Besser schreiben für Dummies (German Edition)
Leistung, dann machen Sie einen Zeitplan.
Zeit und Leistung
Das Verhältnis von Zeit und Leistung hilft nur dann weiter, wenn man Schreiben als Leistung anerkennt. Das ist lange nicht selbstverständlich – jedenfalls nicht für jeden.
Schreiben ist eine geistige Leistung. Es kann sie nicht zum Nulltarif geben, sondern nur mit Zeitaufwand.
Den Zeitaufwand beim Schreiben muss man sich erstens selbst eingestehen und zweitens auch gegenüber anderen vertreten.
Zur eigenen Einschätzung: Wie viel Zeit man braucht, das kommt auf den Text an und auf die Umstände. Routinetexte etwa schreibt man schnell, aber auch nicht ganz nebenbei. Genau hinsehen muss man auch hier. Stellen Sie sich das vor wie beim Zahnarzt. Für einen erfahrenen Zahnarzt ist Plombieren Routine. Trotzdem ist jeder Zahn ein Einzelfall, den er akribisch untersuchen muss. Unachtsamkeit schädigt das Ergebnis. Dito beim Schreiben.
Mit zunehmender Komplexität der Texte braucht man entsprechend mehr Zeit und mehr Ruhe. Ein gutes Arbeitszeugnis etwa schreibt man nicht zwischen Tür und Angel und siebenundzwanzig Anrufen. Man muss sich sammeln – und das geht schon mal nicht, wenn man sich durch andere Angelegenheiten zerstreut. Man muss ein Bild entwerfen, das eine oder andere nachschlagen, einen Entwurf schreiben, den Entwurf überarbeiten und den Text fertigstellen. Je mehr Ruhe man dabei hat, desto zügiger kommt man voran.
Der Zeitaufwand ergibt sich aus der Komplexität des Textes und den Umständen der Arbeit.
Zum Umgang mit Dränglern: Oft entsteht Zeitdruck dadurch, dass einem andere im Genick sitzen und auf Ergebnisse drängen. Vorgesetzte machen das gerne, und zwar besonders diejenigen, die selbst nicht so gut planen können und die keinen rechten Überblick haben über das Tagesgeschäft. Die wissen gar nicht immer, wer was zu tun hat und was wie viel Zeit in Anspruch nimmt. Also erwarten sie auch Texte von jetzt auf gleich. Die kann man gar nicht liefern, und das sollte man auch offen sagen.
Lassen Sie sich nicht drängeln mit der Unterstellung: Wenn Sie gut sind, schreiben Sie schnell; wenn Sie langsam schreiben, sind Sie schlecht. Diese Formel ist falsch. Gutes braucht seine Zeit.
Die Ansage, was machbar ist, sollte freundlich und bestimmt sein und möglichst positiv klingen. Bitte vergleichen Sie einmal die folgenden Herangehensweisen:
Tabelle 9.1 : Machbarkeitsansage
So?
Oder so?
Das Konzept bis heute Abend? Das schaffe ich nicht!
Das Konzept? Ja, das will gut überlegt sein. Da habe ich mir schon meine Gedanken gemacht. Ich könnte bis heute Abend einen ersten Entwurf schreiben.
Die Ansage links klingt nach persönlicher Unzulänglichkeit – als sei ein Nichtschaffer am Werk. Die Ansage rechts dagegen ist sehr geschickt: Erst hebt sie das Niveau der Aufgabe, dann zeigt sie den damit verbundenen Aufwand und den persönlichen Einsatz, und als Höhepunkt bietet sie einen konstruktiven Vorschlag.
Wenn Sie das erste Mal so eine Ansage machen, ist Ihnen dabei womöglich mulmig zumute. Braucht es aber nicht zu sein. Schließlich wollen Sie ja keine Arbeit wegdrücken, sondern genau das Gegenteil: Sie wollen Ihre Arbeit tun, und das so gut wie möglich. Diese Qualität ist es denn auch, die am Ende überzeugt.
Wenn Sie realistisch einschätzen und ehrlich sagen, was Sie leisten können, haben alle Beteiligten einen Vorteil: Sie leiden nicht unter Zeitdruck; der Text erhält eine bessere Qualität; der Empfänger kriegt verlässliche Ergebnisse.
Zeitplan
Mit einem Zeitplan können Sie sich selbst eine Stütze bauen. Das ist bereits bei Projekten mittlerer Ordnung sehr hilfreich; bei größeren Schreibprojekten ist es dringend notwendig. Ein Zeitplan sollte die folgenden Kriterien erfüllen:
Der Zeitplan richtet mehrere Zwischenstationen ein.
Der Plan bestimmt Etappenziele. Zum Beispiel: Bis zum Tag X soll alles Material da sein; bis zum Tag XX soll eine Gliederung stehen; bis zum Tag XXX ein erster Entwurf. Solche Etappenziele haben zwei große Vorteile: Man kann immer wieder kleinere Abschnitte abschließen, und das ist leichter, als wenn alles bis zum Ende offen ist. Man kann außerdem sehr gut erkennen, wie man im Rennen liegt. Diese Zwischenkontrollen verhindern böse Überraschungen am Ende.
Der Zeitplan rechnet nicht nach Seiten, sondern nach Arbeitsschritten.
Unerfahrene Verfasser größerer Arbeiten machen manchmal Rechenfehler dieser Art: »Mir fehlen nur noch zehn Seiten. Fünf Tage habe ich noch. Macht jeden
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