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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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portugiesischer Abstammung, der Boston sieben Jahre lang terrorisiert hatte. Jeremy hatte immer leicht herablassend, aber wohlwollend von ihm gesprochen.
    »Aloiso ist unglücklich verliebt, Carson, doch er verfügt über einen primitiven Charme und huldigt allem Schönen, um amor da beleza.«
    Cluff verzog die Miene. »Kumpel? Silviera?«
    »Ich würde sie nicht als Freunde bezeichnen, aber sie waren sicherlich Verbündete. Ridgecliff verbündet sich gern mit Menschen, von denen er profitieren kann. Er spricht Portugiesisch. Ich habe es mit eigenen Ohren gehört.«
    »Vielleicht ein paar Sätze, aber das reicht doch nicht, um …« Cluff brach ab.
    »Sie verstehen nicht ganz, Detective. Ridgecliff würde niemals Portugiesisch sprechen, wenn er die Sprache nicht fließend beherrscht.«
    »Und warum nicht, verdammt noch mal?«
    »Weil das in seinen Augen vermessen wäre.«
    Cluff knallte seinen Stift auf den Tisch. »Das kaufe ich Ihnen nicht …«
    »Ruhe«, mischte Folger sich ein. »Fahren Sie fort, Ryder. Falls Ridgecliff Portugiesisch spricht, macht es doch Sinn, dass er dieses Können auch nutzt, um seine wahre Identität zu verschleiern. Verrät Ihnen Ihr Bauch auch, warum er hier ist?«
    »Um zu töten«, antwortete Cluff an meiner Stelle. »Das ist doch offensichtlich.«
    »Kann durchaus sein. Die Vorstellung, in Manhattan jemanden zu töten, dürfte für Ridgecliff die ultimative Herausforderung darstellen. Ein Drahtseilakt, der durch nichts zu toppen ist.«
    Der Blick, den Folger mir zuwarf, war eine Mischung aus Überzeugung und Skepsis. »Ich fasse das jetzt mal zusammen: Jeremy Ridgecliff gibt sich als dunkelhaariger, gut gekleideter Geschäftsmann aus Portugal aus und hat sich in einem teuren Stadtviertel eingenistet. Habe ich das richtig wiedergegeben, Ryder?«
    »Ja, genau davon sollten wir ausgehen.«
    Als Cluffs Handy klingelte, ging er nach draußen, um das Gespräch dort anzunehmen. Während ich alle Nachfragen abschmetterte, die meine Theorie heraufbeschwor, verfestigte sich meine eigene Überzeugung.
    Kurz darauf stieß Cluff wieder zu uns, hielt ein Blatt mit neuen Infos hoch und räusperte sich. »Vielleicht sollten wir auch in andere Richtungen ermitteln.«
    »Wieso das?«, fragte Folger ihn.
    Cluff schwenkte das Blatt. »Ich habe endlich ein paar verwertbare Infos über Bernal erhalten, das Opfer ohne Vergangenheit. Sieht ganz so aus, als hätte sie früher mal im Bridges gearbeitet.«
    »Heiliges Kanonenrohr«, entfuhr es Waltz. »Bridges.«
    »Bridges?«, fragte Cargyle und schaute verdattert in die Runde. »Was soll das denn sein?«
    »Junge«, sagte Cluff, »das Bridges ist eine Jugendstrafanstalt in der Bronx. Dort landen die schweren Fälle. Die Sicherheitsvorkehrungen sind mittel bis hoch. Bernal hat dort vier, fünf Jahre lang als Reinigungskraft gearbeitet und den Job erst aufgegeben, als sie eingebürgert wurde und sich nach einem besseren Job umsehen konnte.«
    Waltz warf mir einen Blick zu. »Jugendknast. Dora Anderson hat damals in Newark in der Jugendfürsorge gearbeitet. Gut möglich, dass es Überschneidungen gibt, denn Anderson und Bernal hatten eine Gemeinsamkeit: Beide Frauen beschäftigten sich mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen.«
    Jetzt steuerten sie wieder in die falsche Richtung. Ich schüttelte vehement den Kopf.
    »Zufall, nichts als Zufall«, behauptete ich. »Zu der Zeit, als die beiden Frauen dort arbeiteten, war Ridgecliff weggesperrt.«
    Cluff zog eine Augenbraue hoch und sah zu Folger hinüber. »Was meinen Sie, Lieutenant? Soll ich weiter in Bernals Vergangenheit wühlen?«
    Folger schüttelte den Kopf. »Fürs Erste nicht, aber ich behalte mir das Recht vor, meine Meinung zu ändern.«
    »Das Vorrecht der Frauen«, meinte Bullard. Seine Äußerung war nicht scherzhaft gemeint, sondern triefte vor Sarkasmus. Folger musterte ihn durch schmale Augenschlitze.
    »Was ist denn?«, stöhnte er. »Herrje, aber sorry, falls das politisch nicht ganz korrekt war.«
    Folger klatschte in die Hände, damit ihr alle zuhörten. »Leute, wir gehen folgendermaßen vor: Da die Zeit drängt, verzichten wir darauf, Andersons und Bernals Vergangenheit zu durchleuchten. Der Phantomzeichner soll Ridgecliffs Fahndungsfoto nach Ryders Vorgaben verändern, und dann klappern wir damit die Restaurants und Makler ab.«
    Jeder meiner Vorschläge wurde angenommen. Die Detectives zogen mit den neuen Zeichnungen los und suchten nach unserem Verdächtigen. Waltz, der zum

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