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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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lief
zurück zum Haus.
Sie ließ sich auf einen der Küchenstühle sinken, um Selbstbeherrschung ringend. Mark konnte die Kaninchen nicht umgebracht haben – er konnte das nicht getan haben! Er liebte sie!
Aber er hatte Chivas getötet.
Nein! rief sie sich zu. Etwas in ihm hatte Chivas
umgebracht. Etwas in ihm, über das er keine Kontrolle hatte!
Sie nahm sich das Telefonbuch vor, blätterte nervös darin
herum, wählte dann die Nummer des Bezirkskrankenhauses.
Sobald sich am anderen Ende die Stimme meldete, wußte
sie, daß etwas nicht in Ordnung war.
»Hier ist Sharon Tanner«, sagte sie. »Könnte ich Dr.
MacCallum sprechen?«
Es blieb einen Augenblick still, dann antwortete die
Stimme: »Ach, Mrs. Tanner, haben Sie nicht gehört? Dr.
MacCallum …« Die Stimme brach, und Sharon konnte die
Frau nach Atem ringen hören. »Entschuldigen Sie, Mrs.
Tanner«, fuhr die Stimme fort. »Er ist tot. Er – er kam gestern
bei einem Autounfall ums Leben.«
Sharon hörte kaum hin, als Susan Aldrich erklärte, was
geschehen war, denn sie erinnerte sich nur zu gut des leisen
Klickens und des hohlen Tons im Telefon, die sie auf den
Gedanken gebracht hatten, daß jemand ihr Gespräch mit
MacCallum abgehört hatte.
Jemand hatte sie abgehört, und nun war Dr. MacCallum tot.
Es kümmerte sie nicht, was Susan Aldrich sagte – sie wußte,
daß, was immer dem Arzt zugestoßen war, kein Unfall
gewesen war.
Charlotte LaConner begriff, daß sie geisteskrank war.
    Es war die einzig mögliche Antwort, denn nur Geisteskrankheit konnte die Alptraumwelt erklären, in der sie sich
befand.
    Sie konnte sich überhaupt nicht bewegen.
Ihre Gliedmaßen fühlten sich bleiern an, ihr ganzer Körper
war gelähmt von einer Lethargie, die sie nie zuvor erlebt hatte.
Sie konnte den Kopf ein wenig von einer Seite zur anderen
bewegen; das war schon das Äußerste.
Sie hatte abwechselnd geschlafen und in einer Art Dämmerzustand gewacht, aber seit langem jede Fähigkeit zur Unterscheidung verloren, welcher Zustand Schlaf und welcher Wachen war. Um sie her dauerte das gedämpfte Heulen der Alpträume an, leises verzweifeltes Stöhnen, hin und wieder überlagert von schrillen Schmerzens- oder vielleicht Wutschreien.
Sie wußte nicht, welches von beiden zutraf, es kümmerte sie
auch nicht – denn inzwischen war ihr Geist unempfindlich
gegen die schrecklichen Geräusche geworden und hatte den
Versuch fast aufgegeben, die Realität dahinter zu beschwören.
Während des Schlafes waren sie schlimmer, denn dann
verliehen die gräßlichen Geräusche ihren Träumen beklemmendes Leben. Mit den Geräuschen waren Gestalten verbunden, bizarre Ungeheuer, die sie in der Dunkelheit umkreisten
und ihr erst flüchtige Blicke in ihre scheußlichen Gesichter
erlaubten, bevor sie sich in die Schwärze zurückzogen und sie
mit ihrer Furcht vor dem, was als nächstes kommen mochte,
allein ließen.
Sie war überzeugt, daß die Ungeheuer sie früher oder später
ermorden würden. Und sie konnte nichts tun, als in der
erstickenden Dunkelheit auf den letzten Augenblick zu warten.
Aber jedesmal, wenn die Ungeheuer nahe herankrochen – so
nahe, daß sie ihren stinkenden Atem riechen und zwischen den
erschreckenden Lärmausbrüchen ihren raschelnden Atem
hören konnte und im nächsten Augenblick den Angriff
erwartete und zu beten begann, daß sie endlich über sie
herfallen und ihrem elenden Vegetieren ein Ende machen
möchten –, schlichen sie wieder davon in die Dunkelheit, aus
der sie gekommen waren, und Charlotte schluchzte stumm in
sich hinein, denn der Tod war ihr willkommen, wenn er sie nur
von der Höllenqual dieses Lebens befreien würde.
Nun schwebte sie wieder aufwärts in einen halbbewußten
Zustand. Es war, wie unter Wasser zu sein und zu der
Erkenntnis zu kommen, daß sie sterben würde, wenn sie nichts
täte. Und obwohl sie sich oft den Tod wünschte, wich sie in
jenen seltsam halbrationalen Augenblicken, wenn sie fühlte,
daß sie überhaupt wünschen konnte, im letzten Moment
zurück, widerstand dem Drang, tief Atem zu holen und die
kühle Vergessenheit des klaren Wassers zu fühlen, das in ihre
Lungen einströmte.
Leise stöhnend bewegte sie wieder den Kopf zur Seite. Die
Dunkelheit schien endlich fortgespült zu werden, und dann traf
ein Lichtstrahl ihre Augen. Mit einem unterdrückten Aufschrei
versuchte sie sich dem Schmerz, den er mit sich brachte, zu
entziehen.
Aber wieder konnte sie ihre Gliedmaßen nicht bewegen. Sie
lag still, und langsam wurde sie

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