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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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von seiten Maria Ramirez’
vorzubeugen, wenn das Unternehmen nichts zu verbergen
hätte. Ich muß gestehen, daß ich an soviel Altruismus eines
gewinnorientierten Privatunternehmens einfach nicht glaube.
Und das, muß ich bekennen, ist einer der Gründe, weshalb ich
hierhergekommen bin.« Er sah ihr ins Gesicht. »Ich nehme an,
Sie wissen etwas, was Sie mir noch nicht gesagt haben.«
Sharon blieb ein paar Augenblicke still und fing wieder an
zu überlegen, ob sie ihm vertrauen sollte oder nicht. Aber
natürlich hatte sie keine Wahl. Sie nickte, steckte den Arm in
ihre Einkaufstasche und nahm das Päckchen heraus. »Diese
fand ich vor ein paar Tagen bei Tarrentech«, sagte sie so leise,
daß MacCallum sich anstrengen mußte, sie zu hören. »Sie
lagen in einem Karton mit der Aufschrift ›Zur Verbrennung‹,
und als ich eine Gelegenheit sah, nahm ich sie an mich.« Sie
gab ihm das Päckchen. Er starrte es an, wickelte es langsam
aus. Einen Augenblick später fiel die strahlende Sonne auf die
zwei toten Tiere, die beide noch steifgefroren waren.
Stirnrunzelnd las MacCallum die Ohrenmarken. »Aus einem
Wurf«, sagte er. »Geboren am achten Mai. Ihre Eltern waren
Männchen Nummer 61 und Weibchen Nummer 46.«
»Das dachte ich mir«, sagte Sharon. »Aber was könnte die
zusätzliche Bezeichnung an der großen Maus bedeuten?«
MacCallum studierte sie eine Weile. Auf einmal glaubte er
beinahe sicher zu sein, daß er es wußte. Und dann, als ihm der
Gedanke an Jeff LaConner und Randy Stevens – vielleicht
sogar Robb Harris? – kam, wurde ihm flau im Magen. »Wachstumshormone«, murmelte er, mehr zu sich selbst als zu Sharon.
Seine Augen nahmen einen seltsam benommenen Ausdruck an,
als er Sharon ansah. »Das muß es sein, nicht?« sagte er. »Sie
experimentieren mit Wachstumshormonen an Versuchstieren.«
Wieder betrachtete er die größere der beiden Mäuse. Ihre
seltsamen Deformationen waren nicht zu übersehen.
Die vergrößerten Füße und die langen Krallen.
Die verstärkte Knochenstruktur um die Augen und der wie
angeschwollene Unterkiefer.
Er schüttelte den Kopf, unfähig, den Gedanken zu akzeptieren, der so plötzlich in ihm Gestalt angenommen hatte. »Sie
meinen nicht, daß sie auch an den Jungen experimentieren,
oder?«
»Ich weiß nicht, was ich denken soll«, sagte Sharon, aber
das war genau, was sie gedacht hatte.
»Ich möchte diese Kadaver ins Krankenhaus mitnehmen
und sie untersuchen«, sagte MacCallum. »Es könnte sein, daß
wir auf der falschen Fährte sind. Ich will damit sagen, daß sie
vielleicht mit gentechnischen Methoden experimentieren. Auf
dem Gebiet ist heute vieles möglich, und das große Tier könnte
nichts weiter als eine Mutation sein. Das herauszufinden, wird
nicht allzu schwierig sein – ich brauche nur ein Labor in
Denver zu beauftragen, einen DNS-Vergleich beider Tiere
vorzunehmen.«
»Und wenn es kein gentechnisches Experiment ist?« fragte
Sharon, und in ihrem Gedächtnis hörte sie wieder Echos von
Blakes Versicherungen, daß Marks Behandlung sich auf die
Verabreichung von Vitaminkomplexen irgendwelcher Art und
körperliches Training beschränke.
»Dann werden wir einschreiten«, antwortete MacCallum. Er
wünschte, er könnte ihr sagen, sie solle sich nicht sorgen, weil
Ungeheuerlichkeiten wie Experimente mit Menschen in Silverdale nicht vorkämen.
Aber das konnte er nicht.
Sie trennten sich wenige Minuten später, nachdem
MacCallum die zwei kleinen Kadaver wieder in das Butterbrotpapier gewickelt und in seine Aktenmappe gesteckt hatte.
Sobald sie sich getrennt und die Anlagen verlassen hatten,
stieg der Mann, der einen halben Block entfernt in einem
Kombiwagen gesessen hatte, unbemerkt von Sharon und
MacCallum, aus seinem Fahrzeug und überquerte den
Fußgängerweg zu einer Telefonzelle. Er machte keinen
Gebrauch von dem Funktelefon, das unter dem Armaturenbrett
des Wagens angebracht war. Für diesen Anruf benötigte er
Ungestörtheit.
Dr. MacCallum merkte erst im letzten möglichen Augenblick,
was geschah. Er fuhr am äußersten rechten Straßenrand, und
die Reifen auf der rechten Fahrzeugseite wirbelten eine Wolke
von Staub und Kies vom Straßenbankett auf. Der entgegenkommende Lastwagen hatte ihn beinahe erreicht und mit den
linken Reifen die Mittellinie überfahren. Einen Augenblick
dachte Mac, der Laster müsse einen Bremsdefekt haben und
außer Kontrolle geraten sein, dann sah er aber, daß die Straße
hier nahezu eben verlief – sicherlich würde der

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