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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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Gericht musste, verließ den Raum und probte seine Zeugenaussage im Flur. Und ich suchte ein Thai-Restaurant auf und nahm ein spätes Mittagessen ein.
    Als ich eine Stunde später aufs Revier zurückkehrte, saß Waltz schon wieder an seinem Schreibtisch.
    »Wie lief es im Gericht?«, erkundigte ich mich.
    Er riss die Faust hoch und ließ sie auf den Tisch fallen. »Eingetütet.« Er hatte richtig gute Laune – wie seine Kollegen. So ging es Polizisten immer, wenn sie meinten, endlich ein Licht am Ende des Tunnels zu erblicken. Und auch wenn es sich nur um eine 20-Watt-Birne handelte, kam sie uns im Vergleich zu der Dunkelheit, durch die wir getappt waren, doch wie eine Supernova vor.
    »Prima. Gibt es etwas Neues über Ridgecliff?«
    »Den Burschen werden wir irgendwann auch noch vor Gericht zerren. Perlstein war im Chez Pierre, einem schicken Schuppen in der 64. Straße. Der Kellner erinnerte sich an einen Gast mit dunklen Haaren, der große Ähnlichkeit mit dem neuen Ridgecliff hatte. Nach Aussage des Kellners sprach der Gast nur ein paar Brocken Englisch. Beim Bestellen zeigte er mit dem Finger auf die Karte und fragte: ›Ist das Essen?‹«
    Das entsprach genau Jeremys Sinn für Humor. »Was hat dieser Gast bestellt?«, wollte ich wissen.
    Waltz steckte den Kopf zur Tür hinaus und rief: »Perlstein?«
    Der übergewichtige junge Detective legte die zwanzig Meter bis zum Büro im Laufschritt zurück und war dann ganz außer Atem. »Ja, Shelly?«
    »Der Gast im Chez Pierre. Haben Sie gefragt, was er gegessen hat?«
    Perlstein verzog den Mund, fischte einen Notizblock aus der Tasche und blätterte bis zur entsprechenden Seite vor. »Ahm, wollen mal sehen. Er hat einen Weißwein bestellt, irgendein Chateau Dingsbums … mein Französisch ist nicht so gut. Und dazu den Haussalat und Tornadoes Rossalini.«
    Perlstein blätterte um. »Zum Nachtisch verlangte der Typ etwas ganz Ausgefallenes … Mousse au Chocolat mit Schokosoße, Schokoraspeln und kandierten Kirschen.«
    »Das ist Ridgecliff«, sagte ich.
    Waltz warf mir einen irritierten Blick zu.
    »Ridgecliff steht auf Schokolade und Kirschen. Wann immer ich ihn besucht habe, musste ich ihm schokoladenüberzogene Kirschen mitbringen.«
    »Besuche?« Waltz runzelte die Stirn. »Süßigkeiten? Wenn man Sie so hört, könnte man denken, Sie reden von einem Rendezvous am Valentinstag.«
    »Man tut, was man kann, Shelly.«
    Auf dem Weg nach draußen überlegte ich, ob Shelly aufgefallen war, wie dürftig meine Ausrede geklungen hatte.

KAPITEL 23
    Ich ging vom Revier schnurstracks zu einem kleinen Park, der ein Stück weit die Straße hinunter lag. Gleich daneben befand sich eine Grünfläche für Hunde, wo die Leute ihre Lieblinge Gassi führen konnten. Mich überraschte, wie viele unterschiedliche Rassen hier zu sehen waren: Pudel, Dänische Doggen, Coonhounds, Jack Russells, Beagles und mehrere trendige Züchtungen, deren Namen ich nicht kannte.
    Ich setzte mich auf eine Bank und meldete mich endlich bei Harry, der mir am Morgen mehrere Nachrichten auf der Mailbox hinterlassen hatte. Aus Sorge, auf dem Revier belauscht zu werden, hatte ich bislang nicht zurückgerufen.
    Dem Vernehmen nach war Harry ziemlich emsig gewesen und brachte mich auf den neusten Stand.
    »… Nachricht auf Prowse’ Anrufbeantworter von einem FBI-Agenten namens John Wyatt aus der Abteilung für Verhaltensforschung, der sich nach Unterlagen erkundigte, die er ihr geschickt hat. Ich habe ihn sofort angerufen und … Höre ich da Gebell? Wo steckst du denn? Im Tierheim?«
    »Ich bin in der Nähe eines Platzes, wo man seine Vierbeiner von der Leine lassen darf.«
    »Mehr will ich gar nicht wissen. Nun denn, wie es aussieht, hat Vangie sich vor drei Monaten mit den Washingtoner Heckenschützen beschäftigt. Du kennst den Fall?«
    »Aber sicher, Bruder. Bedauernswerter, vernachlässigter Junge ohne Vater trifft auf einen erwachsenen Mann, der bereit ist, in die Rolle der männlichen Bezugsperson zu schlüpfen. Der Junge idealisiert die Vaterfigur, die bedauerlicherweise ein Psychopath ist. Und als der Junge Daddy beweisen will, was er draufhat, ist die Kacke am Dampfen.«
    »Weißt du noch, was Muhammads Ziel war?«
    »Er plante, aus einer Horde kaputter Jungs eine Privatarmee zu machen, die ihre Aversionen auslebt. Hat Wyatt erklärt, wofür Vangie die Informationen brauchte?«
    »Nein, er sagte nur, sie drängte darauf, die Unterlagen so schnell wie möglich zu bekommen. Und das passt wie die

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