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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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dieses Gefühl besonders stark. Ich verlor die Beherrschung und führte mich wie eine Idiotin auf. Als ich mich umdrehte, bemerkte ich, wie ein Hüne von Mann hinter die Büsche sprang. Da bin ich losgerannt und habe ihn rausgezogen.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Der Typ schaute ganz verängstigt drein und hatte eine Leine in der Hand. Sein Hund hatte sich losgerissen und war einer Katze hinterhergelaufen. Der arme Kerl wollte nur seinen Hund suchen.« Sie ließ den Kopf hängen. »Das ist nicht lustig, Ryder. Vielleicht drehe ich langsam wirklich durch.«
    »Die Befürchtung, den Verstand zu verlieren, ist ein klares Indiz, dass dem nicht so ist. Haben Sie sich vor kurzem von jemandem getrennt?«
    Sie schob eine lose Haarsträhne hinters Ohr und lachte freudlos. »Ich kann mich vage daran erinnern, wie es ist, mit einem Mann auszugehen. Geht man da nicht ins Kino? Und ins Restaurant?«
    »Haben Sie während des Dienstes jemanden vor den Kopf gestoßen?«
    »Das kommt fast täglich vor. Kriminelle und Kollegen.
    Darüber habe ich auch schon nachgedacht, aber das hat nichts gebracht. Also bleibt nur der Wahnsinn.«
    Sie ließ sich auf die Couch fallen, stützte das Kinn auf die Hände und seufzte. Ich setzte mich neben sie, auf ein eigenes Sofakissen, ganz nach alter Südstaatentradition: Aus Gründen des Anstandes musste eine Bibel zwischen unsere Schenkel passen. Zwecklos. Nicht mal ein Riesenstapel von den heiligen Schwarten hätte verhindern können, dass der Duft ihres Parfüms, vermischt mit dem Geruch ihrer Angst, wie eine olfaktorische Bombe bei mir einschlug und mich aus der Bahn warf. Vorsorglich wandte ich den Blick von ihren Händen, Schenkeln, ihrem Schoß ab und sprach in Richtung der gegenüberliegenden Wand.
    »Shelly zufolge sind Sie klug und verfügen über einen hervorragenden Instinkt. Daher werden Sie es schon beurteilen können, ob Sie verfolgt werden oder nicht. Ist jedenfalls meine Meinung.«
    »Das ist nett von Waltz. Ich finde ihn ganz toll, würde mir allerdings wünschen, dass er manchmal etwas fröhlicher ist.«
    Ich erzählte ihr Koslowskis Anekdote, wie ein lachender Waltz in eine Bar kam und dort auf einmal die Sonne schien.
    »Und wieso ist er jetzt so unglücklich?«
    »Das wusste Koslowski auch nicht. Er konnte sich nur daran erinnern, dass Waltz früher viel besser drauf war als heute.«
    Sie legte die Füße auf den Couchtisch und rückte ein, zwei Zentimeter näher. »Na, wahrscheinlich hat jeder ein paar Geheimnisse«, meinte sie. »Sogar ein Shelly Waltz. Wo wir gerade schon von Geheimnissen sprechen, ich gehe davon aus, dass keiner von meiner Wetterobsession erfährt. Und dafür möchte ich Ihnen danken.«
    »Ich verstehe nicht ganz«, sagte ich.
    »Nachdem Sie heute Nachmittag gegangen sind, ist mir aufgefallen, wie verrückt das alles geklungen haben muss – mein Gerede über Wetterfronten und wie sehr ich darin aufgehe. Auf einmal hatte ich Schiss, Sie würden es den Kollegen auf dem Revier stecken, so nach dem Motto: ›He, Jungs, ihr werdet nicht glauben, was Folger daheim so treibt. Die fährt total auf Wolken ab.‹ Und dann habe ich gemerkt, dass Sie gar nicht so sind. Ich habe Sie falsch eingeschätzt und möchte mich dafür entschuldigen.«
    »Sie kennen mich nicht. Und wenn jemand eine Schwäche fürs Wetter hat, ist das noch lang keine Obsession, sondern einfach nur cool.«
    Sie rückte noch einen Zentimeter näher. »Sie finden das wirklich überhaupt nicht schräg?«
    Ich nahm ihre Hand und legte sie in meine. »Die Meteorologie fasziniert Sie. Außerdem gibt es Wetter immer und überall.«
    Sie betrachtete unsere Hände und rückte so nah heran, bis sich unsere Schultern berührten, ich ihre Wärme spürte, ihren Körpergeruch wahrnahm. Ihr Mund wurde weicher. »Wow. Nun besteht wirklich kein Zweifel mehr daran, dass ich den Verstand verliere.«
    »Wieso das denn?«, flüsterte ich.
    Sie öffnete den Mund und küsste mich.
    *
    Jeremy Ridgecliff beugte sich vor und tippte dem Taxifahrer auf die Schulter.
    »Wir können fahren, Ludis. Ich denke, ich könnte jetzt einen kleinen Schmaus vertragen.«
    »Was meinen Sie mit Schmaus?«
    »Ich bin hungrig. In letzter Zeit habe ich eigentlich andauernd Hunger.«
    »HABEN SIE GESEHEN, WAS SIE SEHEN WOLLTEN? ANREGUNGEN FÜR IHREN FILM GEKRIEGT?«
    »Ich denke, ein paar Schlüsselszenen werde ich hier drehen. Fahr mich zu einem Restaurant. Einem Italiener mit Kerzenlicht.«
    »Was halten Sie davon, wenn wir nach

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