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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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schöne Stange Geld. Und die Hausbesitzer setzen teuer mit gut gleich. Wenn der Hersteller genauso viel Geld in die Schlösser wie in die Hochglanzbroschüren stecken würde, wäre das Ding da vielleicht auch zu etwas nütze.«
    Während Turnbow sein Werkzeug im Wagen verstaute, betraten die Polizisten das Haus, in dem es angenehm kühl war, da die Klimaanlage lief. Nautilus stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, denn es gab kaum etwas Schlimmeres, als einen Backofen zu durchsuchen.
    Die Schlichtheit der Einrichtung überraschte Nautilus. Im Wohnzimmer standen zwei schwere Sofas und drei passende Sessel mit weichen roten Lederkissen. Auf dem Boden lag ein Perserteppich in hellen Farben, und an den Wänden hingen abstrakte Gemälde, die an Kandinsky erinnerten. Nautilus warf einen Blick aus dem Fenster. Turnbow lehnte am Wagen und rauchte eine Zigarre. Nach der Länge der Zigarre zu urteilen, war er noch eine Weile beschäftigt.
    »Lass mehr hören, Nate«, drängte Nautilus Allen. »Der Anruf?«
    »Klang so, als würde es sich um einen ganz normalen Einbruch handeln: aufgerissene Schubladen, Inhalt über den Boden verstreut, totales Durcheinander im ganzen Haus. Der Einbrecher hat wahrscheinlich das Türschloss geknackt und ist dann durch die Haustür reinspaziert.«
    »Und?«
    Allen runzelte die Stirn. »Nach dem, was sie gesagt hat, fehlte nichts.«
    »Obwohl der Bursche sich richtig Mühe gegeben und Dr. Prowse’ Sachen durchgewühlt hat?«
    »Ihr zufolge wurde nichts entwendet. Nicht mal ein Penny fehlte. Aber irgendetwas war da komisch, Harry. Das habe ich ganz deutlich gespürt.«
    »Na, dann mal raus mit der Sprache.«
    »Sie hatte lang gearbeitet. Normalerweise fährt sie morgens um sieben in die Klinik und kommt selten vor sieben heim. Wenn sie mal nur zwölf Stunden arbeitet, ist das für sie ein kurzer Tag. Sie kommt also um zehn Uhr abends nach Hause, sieht, dass all ihre Sachen überall im Haus verstreut sind, und ruft uns an. Als ich eintreffe, steht sie draußen auf der Veranda. Ich bitte sie, nachzusehen, ob irgendetwas fehlt, während ich mich umschaue. Sie ist heilfroh, dass sie endlich etwas tun kann. Und dann wie aus heiterem Himmel dieser Sinneswandel.«
    »Sinneswandel?«
    »Zuerst knöpft sie sich ziemlich aufgebracht das Schlafzimmer vor und kontrolliert den Schrank. Und ein paar Minuten später lächelt sie und flötet: ›Sieht aus, als würde nichts fehlen. Prima. Gute Nacht und danke, dass Sie vorbeigekommen sind.‹ Dass sie mich nicht noch vor die Tür gesetzt hat, war ein Wunder. Irgendwas hat sie völlig aus dem Konzept gebracht, Harry.«
    »Im Schlafzimmer?«
    »Als sie reinging, war sie richtig sauer. Und als sie rauskommt, ist sie auf einmal die Ruhe selbst. Wenn ich raten müsste, Harry, würde ich sagen, sie hat herausgefunden, dass irgendetwas Wichtiges fehlte. Vielleicht etwas, von dem niemand erfahren sollte.«
    Mit Allen im Schlepptau ging Nautilus nach oben ins Schlafzimmer und warf einen Blick in den begehbaren Kleiderschrank. Hinten auf dem Regal stapelten sich angestaubte Kartons mit vergilbten Fotos und andere Andenken, die Menschen gern aufbewahren. In der hintersten Ecke entdeckte er einen kleinen Aktenschrank, zog die Schubladen heraus und durchforstete den spärlichen Inhalt.
    »Scheint alles schon älter zu sein. Kontoauszüge, Hypothekenurkunden, Rechnungen, Grundbucheinträge. Alles ordentlich sortiert, wie man es von Prowse erwartet. Aber eine der Hängemappen ist leer, und auf dem Reiter steht auch nichts.«
    »Vielleicht hat sie sie nicht gebraucht. Oder Prowse oder der ungebetene Gast haben die Unterlagen herausgenommen.«
    »Hör mal, Nate, ich werde mich hier noch eine Weile umschauen. Danke, dass du mir behilflich warst.«
    Nachdem Allen sich verabschiedet hatte, kontrollierte Nautilus die anderen Räume. Im Badezimmer konnte er nichts Auffälliges entdecken. In den Schränkchen fand er bunte Handtücher und allen möglichen Krimskrams, den Frauen eben so brauchten: Badezusätze, Körpermilch, Cremetiegel, Haarföhn, Bürsten, Kämme. Das stärkste Mittel in ihrem Medizinschrank war ein Päckchen Ibuprofen. Auf dem Regal neben dem Waschbecken standen eine Flasche Parfüm und mehrere Lotionen.
    Zu guter Letzt knöpfte Nautilus sich einen kleinen Schreibtisch in einer Nische neben der Küche vor. Hier bewahrte Dr. Prowse scheinbar ihre laufenden Rechnungen auf: Zahlungsaufforderungen vom Gas- und Stromversorger, von der Telefongesellschaft, vom

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