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Besser schreiben für Dummies (German Edition)

Besser schreiben für Dummies (German Edition)

Titel: Besser schreiben für Dummies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Hoffmann
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Kondolenzschreiben
    Liebe Frau Abb,
    den Vater zu verlieren ist sehr schmerzhaft. Erstens tut jede Trennung weh, zweitens geht ein Stück gemeinsamer Lebensweg zu Ende, drittens fehlt ein lieber Mensch. Das alles zusammen macht es Ihnen so schwer. Mit großer Anteilnahme denken wir an Sie.
    [Der Chef und die Kollegen]
    Ein Kondolenzschreiben bezeigt Beileid. Beileid kommt von Herzen, oder es ist nichts wert. Das Herz allerdings zählt nicht, und deshalb ist die Aufzählung ein störendes Element. Sie passt eher in einen informativen Text als in einen expressiven.
    2. Eine Bewerbung
    Sehr geehrte Frau Beer,
    die ausgeschriebene Stelle entspricht sehr genau meinem Leistungsprofil und meinen beruflichen Plänen. Deshalb möchte ich mich hiermit bewerben.
    Meine Qualifikationen und bisherige Berufserfahrung gehen aus den beigefügten Unterlagen hervor.
    Weitere Informationen können wir gerne in einem persönlichen Gespräch austauschen.
    Eine Bewerbung ist Werbung in eigener Sache, also ein operativer Text. Was hier steht, ist jedoch ein informativer Text: Das Werben um den Leser kommt zu kurz.
    3. Aus einem Protokoll
    Frau Cee schlägt vor, die Konferenzen in Zukunft zeitlich zu begrenzen. Der Vorschlag wird leider mit knapper Mehrheit abgelehnt.
    Ein Protokoll soll sachlich und neutral informieren. Diesem Anspruch kommt das bedauernde »leider« in die Quere. Gefühlsausdrücke sind gut für expressive oder operative Texte, aber nicht für informative. Da will der Leser sie nicht haben.
    Solche Ausrutscher, wie sie in den Beispielen stehen, kommen seltener vor, wenn Sie sich bewusst sind, mit welchem Texttyp Sie es gerade zu tun haben.
    Indem Sie Ihren Text einem Texttyp zuordnen, schaffen Sie in einem Zug sehr viele Klarheiten. Umso besser können Sie sich auf das konzentrieren, was individuell zu klären ist.

    Ja, aber ...

    Ja, die Texttypen sind nützlich, aber es gibt auch Bedenken:

    »Texttypen sind Theorie; Texte sind Wirklichkeit. Was ist, wenn man seinen Text keinem Typ zuordnen kann?«

    Dann haben die Texttypen Ihnen trotzdem geholfen, denn Sie haben sich Gedanken gemacht und dabei für sich geklärt, was Ihr Text leisten soll.

    Bei den Texttypen geht es nicht darum, die Theorie zu befriedigen; sie sind als Theorie dazu da, die Praxis zu erleichtern. Es ist also kein Beinbruch, wenn Sie einen Text nicht zuordnen können.

    »Texttypen sagen, was geht und was nicht geht. Kommen bei solchen Vorgaben am Ende nicht lauter standardisierte Texte heraus?«

    Nein. Es kommen Texte heraus, die den jeweiligen Standard erfüllen. Und auf diesem Niveau sind sie individuell.

    Dazu noch ein Gedanke zum Mitnehmen: Möchten Sie lieber schreiben, um aufzufallen, oder auffallen, weil Sie gut schreiben?
    Der expressive Text
    Ein expressiver Text ist immer persönlich. Der Autor gibt etwas von seinem Inneren preis. Gelungen ist der Text dann, wenn er echt wirkt, wenn der Leser durch den Text das Wesen des Autors erkennen kann.

    Expressive Texte werden im Berufsleben chronisch unterschätzt: Sie erklären nichts, sie verkaufen nichts, sie tun nichts zur Sache — und gehören deshalb nicht auf die Arbeit. Wer so denkt, liegt weit daneben. Denn expressive Texte prägen zwischenmenschliche Beziehungen. Das gilt für den Umgang mit Kunden, für Kollegen untereinander und auch in der Personalführung. Ein Chef, der es nicht fertigbringt, zu besonderen Gelegenheiten ein paar herzliche Worte zu äußern, hat schnell einen Ruf als Stoffel weg. Oder noch schlimmer: Er gilt als kalter Fisch. Im schlimmsten Fall gilt er als ... (Setzen Sie ein Wort ein!)
    Merkmale
    Expressive Texte sind — eben wegen ihrer persönlichen Prägung — schwer über einen Kamm zu scheren. Man kann sie nur per Beispiel vorführen. Lesen Sie, was ein Chef seinem langjährigen Mitarbeiter zum Abschied schreiben könnte. Bitte schön:
    Lieber Herr Dehm,

    13 gemeinsame Jahre! Wir haben viel zusammen erlebt. Wir haben Baulärm ertragen und Möbel geschleppt, uns für Termine abgehetzt und Entscheidungen ausgeschwitzt. Wir haben Hängepartien durchgestanden und viel Neues eingeführt. Immer war auf Sie Verlass. Immer haben Sie Mut gezeigt, Entscheidungsfreude und einen langen Atem. Dafür möchte ich mich herzlich bei Ihnen bedanken.

    Nun gehen Sie in Ihren verdienten Ruhestand. Wir lassen Sie mit einem weinenden und einem lachenden Auge ziehen. Das weinende Auge sieht Ihren leeren Platz. Das lachende Auge jedoch sieht das, was Sie jetzt vor sich haben:

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