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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Goldstein
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einer beruflichen Laufbahn geworden. Er hatte sich in der Firma hochgearbeitet und saß nun mit der Führungsebene der Orioles in den Meetings. Die Spieler kannten seinen Namen. Manche nannten ihn sogar Mr MacGowan.
    Das Schönste an seinem Job war, dass er sich mit den Spielern unterhalten konnte. Vor zehn Jahren hatten sie ihn noch eingeschüchtert. Jetzt hingegen war er oft zehn Jahre älter als sie und erfahren genug, um zu verstehen, dass die meisten eigentlich Dreckskerle waren, die gar nicht begriffen, welches Glück sie hatten, weil sie mit ihrem Hobby jedes Jahr Millionen verdienten.
    Was ihm zurzeit am besten an seinem Job gefiel, war die Tatsache, dass er eine Gruppe von College-Schülern unter seine Fittiche genommen hatte, die stundenweise beim Sicherheitsdienst arbeiteten, so wie er vor Jahren, als er noch zur Schule gegangen war. Er mochte es, ein cooler Chef zu sein, und ließ sie oft früher gehen oder schickte sie nach Hause, wenn sie einen Kater hatten.
    Der Baseballspielplan hatte natürlich auch seine Tücken. Für Phil war es zum Beispiel fast unmöglich, sich von April bis September mit irgendjemandem außer seiner Mutter zu treffen, und das hatte schon so manche Frau in die Flucht geschlagen. Die Frauen sagten immer, sie wüssten, wie es beim Baseball zuging – dass es hundertzweiundsechzig Spiele während einer Saison gab und die Hälfte davon Heimspiele waren – , doch wenn es Frühling wurde, schienen sie dann doch immer überrascht und gekränkt, wenn Phil keine Pläne mehr für den Samstagabend machen konnte. Dann wurden sie meistens wütend, dabei hatte er sie doch vorgewarnt.
    Jetzt, als er auf dem weißen Stuhl saß, der unter seinem Gewicht in den perfekten Annapolis-Rasen einsank, wurde der Geruch seines Anzugs zum Glück vom Duft der salzigen Brise des nahe gelegenen Meeres überdeckt. Phil sah sich um, und plötzlich wurde ihm wieder bewusst, wie es bei einem offiziellen Anlass außerhalb des Stadions zuging: überall nur Pärchen und Menschengruppen, während er allein dasaß, zu beiden Seiten einen leeren Stuhl. Plötzlich fühlte er sich so einsam wie schon lange nicht mehr.
    Während er so über die Einsamkeit nachdachte, vibrierte sein Handy an seinem Bein. Dankbar zog Phil es aus der Hosentasche, nur um bangen Herzens festzustellen, dass es sein Buchmacher war.

J oe
    J oe wusste sehr wohl, dass er auf der Hochzeit seiner Nichte nicht willkommen war, jedenfalls nicht von Seiten seiner Schwägerin Donna, die in seinen Augen nichts weiter war als ein abscheulicher, mit Botox vollgepumpter Drache.
    Er sah seinen Bruder Richard höchstens einmal im Jahr und dann immer in dessen ödem Einfamilienhaus in Maryland, in der Nähe der Hauptstraße des muffigen Ellicotts.
    Donna hatte Richard nie gestattet, seinen Bruder in Las Vegas zu besuchen, obwohl Joe ihn im Lauf der Jahre mindestens zwanzig Mal zu sich eingeladen hatte. Joe und Richard hatten sich nie besonders nahegestanden, trotzdem hätte er ihm liebend gern gezeigt, welchen Erfolg er in Vegas hatte; vor allem das blühende Geschäft mit dem Restaurantzubehör hätte seinen Bruder ganz sicher interessiert. Donna hatte auch den Kindern nie erlaubt, ihn zu besuchen. Genau wie für die meisten Touristen war seine Heimatstadt auch für Donna ein einziger großer Sündenpfuhl, als wohnten dort nur Huren und drogenabhängige Penner. Wenn sie bloß einmal zur Kenntnis nehmen würde, wie viele fröhliche und nervenaufreibend ausgelassene Familien dieser Tage die Casinos bevölkerten! Das Hotel New York-New York, einen von Joes wichtigsten Kunden, hatten sie geradezu übernommen, weil es über eine Achterbahn und einen kleinen Vergnügungspark verfügte.
    Joes Firma lief so gut, dass er drei Jahre lang keine Zeit gehabt hatte, Richard zu besuchen. Doch die viele Arbeit war es nicht allein. Es gab auch keinen wirklichen Grund mehr, nach Maryland zu fahren. Joes Lieblingsnichte Bee war inzwischen erwachsen und wohnte in Raleigh mit ihrem Verlobten. Bees Bruder Eric hatte Maryland wohlweislich verlassen, ging in New York aufs College und verbrachte die Sommerferien mit ausgedehnten Reisen durch Europa. Joe brachte es einfach nicht über sich, Richard zu besuchen, wenn ansonsten nur noch Donna zu Hause war.
    Denn normalerweise begann Donna schon kurz nach Joes Ankunft ihn anzugreifen. Sie gönnte ihm wenige Minuten zum Luftholen, bevor sie ihm ein paar gezielte Fragen über seine Tochter stellte, als wäre es Joes Schuld, dass seine

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