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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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ihrer selbst bewußt. Diesmal
mußte sie wirklich wach sein. Sie bewegte die Zunge im Mund,
und sie fühlte sich dick und taub an, und ihr Mund war trocken.
Eine Sekunde später fing sie an zu husten. Als die Krämpfe
ihren Körper schüttelten, fühlte sie zum ersten Mal die Gurte,
die sie ans Bett fesselten.
Also konnte sie sich tatsächlich nicht bewegen.
Nun wollte sie die Augen öffnen, doch selbst diese
Anstrengung war zuviel für sie. Endlich, als das Husten
nachließ und sie wieder normal atmete, gelang es ihr, die Lider
einen Spalt aufzuzwingen.
Sie war in einem weißgekachelten Raum. Über ihr schien
eine strahlende Lichtkugel mitten in der Luft aufgehängt zu
sein.
Aber die Geräusche des Alptraums dauerten an. Und dann
trat in dem Lärm eine Pause ein, und sie hörte eine Stimme.
»Sie ist wach, Dr. Ames.«
Sie schloß wieder die Augen, überwältigt von Hoffnungslosigkeit. Sie wußte nicht, wie lang sie so lag, noch kümmerte
es sie, denn wenn sie diesmal auch die Gewißheit hatte, wach
zu sein, schien ihr doch ebenso gewiß, daß der Alptraum nicht
enden würde. Dann hörte sie eine andere Stimme.
»Mrs. LaConner? Ich weiß, daß Sie wach sind. Können Sie
zu mir sprechen?«
Ihre Lider flatterten, hoben sich wieder. Das Licht war jetzt
weniger grell. Auf einer Seite ihres Gesichtsfeldes konnte sie
jemanden sehen.
Dr. Ames.
Sie versuchte zu sprechen, brachte aber kein Wort heraus.
»Geben Sie ihr etwas Wasser«, hörte sie Ames sagen.
»Nicht viel – nur um den Mund zu spülen.«
Eine Hand hob ihren Kopf, dann fühlte Sie ein Glas an den
Lippen. Sie sog das Wasser durstig heraus, spülte sich den
Mund damit aus, schluckte es hinunter und versuchte, mehr
anzusaugen.
»Das ist genug«, hörte sie Ames sagen. Er beugte sich über
sie.
»W-wo bin ich?« stieß Charlotte hervor, kaum imstande, das
krächzende Geräusch als ihre eigene Stimme wiederzuerkennen.
»In meiner Klinik«, sagte er jetzt. »Sie hatten einen
Zusammenbruch, Mrs. LaConner. Sie haben geschlafen.«
»Wie lange?«
»Ein paar Tage«, erwiderte Ames. Charlotte stöhnte und
schloß wieder die Augen. Und dann erinnerte sie sich
undeutlich dessen, was geschehen war, kurz bevor die
Dunkelheit sich auf sie herabgesenkt hatte.
»Jeff …«, flüsterte sie. »Wo ist Jeff?«
»Er ist auch hier«, sagte Ames.
Charlottes Züge kamen in Bewegung, als versuchte sie die
Stirn zu runzeln, ohne indessen die Kraft zu finden. »Hier?
Aber ich dachte …«
»Er ist krank, Mrs. LaConner«, sagte Ames. »Er ist sehr
krank, und wir versuchen, ein Heilmittel für ihn zu finden.«
»Krank?« echote Charlotte. »Ich dachte …« Sie brach ab,
außerstande, die Worte zu formulieren, die gerade außerhalb
ihrer Reichweite zu schweben schienen. »Ich will ihn sehen«,
flüsterte sie. »Bitte …«
Eine Zeitlang hörte sie nichts, aber die Anstrengung des
Sprechens war zuviel für sie. Dann drang wieder Ames’
Stimme an ihr Ohr. »Er ist sehr krank, Mrs. LaConner.«
Charlotte mühte sich, die rechten Worte zu finden »Ich – ich
bin seine Mutter«, keuchte sie. »Ich kann ihm helfen.« Sie
zwinkerte wieder und blickte Ames ins Gesicht. »Bitte«, bat
sie, »lassen Sie mich zu ihm … lassen Sie mich ihm helfen.«
Langsam erschien ein Lächeln in Dr. Ames’ Gesicht. »Ja«,
sagte er, »ich denke, vielleicht können Sie ihm helfen. Und es
gibt wirklich keinen Grund, warum Sie ihn nicht sehen sollten,
wenn Sie es wirklich wünschen.« Er verschwand aus ihrem
Blickfeld, und als er wiederkam, schob er einen Rollstuhl vor
sich her. Er öffnete die Gurte, die Charlotte niederhielten und
half ihr behutsam von ihrem Lager. Die geringe Anstrengung,
die erforderlich war, um in den Rollstuhl zu kommen, bewirkte
ein Gefühl völliger Erschöpfung, und obwohl sie versuchte, die
Augen offen zu halten und alles zu beobachten, als Ames den
Rollstuhl hinaus und in einen Korridor schob, war die
Anstrengung zu groß. Sie ließ die Lider wieder sinken und
fühlte, wie der Schlaf zurückkehrte. Sie wehrte sich dagegen,
indem sie ihre Gedanken auf die Worte konzentrierte, die
Ames sprach, als sie langsam durch das Gebäude geschoben
wurde. Sie konnte nur Bruchstücke auffangen, und ihr
benebelter Verstand vermochte dem wenigen, das sie hörte,
kaum einen Sinn abzugewinnen: »… versuchten das Ungleichgewicht zu korrigieren … Hormone … etwas … außer Kontrolle … müssen etwas anderes probieren …«
Dann gingen seine Worte in einem jähen Ausbruch der Alptraumgeräusche

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