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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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Faust aufs Auge zu ein paar anderen Infos. Laut Traynor hatte Prowse bei einem Privatpatienten ein Problem mit der ärztlichen Schweigepflicht. Das war zu der Zeit, als sie immer das BITTE-NICHT-STÖREN-Schild an die Tür hängte und ihren unsichtbaren Patienten empfing.«
    »Ich bezweifle, dass das etwas mit den Fällen hier zu tun hat, aber ich lasse mir die Sache mal durch den Kopf gehen.«
    Harry und ich plauderten noch ein paar Minuten. Dass ich auf Silviera und die Nummer mit dem Geschäftsmann gekommen war, freute ihn. Um fünf Uhr nachmittags kehrte ich aufs Revier zurück und erfuhr, dass unser Mann noch an drei weiteren Orten gesehen worden war: in einem erstklassigen Italiener in der Mulberry, beim Mittagessen in einem Restaurant in der Mott und in einem eleganten Schuhgeschäft in der Park Avenue. Der Angestellte hatte einem Mann mit starkem Akzent, der nach eigenem Bekunden in Lissabon geboren war, ein Paar schwarze Slipper verkauft.
    Die Befragung der Makler erwies sich als deutlich schwieriger. Im Gegensatz zu Restaurants und Geschäften waren Makler mobil und machten gelegentlich sogar Urlaub, doch irgendjemand hatte meinem Bruder geholfen, eine Unterkunft zu finden.
    Wenn wir den Makler fanden, hatten wir den Fall gelöst.
    Alle, die an dem Fall mitarbeiteten, waren energiegeladen, machten Doppelschichten und klapperten die Orte ab, die reiche Besucher frequentierten. Folger behielt in dem ganzen Chaos die Zügel in der Hand, schickte die Teams los und sorgte dafür, dass die gesammelten Informationen gebündelt und archiviert wurden. Ihr Vater wäre bestimmt stolz auf sie gewesen.
    Ich kam gerade von der Toilette, als ich sah, dass sie allein im Ridgecliff-Raum stand.
    »Hast du heute Abend etwas vor, Wetterfrosch?«, fragte ich sie.
    Ihr Blick wanderte schnell zum Büro der Detectives hinüber, wo ihre Mitarbeiter telefonierten, zwischen den Schreibtischen hin und her liefen und sich anbrüllten, ehe sie seufzte und mich traurig anlächelte.
    »Vermutlich bin ich die halbe Nacht auf dem Revier und total kaputt, wenn ich endlich nach Hause gehen darf. Vielleicht können wir beide ja morgen Abend … etwas essen gehen?«
    Ich leckte meinen Zeigefinger ab und hielt ihn hoch.
    »Hervorragende Wetterlage für Geselligkeit und ein bisschen Zuwendung.«
    Wir schickten uns gegenseitig Luftküsse, bevor ich den Raum verließ, wieder in den Polizeimodus umschaltete und mich auf die Suche nach Jeremy machte. Wenn ich Glück hatte, aß er gerade irgendwo eine Kleinigkeit. Wenn nicht, trieb er sich in der Stadt herum und hielt Ausschau nach Frauen.
    Iss auf, Bruder, dachte ich, denn bald ist Schluss mit lustig.
    *
    Am nächsten Morgen erschien ich frisch und munter zum Dienst und fühlte mich siegessicher. Während Waltz telefonierte, wartete ich darauf, dass die Mannschaft eintrudelte. Vor dem Schlafengehen hatte ich noch mal über meine Theorie nachgedacht. Sich in Manhattan als portugiesischer Geschäftsmann auszugeben war ausgesprochen clever. Ich musste meinem Bruder für diesen Geniestreich Anerkennung zollen und mir auch, denn ich war ihm auf die Schliche gekommen.
    Waltz legte den Hörer auf die Gabel, und ich marschierte mit einer Tasse Kaffee in der Hand zu ihm hinüber. Er blickte von den Berichten der Nachtschicht auf. »Könnte sein, dass Ridgecliff in einem Koffergeschäft in der Lexington war. Dort kostet ein Trolley mehr, als ich in der Woche verdiene. Der Verkäufer meint sich zu erinnern, dass Ridgecliff eine Kuriertasche erstanden hat. Seiner Meinung nach hat der Kunde Spanisch gesprochen, aber das klingt ganz ähnlich wie …«
    Wir hörten ein Grunzen, und als wir die Köpfe drehten, stand Bullard neben der Tür. Er wirkte aufgebracht. Seine Krawatte saß schräg, er hatte die Ärmel hochgekrempelt und das Sakko unter den Arm geklemmt.
    »Verflucht noch mal, wo steckt Folger?«, wollte er wissen.
    »Warum?«
    »Wir sollten uns mit den Kollegen vom 25. Polizeirevier wegen dem Drive-by-Shooting vom Januar treffen. Der Fall wird endlich vor Gericht verhandelt.«
    »Und Folger ist nicht erschienen?«, fragte ich.
    »Warum sollte ich denn sonst fragen, wo sie steckt? Und wieso quatschen Sie mich eigentlich an, wenn ich mit Waltz rede?«
    »Haben Sie versucht, sie auf dem Handy zu erreichen?«, wollte Waltz wissen.
    »Scheiße, ungefähr achtmal. Da meldet sich immer nur die Mailbox. Ein halbes Dutzend Beamten und der Captain haben auf Folger gewartet und sind jetzt stinksauer. Ich habe ihnen

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