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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Goldstein
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mitbekam. Die Braut löste sich aus dem Tanzkreis, den sie mit ihrer Mutter und zwei Tanten gebildet hatte, und stürzte auf Hannah zu, die immer noch Tom anbrüllte und in der Zwischenzeit auch ihren Schuh weggeschleudert hatte.
    »Du verdammter Scheißkerl!«, schrie Hannah, als Tom erneut versuchte sie festzuhalten. »Geh zu deiner Freundin! Geh zu deiner verdammten Lehrerin!«
    Tom erstarrte und wurde rot.
    »Na los! Sie sucht bestimmt schon panisch nach dir!«
    Tom packte sie wütend an den Schultern und gab ihr Halt. »Jetzt hör schon auf!«, schrie er zurück.
    Hannah versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, doch Tom hielt sie fest. Wie ein Kind wich sie seinem Blick aus und wandte den Kopf ab, sodass sie ihm nicht in die Augen sehen musste.
    »Hör auf, sagte ich«, wiederholte er streng.
    Hannah gehorchte und sah ihn an. Stumm und für einen Moment auch wehrlos stand sie da.
    »Du tust ja so, als hätte ich dir was angetan«, stammelte Tom fassungslos. Die Stimme versagte ihm fast. »Du nennst mich einen Scheißkerl?«
    Die Band setzte zu einer öden Version von »Alone Together« an, sodass Tom seine Stimme ein wenig senken konnte. Er ließ Hannahs Schultern los, als sei er ziemlich sicher, dass sie nicht mehr weglaufen würde. Bee stand dicht hinter ihm und lauschte.
    Hannah war mit einem Schuh am Fuß kaum in der Lage, das Gleichgewicht zu halten.
    »Wir haben uns doch nichts vorzuwerfen«, sagte Tom mit zitternder Stimme. »Ich bin von New York weggegangen, aber du hättest mitkommen können. Ich habe dich gefragt, ob du mitkommen willst. Ein ganzes Jahr lang habe ich dir immer wieder gesagt, dass ich näher bei meiner Familie wohnen will, dass ich zurück nach Boston gehen möchte, aber du hast nie was dazu gesagt. Dann bin ich gegangen. Ich habe es für mich getan, weil ich etwas anderes wollte, einen Lebensstil, der mehr meinen Bedürfnissen entsprach. Ich bin nicht gegangen, weil ich dich verlassen wollte. Ich wollte New York verlassen. Und ich dachte, du wolltest in New York bleiben, weil du dort das Leben führen konntest, das du wolltest. Mit mir oder ohne mich.«
    Hannah schwieg. Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn und strich sich das feuchte Haar aus den Augen. Sie schüttelte den Kopf, als der Leadsänger der Band jaulend davon sang, dem großen Unbekannten zu trotzen.
    »Du kannst sauer sein, dass es nicht funktioniert hat«, fuhr Tom fort, »aber du kannst mir keinen Vorwurf machen. Ich habe dich nicht sitzen lassen, Hannah. Du wolltest bleiben, wo du warst.«
    Bee machte einen Schritt auf sie zu. »Du wolltest, dass sie mit dir mitkommt? Du hast sie gefragt, ob sie nach Boston ziehen will?«, fragte sie und sah die beiden ungläubig an. Erst Tom und dann Hannah.
    Tom seufzte gereizt. »Natürlich. Ich wollte sie ja bei mir haben.«
    »Du hast immer zu mir gesagt, du könntest dir nicht vorstellen, dass ich mal jemandes Frau sein würde«, zischte Hannah und zog den anderen Schuh aus, der vor ihren Füßen landete. Ein kleiner Junge auf der Tanzfläche, einer von Matts Neffen, hob ihn auf und schwenkte ihn wie eine Trophäe über den Kopf.
    »Ja, das stimmt, ich konnte mir dich nicht als irgendjemandes Frau vorstellen. Hannah, du schienst kein großes Interesse an uns zu haben, als ich ging. Du warst so unabhängig. Du hattest all diese neuen Freunde. Ich habe damals gehofft, du würdest mir widersprechen, mit mir kommen und … ein paar Jahre mein Leben teilen, nachdem ich deines so lange in New York geteilt hatte.«
    Hannah wollte nichts weiter hören. Als die Band anfing, »Superstition« zu spielen, torkelte sie davon und begann zu tanzen und die Hüften zu schwingen. Bee und Tom sahen ihr mit offenen Mündern nach, als sie ihnen den Rücken zukehrte, um sich anderen Gästen zu nähern und sie spielerisch mit der Hüfte anzuschubsen. Aus dem Augenwinkel beobachtete Hannah, wie Bee die Tanzfläche verließ und sichtlich erzürnt zu den Tischen stampfte. Das brachte Hannah dazu, nur noch wilder zu tanzen und dem Hochzeitsfotografen Grimassen zu schneiden, der nur allzu gern Bilder von ihr machte, während sie ihm die Zunge herausstreckte und ihre bloßen Füße hob.
    Als der Fotograf keine Lust mehr hatte, tanzte Hannah ein wenig langsamer und beobachtete, wie Tom wieder zu Jaime ging. An ihrem Gesichtsausdruck konnte Hannah erkennen, dass Jaime alles andere als eifersüchtig war. In ihrem Blick lagen Sorge und Entsetzen, als sei sie soeben Zeugin eines Autounfalls geworden, bei

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