Besser schreiben für Dummies (German Edition)
dem großen Vorteil gelten; die andere Hälfte allerdings sollte davon handeln, was man selbst beisteuern muss, damit das Schreiben gelingt.
Der große Vorteil
Der große Vorteil beim Schreiben in Eigenregie ist die Freiheit: Sie können Zeit, Ort und Umstände selbst bestimmen.
Wenn Sie wissen, dass Sie spät abends zur Höchstform auflaufen, können Sie das Schreiben auf den späten Abend verlegen. Als Frühaufsteher können Sie in aller Ruhe arbeiten, während der Rest der Welt noch schläft.
Den Schreibort können Sie ebenfalls frei wählen — und ganz nach Bedürfnis wechseln. Testen Sie ruhig verschiedene Arbeitsorte für verschiedene Arbeitsschritte. Hier sind ein paar Anregungen:
Über ein Thema nachdenken kann man gut im Gehen — am besten mit Block und Stift in der Tasche. Wichtig ist, dass man sich dabei nicht ablenken lässt. Shopping gehen wäre keine gute Idee; der Clou liegt in der Verbindung gehen und denken .
Recherchieren und später auch umschreiben kann man gut in einer Bibliothek. Dort hat man alle Nachschlagewerke parat, es herrscht Ruhe, und die Arbeitsatmosphäre ist ansteckend.
Formulieren kann man sehr gut, wenn man allein ist und ungeniert vor sich hin reden kann. Dann kann man Sätze abtasten, indem man sie laut ausspricht — einmal, dreimal, fünfmal, bis zur Zufriedenheit. Das klappt wunderbar im abgetragenen Pulli und mit Kuckucksbrille vor dem eigenen PC.
Finden Sie heraus, wo Ihnen welche Arbeiten am besten von der Hand gehen. Und dann können Sie es umgekehrt machen: Sie suchen den jeweiligen Ort auf, wenn Sie wissen, dass die spezielle Arbeit ansteht. Routine hilft.
Die wichtigste Bedingung
Die Freiheit alleine nützt nichts; sie muss sich an einem Eisen reiben, damit Funken sprühen. Dieses Eisen ist die Disziplin. Disziplin ist die wichtigste Eigenschaft, die Sie mitbringen müssen, wenn Sie in Eigenregie größere Texte schreiben.
Wer sich etwas schwer tut mit der Disziplin, kann die Sache so sehen: Schreibzeit ist Arbeitszeit so wie andere Arbeitszeit auch. Sie richtet sich nicht nach Lust und Laune, sondern wird geregelt. Einmal geregelt, gibt es auch kein Schachern mehr. Er wird gearbeitet.
Ja, aber ... wenn einem doch nichts mehr einfällt, kann man genauso gut aufhören. Nein, können Sie nicht. Auf dieser Schiene zieht Beliebigkeit ein. Sie macht den Mangel an spontanen Einfällen zum Vorwand, um abzubrechen. Und das ist schlecht.
Wenn Ihnen zu einer bestimmten Stelle nichts mehr einfällt, können Sie immer noch an einer anderen Stelle weitermachen. Das Schöne am Schreiben ist ja, dass es so eine gemischte Tätigkeit ist. Für manche Arbeitsschritte müssen Sie messerscharf denken, für andere dagegen reicht ein langer Atem. Den kann man sich antrainieren.
Wenn Sie in Eigenregie schreiben, richten Sie sich am besten regelmäßige feste Zeiten ein. Die können Sie legen, wie Sie wollen. Hauptsache, Sie halten sich daran.
6
Den Text vorbereiten
In diesem Kapitel
Das Thema festmachen
Wissen heranziehen
Wichtiges herausziehen
E s gibt kaum einen Text, den man gar nicht vorbereitet. Selbst für eine hausinterne Benachrichtigung wird man kurz innehalten und sich fragen »Was sage ich jetzt?« Für eine Rechnung, die man zwar standardmäßig zu schreiben weiß, wird man die Daten überprüfen. Für andere Texte muss man noch weiter ausholen. Wenn es etwa um einen Artikel für die Betriebszeitung geht, um ein Gutachten oder ein Arbeitzeugnis, um ein Leitbild oder einen Jahresbericht, dann muss man sich erst einmal das Thema zurechtlegen.
Zum Zurechtlegen des Themas gehört unweigerlich die Recherche: Man trägt alles zusammen, was man über den Gegenstand wissen muss, um verständig und verständlich darüber zu schreiben. Das ist in der Regel viel mehr als das, was der Leser wissen muss. Deshalb wird man als Nächstes das Material nach seiner Relevanz sortieren. Dann kann man es so ordnen, wie man es braucht. Lesen Sie in diesem Kapitel, wie man strategisch an komplexe Texte herangeht.
Das Thema finden
Der Ausdruck »das Thema finden« ist ein schönes Bild aus der antiken Rhetorik. Dort heißt die erste Phase beim Erarbeiten einer Rede »inventio«. Beim Übersetzen denkt man zunächst an »Erfindung«, aber die ist gar nicht notwendig. Der Redegegenstand ist nämlich schon da; er muss nur — im Kopf — aufgefunden werden. Das geht am einfachsten, indem Sie fragen. Wenn Sie die Antworten zusammengeführt haben, können Sie sagen, was das
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