenn es Ihnen schwerfällt, sich so zu beschränken, hilft Ihnen vielleicht eine Warnung Voltaires: »Das Geheimnis, langweilig zu sein, besteht darin, dass man alles sagt.«
Versuchen Sie gar nicht erst, alles zu sagen. Verwenden Sie Ihre Mühe lieber darauf, das Wesentliche einzugrenzen und das Eingegrenzte angemessen zu sagen.
Kurz und gut
Im Hessischen
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