Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Goldstein
Vom Netzwerk:
einer Stunde oder so verlasse und nach Hause komme? Ich könnte dir Suppe mitbringen. Wir könnten morgen in den Pub gehen und Omelett essen, falls es dir besser geht. Ich könnte den Hund ausführen, dann müsstest du das nicht tun.«
    »Nein, Phil«, sagte Nancy schnell und so bestimmt, wie es ihr zwischen den Hustenanfällen möglich war. »Du musst auf dieser Hochzeit bleiben. Barb soll wissen, dass wir für sie da sind. Außerdem möchte ich nicht, dass du so viele Stunden an einem Tag im Auto sitzt.«
    »Aber Mom«, jammerte Phil, »du bist doch ganz allein zu Hause! Außerdem sind hier so viele Leute, Barb würde bestimmt auch wollen, dass ich mich um dich kümmere. Sie wird gar nicht merken, dass ich weg bin.«
    »Liebling«, sagte Nancy, »es geht mir gut. Jetzt geh und amüsiere dich. Plaudere mit den Brautjungfern.«
    Phil verdrehte die Augen. »Okay, Mom.«
    »Tschüs, mein Schatz.«
    Das Clubhaus wimmelte nun von Gästen, die mit Cocktails in der Hand über die Terrasse zum Zelt schlenderten, das für den Empfang geöffnet worden war. Das Foyer des Clubhauses wirkte majestätisch und sehr sauber, ein paar Ledersofas standen neben Regalen mit vergilbten Büchern. In der Mitte des Raums gab es zwei Tische; auf dem einen war die Tischordnung für die Gäste ausgelegt, auf dem anderen thronte ein Laptop, über dessen Bildschirm in Endloschleife Bilder von Bee und Matt zogen.
    Ein paar von ihnen zeigten die beiden kichernd in der College-Cafeteria, dann, als Fotomontage, unbeschwert auf einem Boot irgendwo in den Tropen. Ab und zu flimmerte ein Bild der jungen Bee oder des jungen Matt über den Bildschirm. Ein paar witzige Fotos aus den Achtzigern von Matt mit Vokuhilaschnitt waren auch zu sehen sowie ein paar Bilder von Bee als Collegegirl. Eine etwas unscharfe Aufnahme zeigte Bee lachend mit einer jungen Frau, in der Phil eine der Brautjungfern erkannte. Besagte Brautjungfer war auf dem Foto blond, vermutlich waren die Haare damals gefärbt, denn jetzt waren sie braun und glatt. In Wirklichkeit war sie hübscher als auf dem Foto. Phil hatte über sie schmunzeln müssen, weil sie während der Zeremonie nicht hatte still stehen können.
    Phil runzelte die Stirn, als das Bild verschwand und dafür ein Foto von Bee und Matt unter einem Kirschbaum auftauchte. Er hatte das Foto auf der Einladung gesehen, die seine Mutter an den Kühlschrank geklebt hatte. Phil verdrehte die Augen und sah zu dem Tisch, auf dem die Platzkarten lagen. Er würde am besten einfach warten, bis das Gedränge vor dem Tisch sich aufgelöst hatte, und dann seine Karte holen. Es war ihm egal, wo er saß, er kannte sowieso niemanden. Und wenn er wirklich hierbliebe, würde er sich vermutlich gar nicht die Mühe machen sich hinzusetzen. Jetzt wollte er sich erst einmal auf die Suche nach einem Fernseher machen, um herauszufinden, ob sein Buchmacher gute oder schlechte Nachrichten für ihn hatte.
    Phil ging einen langen Gang hinunter zur Rückseite des Gebäudes, wo er zu seiner Freude die Clublounge fand, über deren Bar sogar ein Fernseher lief. Drei ältere Herren, die wohl nicht zur Hochzeitsgesellschaft gehörten, hatten es sich auf Ledersesseln nicht weit entfernt von dem Apparat bequem gemacht. Sie schienen Mitglieder des Country Clubs zu sein und verbrachten höchstwahrscheinlich die meisten Samstagnachmittage nach der Golfpartie mit einem Bourbon hier in der Lounge, weil sie nicht zu ihren Frauen nach Hause gehen wollten. Jetzt saßen sie an einem kleinen Holztisch und sahen sich gemeinsam das Footballspiel Maryland gegen Rutgers an.
    Phil fixierte die Männer und versuchte abzuschätzen, ob sie bereit wären, für ein paar Minuten den Kanal zu wechseln. An jedem anderen Tag hätte er sich gern Maryland gegen Rutgers angeschaut, um bei einer Hochzeit von Fremden mit jemandem ins Gespräch zu kommen, doch ausgerechnet heute hatte er eine absurd hohe Summe auf das Spiel Oregon gegen California gewettet, das zur selben Zeit landesweit übertragen wurde.
    Die aggressive Wette entsprach eigentlich gar nicht Phils Charakter, der sich eher für konservativ und einen Gelegenheitsspieler hielt. Phil ballte seine Hände zu Fäusten und überlegte, was er wohl gerade verpasste, weil auf dem lokalen Sportkanal dieses unbedeutende Spiel übertragen wurde. Er schätzte Oregon genug, um ein kleines Risiko einzugehen. Allerdings war er nicht wirklich davon überzeugt, Oregon könne mehr als sechs Punkte auswärts holen. Er hatte fünfhundertfünfzig

Weitere Kostenlose Bücher