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Besser

Besser

Titel: Besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Knecht
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bisschen zu weit. Jenny hat sich immer darüber aufgeregt, dass die Kaufmann dem Kaufmann so ein Paschadasein ermögliche, und dass das die anderen Männer auf blöde Gedanken bringe. Ich weiß nicht. Ich hatte eher das Gefühl, dass die Kaufmann das als Deal sieht, ein bisschen ähnlich wie ich, nur aus anderen Gründen. Aus welchen auch immer. Aber Jenny sagte: Wenn das ein Deal ist, dann ist das ein Scheißdeal, und vor allem unerträglich reaktionär. Was immer der Deal war, er ist jetzt geplatzt. Er ist explodiert, und links und rechts des Grabens stehen sich nun erbitterte Feinde gegenüber. Adam sagt, der Kaufmann hat sich sogar einen Anwalt genommen, wegen der Kinder, er hat Angst, die Kaufmann könnte die Kinder als Pfand einsetzen. Ein halbes Jahr nach der romantischen Hochzeit. Es könnte einen beunruhigen. Es könnte einen auch erschrecken, also, wenn man so wäre wie die.

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    Neunzehn
    Der Joint will nicht brennen. Ich stehe auf dem kleinen Fleckchen Flachdach über meinem Atelier und lasse mein Feuerzeug schnippen. Es ist kalt, grau und viel zu früh für den Joint, aber die Kinder sind im Kindergarten, Adam im Büro, ich kann tun, was ich will. Ich nehme einen tiefen Zug und sehe hinunter auf die Straße. Autos, Mütter mit Kinderwägen, junge Männer mit Bärten und Umhängetaschen. Ein Mann blickt verstohlen um sich und fischt dann einen Schlüssel aus einer Mauerritze, mit dem er das Tor des Nachbarhauses aufsperrt. Ein Paar kommt um die Ecke, sie gehen nebeneinander, Hände in den Manteltaschen, sie hat einen leeren Shopper unter den Arm geklemmt. Es ist ein kleiner Abstand zwischen ihnen, der sich manchmal etwas verringert, aber bevor sie einander streifen, weichen sie wieder auseinander. Sie sprechen nicht. Sie wirken unvertraut und schüchtern. Die Frau blickt beim Gehen zu Boden und wirft dann einen Blick von unten zu ihm hinüber. Ich glaube, sie haben miteinander geschlafen, zum ersten Mal, ich glaube, sie haben sich erst gestern kennengelernt, in einer Bar, auf einer Party, bei Freunden. An der Ecke bleiben sie stehen, wenden sich unentschlossen einander zu: näher als Fremde, ferner als Liebende. Sie wechseln ein paar Worte, dann küssen sie sich kurz und schüchtern, dann geht er geradeaus weiter, während sie die Straße überquert. An der Ecke wendet er sich im Gehen noch einmal um, mit einem scheelen, misstrauischen Blick, nicht, als wolle er wissen, ob sie sich auch umdreht, ob sie ihm verliebt nachschaut, sondern wie um zu kontrollieren, ob sie ihm nachgeht, ihn verfolgt, ob sie jetzt schon zur Klette wird. Tut sie nicht. Sie geht mit ihrem Einkaufsbeutel in die Seitengasse hinein, schaut nicht zurück. Ein Schwarm Krähen kreischt über sie hinweg, sie bemerkt es nicht, sie geht mit gesenktem Blick die Straße entlang, als würde sie ihre Schritte zählen und verschwindet hinter einem parkenden LKW . Ich tupfe mit dem Finger etwas Spucke auf den Rand des Joints, jetzt brennt er zu schnell. Ein Paar mit einem Kinderwagen geht vorbei, der Mann redet erregt auf die Frau ein, die den Wagen schiebt, und als sie näherkommen, wird mir klar, dass das Alenka und Mirkan sind, und bevor sie um die Ecke verschwinden, sieht es so aus, als ob Alenka weint. Ich werde mal vorsichtig fragen, wenn sie nächstes Mal aufräumen kommt. Ich ziehe ein letztes Mal an dem Stummel und schaue gerade hinunter in den Abgrund.

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    Zwanzig
    Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, in eine andere Familie geboren zu sein. Eine andere Mutter gehabt zu haben, eine, die sich um mich gekümmert hätte, so wie ich mich um Elena und Juri kümmere. In einem warmen Haus aufgewachsen zu sein, mit warmem Essen, mit einer Mutter, die einen nicht nur am Geburtstag umarmt. Wahrscheinlich wäre alles anders geworden. Sicher wäre es das. Ich hätte nicht die Straße erlebt. Die Frau wäre nicht gestorben, noch nicht so bald. Ich wäre nicht. Ich hätte nicht. Ich hätte nicht … Ich hätte mir nicht Adam ausgesucht, aussuchen müssen, damit er mich vor mir selbst beschützt und mir ein Leben in risikofreier Normalität ermöglicht, und in maximaler Harmlosigkeit. Ich würde nicht in meinem schönen Atelier sitzen und nichts tun, sehr lange Zeit oft gar nichts tun, so wie meine Mutter an ihren ganz schlechten Tagen. Ich wäre vielleicht eine wirkliche Künstlerin, ich würde richtige, ernsthafte Kunst machen, jeden Tag, nicht nur so merkwürdige Papiermaché-Objekte, die manchmal, an

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