Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bestie Belinda

Bestie Belinda

Titel: Bestie Belinda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
den höchsten Tönen. Die Patienten fühlten sich angeblich hier sehr wohl, und ich fragte sie schließlich. »Ist das Haus voll belegt?«
    »Einige Zimmer sind noch frei. Wie kommen Sie darauf?«
    »Nur einfach so, denn uns ist kaum jemand entgegengekommen.«
    »Das sieht im Sommer anders aus.«
    Mit dieser Antwort waren wir entlassen. Wir wurden nicht mehr nach draußen begleitet. Erst als die Tür hinter uns geschlossen war und wir in den Park schauen konnten, in den sich die Dämmerung einschlich und in dem der geschmückte Tannenbaum mit seinen bunten Lichtern kitschig vorkam, sagte ich: »Hier möchte ich mein Leben nicht verbringen. Das Haus ist erfüllt von einer menschlichen Kälte, die mich schaudern lässt.«
    »Du sagst es, John.«
    Wir gingen einige Schritte weiter, und Abe holte sein Handy aus der Tasche. Sein Aufgabenbereich lag zwar in New York, aber es gab immer wieder Fälle, bei denen Stadt- und auch Staatengrenzen keine Rolle spielten.
    In Washington kannte er auch Kollegen. Er gab ein Passwort durch und wurde mit dem entsprechenden Menschen in der Personalabteilung verbunden.
    »Es geht um einen Kollegen namens Clint Walker. Ich würde gern seine Anschrift erfahren.«
    »Moment.« Der andere sprach so laut, dass selbst ich ihn verstehen konnte.
    Es dauerte keine Minute, bis wir die Antwort erhielten. Clint Walker lebte in einem Vorort von Washington und nicht weit vom Potomac River entfernt, wie man Abe sagte.
    »Na, das ist doch etwas. Ich bedanke mich.« Er zwinkerte mir zu und sagte: »Das ist schon mehr als ein Strohhalm, finde ich. Jetzt können wir ansetzen. Ich glaube fest daran, dass Clint Walker uns mehr sagen kann.«
    »Wenn er will.«
    »Warum nicht? Vier seiner Kollegen oder Freunde sind gestorben. Hast du das vergessen?«
    »Nein, habe ich nicht, Abe. Aber in diesem Fall halte ich alles für möglich. Da wird uns eine bestimmte Vergangenheit noch zu beschäftigen haben, und die hängt mit deinen Kollegen zusammen. Wenn jemand Menschen auf eine so grauenhafte Art und Weise umbringt, dann muss da schon Schreckliches vorgefallen sein. Ich glaube auch daran, dass Ken Russell noch mehr gewusst hat. Er hat es uns aus falsch verstandener Solidarität nur nicht sagen wollen.«
    »Ein Fehler.«
    »Du sagst es, Abe.«
    Wir gingen auf den Wagen zu. Es war fast dunkel geworden. In den Zimmern brannte das Licht. Der gelbe Schein floss auch in die graue Dämmerung hinein und verteilte sich über dem Boden.
    Man hatte die Rabatten und Beete abgedeckt. Auf vielen lagen einfach nur Tannenzweige als Schutz vor der Kälte des Winters.
    Auch unser Wagen wurde vom Lichtschein gestreift.
    Allerdings sahen wir noch mehr. Am Rand des Lichtflecks malte sich etwas ab, das vorhin noch nicht auf dem Boden gelegen hatte.
    Es sah aus wie ein längliches Paket...
    Genau das war es nicht.
    Wir liefen gleichzeitig los. Sekunden später standen wir direkt neben dem, was wie ein Paket gewirkt hatte.
    Es war ein Mensch.
    Ken Russell.
    Wir brauchten nur hochzuschauen und sahen über uns den Balkon, von dem aus er sich in die Tiefe gestürzt hatte...
    ***
    »Oh Scheiße«, flüsterte Abe Douglas und stöhnte auf. »Das hätte ich nicht gedacht. Er war so überrascht, dass er nichts unternehmen konnte.
    Ich hörte nicht auf ihn und bückte mich. Das Licht war hell genug. So brauchte ich keine zusätzliche Quelle und konnte meine schmale Leuchte in der Tasche lassen. Es gab keinen Zweifel. Ken Russell hatte sich über das Geländer des Balkons hinweg in die Tiefe gestürzt. Dabei lag der Balkon nicht mal so hoch, aber der alte Mann war unglücklich gefallen. Es musste ihn auch eine übergroße Kraft gekostet haben, sich aus seinem Rollstuhl zu lösen. Jetzt lag er da, den Kopf unnatürlich zur Seite gedreht, die Augen starr wie ein Toter.
    Oder doch nicht?
    Jetzt holte ich meine Lampe hervor. Ich hörte, dass mir Abe eine Frage stellte. Auf die Worte achtete ich nicht, weil ich das Gesicht des ehemaligen Ausbilders anleuchtete.
    Nein, er war nicht tot. Ich hatte das Zucken in den Augen gesehen und flüsterte Douglas zu: »Er lebt noch!«
    »Bist du sicher?«
    »Bestimmt!«
    Auch der G-man bückte sich jetzt. Es schien, als hätte Ken Russell gewartet, denn als sich Abe noch in der Bewegung befand, hörten wir bereits das Stöhnen. Ich sah, dass in die Augen wieder Leben zurückkehrte, und plötzlich bewegte der Mann die Lippen.
    Er begann zu sprechen, so leise, dass wir uns schon tief bücken mussten, um ihn zu

Weitere Kostenlose Bücher