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Bestialisch

Titel: Bestialisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Kerley
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Dingern, mit denen man Kinder erschreckt.«
    Wensley erschauerte. »Ich mache sie nicht auf.«
    Waltz zog Latexhandschuhe an und schüttelte die Puppe. »Sie klingt leer. Wie die anderen.«
    Einer von Pelhams Leibwächtern kam hereingestürmt und steuerte auf Waltz zu.
    »Da draußen ist jemand, der sich als NYPD-Berater ausgibt. Ziemlich komische Type.«
    »Dick? Mit schwerem osteuropäischem Akzent?«, fragte Waltz.
    Der Mann nickte. »Hat die Taschen voller Schokoriegel.«
    »Schicken Sie ihn rein.«
    Wie ein Erlöser kam Alex Borskov in die Zentrale und verteilte seine Riegel. Bei Kindern war er garantiert schwer angesagt. Pelham lächelte und nahm ein Snickers. Als Borskov seine Geschenke verteilt hatte, grinste er.
    »Wenn ich es richtig verstanden habe, brauchen Sie meinen Rat, was?«
    »Mr Borskov, diese Leute hier haben ein paar Puppen erhalten«, sagte Waltz. »Vier Stück. Die erste war fünfzehn Zentimeter groß, und die hier ist heute gekommen …«
    Borskov beäugte die Puppe und grinste bis über beide Ohren.
    »DIE KENNE ICH! Die kennt jeder Russe. Das sind Matrjoschka- Puppen.«
    »Matr … Matr …« Ich hatte offenbar Probleme, das Wort richtig auszusprechen.
    »Matrjoschka! Das Wort kommt von dem Namen Matrjona.«
    »Und was bedeutet das?«, wollte Waltz wissen.
    Borskov deutete mit den Händen große Brüste an. »Unter Matrjona versteht man eine dralle, erdverbundene Bäuerin … oder Mutter.«
    »Dann sind diese Puppen also eine Metapher für Mütter?«, fragte ich.
    »Schachtelpuppen gibt es wie Sand am Meer. Hundertfach. Aber nur die Matrjoschka symbolisiert Weiblichkeit und Mütterlichkeit. Die Matrjona ist eine starke und sehr mächtige Frau.«
    »Dann sind das also nicht nur nette kleine Püppchen«, sagte ich zu Waltz, »sondern Symbole des Matriarchats, der Weiblichkeit. Und wer ist derzeit die mächtigste Frau in diesem Land?«
    Wir schauten beide zu Pelham hinüber.
    *
    Wohl wissend, dass es vergebliche Liebesmüh war, schickte Waltz die Puppe zur Überprüfung ins kriminaltechnische Labor, scheuchte mich in die Herrentoilette und verriegelte die Tür.
    »Ihr Bruder hasst und tötet Frauen. Und er steht auf Symbole und kleine Spielchen … wie diese Nummer mit den Puppen. Wir müssen den Geheimdienst verständigen. Wenn wir der CIA sagen, dass Ridgecliff eine Gefahr für Pelham darstellt, schickt der Geheimdienst all seine Agenten los, damit sie Jagd auf Jeremy machen, was für uns ein Vorteil sein könnte.«
    »Wollen Sie Folger tatsächlich opfern?«
    Jemand versuchte, die Tür zu öffnen. Ich rief: »Besetzt!«
    »Was, wenn Ihr gottverdammter Bruder eine Präsidentschaftskandidatin tötet und später rauskommt, dass wir davon wussten?«
    »Das wird er nicht tun, Shelly.«
    »Das sagen Sie aufgrund Ihrer Neueinschätzung der Situation, oder? Weil Sie annehmen, dass er nicht Amok läuft, sondern auf einer Mission ist.«
    »Deshalb hat Vangie ihn doch hierher gebracht. Sirius, wissen Sie noch?«
    »Das ist doch bloß eine Theorie. Was, wenn wir uns täuschen? Was, wenn sie … den Verstand verloren hat?«
    Er hatte mir viel Spielraum gegeben. »Sie kannten Vangie besser als ich. Die Entscheidung liegt bei Ihnen, Shelly.«
    Er schloss die Augen, drehte sich zur Wand und schlug langsam mit der Stirn gegen die weiß getünchte Ziegelmauer. »Mist, das sind doch nur ein paar hohle Püppchen, oder? Von einem armseligen Spinner, der sich einen Scherz erlaubt. Trotzdem … ich werde dafür sorgen, dass die Jungs vom Geheimdienst alle Fotos und Phantombilder von Ridgecliff erhalten. Gegen das NYPD und den Geheimdienst kommt selbst Ihr Bruder nicht an.«
    *
    Waltz machte sich auf den Weg zum Revier mit der Absicht, ein weiteres Mal Sand ins Getriebe der Folger-Ermittlung zu streuen, damit ich einen Plan aushecken konnte, wie wir meinem Bruder zuvorkommen konnten. Ich holte mir bei einem Chinesen etwas zu essen und ging ins Hotel, wo ich meine Gedanken zu Papier brachte.
    Mein Telefon läutete. Die Nummer auf dem Display verriet mir, dass der Anrufer Harry war. Vermutlich wollte er mir Officer Days Telefonnummer durchgeben oder mich davon in Kenntnis setzen, dass er den Mann nicht gefunden hatte.
    Zu meiner Überraschung erzählte Harry mir eine Schauergeschichte über Jim Day. Damit hatte ich nicht gerechnet.
    »Day hat sich also über Gebühr für den Tod meines Vaters interessiert?«, fragte ich.
    »Laut Reamy war er geradezu besessen von dem Fall und hat die Fotos und Berichte monatelang auf

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