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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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mit Jeff, nicht?« sagte sie. »Wie an dem Abend, als er dich
verprügelte. Du hattest ihm nichts getan, nichts gesagt, ihn
nicht mal schief angesehen. Er ging einfach auf dich los.«
Mark starrte sie in der Dunkelheit an.
»Vielleicht ist es Dr. Ames«, sagte Linda nach einer Weile.
»Vielleicht hat er mit Jeff etwas gemacht, und nun macht er es
mit dir.«
»Aber er hilft mir«, widersprach Mark. »Stell dir vor, heute
nachmittag habe ich sogar die Aufnahme in die Footballmannschaft geschafft.«
»Du hast was?« Linda starrte ihn ziemlich verständnislos an.
»Ich bin in die Footballmannschaft aufgenommen worden«,
sagte er. »Ich wollte es heute abend meinen Leuten sagen,
bevor …«
»Aber ich denke, du hast für Football gar nichts übrig?«
Mark schüttelte den Kopf. »Ich – ich weiß nicht, vielleicht
habe ich mich geändert.«
Ein schwacher Widerschein von einer entfernten Straßenlaterne beleuchtete Marks Gesicht kaum ausreichend, doch
selbst in diesem trüben Halbdunkel konnte Linda erkennen,
daß Mark sich tatsächlich verändert hatte.
Sein Gesicht sah gröber aus, seine sanften, freundlichen
Züge härter. Die Augen, kleiner und wie in die Höhlen gesunken, hatten einen wilden Blick an sich, und sein Mund – die
vollen Lippen, die immer so weich und gefühlvoll ausgesehen
hatten – hatte jetzt einen derben, beinahe grausamen Zug.
Wieder kam ihr das Erinnerungsbild von Jeff LaConner in
den Sinn.
»Ich werde mit meinem Vater reden«, sagte sie plötzlich.
»Morgen früh werde ich ihm alles erzählen, was geschehen ist,
und er wird eine Lösung wissen. Einverstanden?«
Mark sah sie einen Augenblick ungewiß an, dann nickte er.
»Einverstanden.«
Sie kehrten um und gingen zurück zu ihrem Haus. Dort
angelangt, legte Mark die Arme um sie und drückte sie an sich.
»Ich will dir nicht weh tun«, murmelte er, das Gesicht in ihrem
Haar. »Ich will niemandem weh tun.«
»Du wirst es auch nicht«, sagte Linda. »Du bist nicht wie
Jeff, und du wirst niemandem weh tun.«
Sie trat zurück, und einen Augenblick glaubte sie zu fühlen,
wie Mark fester zugriff. Plötzlich aber ließ er sie los und
wandte sich weg. Sie war nahe daran, ihm nachzurufen, ließ es
aber sein, als ihr wiederum Jeff LaConner einfiel. Sie wartete,
bis er hinter der nächsten Ecke verschwunden war, dann eilte
sie zurück ins Haus. Der Gedanke an ihren Vorsatz, sich an
ihren Vater um Rat zu wenden, beruhigte sie. Morgen würde
alles besser aussehen.
Schließlich hatte ihr Vater Tarrentech unter sich, nicht
wahr?
Wenn jemand Mark helfen konnte, dann sicherlich er.
22
    ALS SIE AM NÄCHSTEN MORGEN AUFWACHTE , glaubte Sharon
einen Moment, daß es alles ein schlechter Traum gewesen sei.
Sie würde die Hand nach Blake ausstrecken, wie sie es jeden
Morgen tat, und die Arme um ihn legen und sich eine Weile an
ihn schmiegen, bevor sie aufstand, den Tag zu beginnen. Mark
würde schon auf sein, und sie würde Chivas an seiner Tür
schnüffeln hören, wenn sie auf dem Weg hinunter zur Küche
daran vorbeiging.
    Aber als sie die Hand nach Blake ausstreckte, und er nicht
da war, begriff sie, daß es kein Traum gewesen war.
Sie fühlte sich erschöpft, als ob sie kein Auge zugetan hätte,
doch als sie sich überwinden konnte, ein Auge zu öffnen und
den Wecker auf ihrem Nachttisch anzublinzeln, sah sie, daß sie
nicht nur geschlafen, sondern verschlafen hatte. Es war kurz
vor acht. Sie richtete sich auf, fiel dann zurück aufs Kissen,
niedergedrückt von einer Welle der Verzweiflung.
Nachdem Mark letzte Nacht aus dem Haus gelaufen war,
hatte sie zunächst geglaubt, die Verstimmung zwischen ihr und
Blake werde heilen, und eine Weile hatte es auch den Anschein
gehabt, während sie im Wohnzimmer auf die Rückkehr ihres
Sohnes gewartet hatten. Ihrem ersten Impuls folgend, hatte sie
die Polizei anrufen wollen, aber Blake hatte sie überzeugt, daß
es besser sei abzuwarten, wenigstens eine Stunde.
»Er wird sich nicht in Schwierigkeiten bringen«, hatte er ihr
gesagt. »Er ist bloß aufgeregt. Sobald er sich beruhigt, wird er
nach Haus kommen.«
Natürlich hatte Blake recht gehabt – eine knappe Stunde
später hatten sie gehört, wie die Hintertür leise geöffnet und
wieder geschlossen worden war. Mark war in die Diele
gekommen und die Treppe hinaufgestiegen, und erst als Blake
das Wort an ihn gerichtet hatte, war ihm bewußt geworden, daß
sie beide da waren, im Halbdunkel des Wohnzimmers saßen
und auf ihn warteten.
Er war nicht hereingekommen,

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