Besser schreiben für Dummies (German Edition)
mehr Zeit mit Ihrer Frau und Ihren Kindern, ungezählte Lesestunden und ungebremsten Tatendrang. Genießen Sie Ihren neuen Lebensabschnitt! Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Ihr Elmar Ehl
Der Autor ist unverkennbar. Was dasteht, kann nur von ihm stammen. Er blickt auf die gemeinsamen Jahre zurück, um sich zu bedanken; er greift die persönlichen Aussichten auf, um Glück zu wünschen. Der Satzbau ist durchgängig einfach und einprägsam. Letzteres wird noch unterstützt durch diverse Stilmittel: die gleichen Satzanfänge (»Anaphern« nennt man die), die Dreierfiguren, die Antithese »weinend — lachend«. Bei der Wortwahl bevorzugt der Autor konkrete Wörter. Man kann sich den Lärm und die Plackerei, die Hetze und das Schwitzen bildhaft vorstellen. Der Grundton des Textes ist herzlich.
Expressive Texte müssen zur Person des Autors passen, oder man kauft sie ihm nicht ab. Sie sollen echt und ehrlich wirken, und damit scheidet (bei den meisten Menschen zumindest) alles aus, was abgehoben, abstrakt und kompliziert ist. Andersherum: Expressive Texte sollten möglichst schlicht, konkret und bildhaft sein.
Textsorten
Textsorten des expressiven Typs sind zum Beispiel:
das Dankschreiben
die Entschuldigung
Genesungswünsche
das Gratulationsschreiben
das Kondolenzschreiben
die Laudatio
Urlaubsgrüße
die Verabschiedung
der Weihnachtsgruß
Expressive Texte stehen in starker Konkurrenz zu Grußkarten, die man bloß noch unterschreibt. Dabei ist es schade, gute Gelegenheiten so zu verschenken. Nutzen Sie doch mal die nächste Gelegenheit und schreiben Sie etwas Eigenes. Das kommt besser an, und Sie stehen besser da.
Entscheidende Worte
Im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf 1988 wurde der demokratische Kandidat Michael Dukakis in einem Fernsehduell vom Moderator gefragt: »Wenn Kitty Dukakis [Ihre Frau] vergewaltigt und ermordet würde, wollten Sie dann nicht eine unwiderrufliche Todesstrafe für den Mörder?« Dukakis antwortete mit einem klaren Nein und fuhr dann auch noch fort, seinen Standpunkt zu erklären. An dem Abend sanken seine Umfragewerte von 49 auf 42 Prozent. In so einer Herzensangelegenheit wollte das Volk nämlich keine sachliche Antwort, sondern eine expressive. George Bush senior gewann die Wahl.
Der operative Text
Für den operativen Text stellt der Autor den Leser auf ein Podest und umhegt ihn nach allen Regeln der Kunst. Er liest ihm jeden Wunsch und jedes Verlangen von den Augen ab. Natürlich nicht ohne Grund: Der Autor will etwas vom Leser. Er soll ihm ein Produkt abkaufen, eine Stelle geben, seinen Zahlungspflichten nachkommen oder sein Verhalten ändern. Wenn er das tut, ist der Text erfolgreich. Das ist es, was zählt.
Merkmale
Die Textsorten des operativen Typs rangieren zwischen formalisiert und frei. Ein Angebot etwa muss bestimmte Bestandteile enthalten: die Art des Produkts oder der Dienstleistung, Menge oder Umfang, Fristen, Preis und enthaltene Mehrwertsteuer, Liefer- und Zahlungsbedingungen, Ansprechpartner. An diesen Angaben gibt es nichts zu rütteln. Anders verhält es sich, wenn man etwa an die Kollegen appelliert, etwas Bestimmtes zu tun oder zu lassen. Dann hat man völlig freie Hand.
Viele Autoren fühlen sich sicher, solange sie formalisierte Texte schreiben. Denn dazu gibt es Vorlagen, entweder vom Betrieb selbst oder aus Ratgebern. Ins Schleudern geraten sie, wenn sie frei gestalten; also trauen sie sich nicht so recht. Schade, denn hier kann man die allerbesten Ideen unterbringen. Lesen Sie als Beispiel eine Aufforderung an die Kollegen, mehr auf Ordnung und Sauberkeit zu achten:
Ihr Lieben,
heute schreibe ich euch hochoffiziell: als Putzbeauftragte. Gestern ist nämlich Folgendes passiert:
Nachmittags kam Herr Eff rein — und ist fast hinterrücks wieder rausgefallen. So schlimm sah es hier aus. Auf dem Zeitungstisch stand ein Teller mit abgeleckten Knochen und verkrusteten Kartoffelresten. Auf dem Kühlschrank die vegetarische Version mit welken Blättern in ranziger Salatsoße, obendrauf ein Schälchen mit geronnenem Pudding. Daneben drei oder vier schmierige Gläser und natürlich die schmutzigen Tassen mit kaltem Kaffee vom Morgen. Ihr Lieben, das geht so nicht!
Meine Bitte an euch: Esst, lasst es euch schmecken — aber dann um Himmels willen räumt euer Geschirr weg. Die Spülmaschine in der Küche ist leicht zu bedienen: Tür auf, Geschirr rein, Tür zu. So einfach geht das.
Tut uns allen den Gefallen und macht mit. Wir wollen es
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