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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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sie. »Er sagte, es sei, als hätte
er einen anderen in sich.« Sie ließ sich auf die oberste Stufe
sinken und schlug die Hände vors Gesicht. »O Gott, Blake.
Was wird aus ihm? Ich habe solche Angst. Solch schreckliche
Angst.«
Blake stieg rasch die Treppe hinauf und legte die Arme um
Sharon. »Es wird alles gut werden, Schatz«, sagte er in
beruhigendem Ton. »Er macht eine harte Zeit durch, das ist
alles. Und er wird da herauswachsen, du wirst es sehen.«
Hinter ihm ging leise die Tür auf, dann stand Kelly im Flur
und rieb sich die Augen. Sie kam zu ihnen und legte dem Vater
die Arme um den Hals. »Was ist mit Mark?« fragte sie. »Ist er
krank?«
»Nein.« Blake legte den freien Arm um sie und zog sie zu
sich. »Mark fehlt überhaupt nichts, und ich möchte nicht, daß
du dir deswegen Sorgen machst.«
»Aber er hat Chivas umgebracht!« wimmerte sie.
»Es war nicht Mark, Kind«, sagte Sharon. »Was auch
geschieht, ich möchte nicht, daß du denkst, Mark habe Chivas
umgebracht. Er würde das nicht tun, Kind. Nicht dein Bruder.«
»Wer war es dann?« fragte Kelly, den Kopf auf die Seite
gelegt, als sie vergeblich versuchte, aus den Worten ihrer
Mutter schlau zu werden. »Ich habe doch gesehen, wie er ihn
erwürgt hat!«
»Ich weiß nicht«, gab Sharon zu. »Aber es war nicht Mark!«
    Mark eilte durch die dunklen Straßen, im Ungewissen, wohin
er ging oder warum. Die Gedanken gingen ihm wie ein
Mühlrad im Kopf herum, aber er konnte nicht begreifen, was
geschehen war.
    Warum war die Wut wieder über ihn gekommen? Er hatte
sich normal gefühlt, als seine Mutter hereingekommen war. Er
hatte nicht mehr geweint, auf dem Bett gelegen und versucht,
sich über das Geschehene klarzuwerden.
Und seine Mutter hatte ihm helfen wollen.
     
Sie war nicht zornig gewesen, hatte ihn nicht angeschrien,
nicht einmal ein Wort darüber verloren, daß er sein Zimmer
ruiniert hatte! Sie hatte ihm nur helfen wollen.
    Und dann war die Wut wieder in ihm aufgekommen. Er
hatte sie angesehen, und plötzlich hatte die Flamme in ihm
wieder gezündet, und er hatte den Wunsch verspürt, die Hände
um ihre Kehle zu legen und zuzudrücken …
    Zuzudrücken, wie er es bei Chivas gemacht hatte, bis sie
aufhörte zu reden, zu atmen, sich in seinem Griff zu winden.
Und er hätte es getan, wäre er nur eine Minute länger
geblieben.
Er verlangsamte und blickte umher. Auf der anderen
Straßenseite war das Haus der Harris’, und plötzlich kam ihm
eine Erleuchtung. Er überblickte die Straße in beide
Richtungen, dann lief er hinüber und zwischen den Häusern
durch in den Garten der Harris’.
Das Haus war dunkel, ebenso die Nachbarhäuser.
Er klopfte leise an das Fenster von Lindas Zimmer, dann
etwas kräftiger. Gleich darauf vernahm er ein Geräusch, dann
wurden die Vorhänge ein kleines Stück geteilt, und Linda
spähte heraus.
»Ich bin’s«, flüsterte Mark. »Komm raus.«
»Mark?« sie öffnete das Fenster. »Was machst du hier?«
»Ich muß mit dir reden«, flüsterte Mark. »Bitte.«
Linda zögerte, aber die Dringlichkeit seines Tones half ihr,
sich zu entscheiden. »Augenblick«, sagte sie. »Ich muß mich
anziehen.«
Ein paar Minuten später schlüpfte sie aus der Hintertür, hielt
den Zeigefinger an die Lippen und führte ihn die Zufahrt
hinaus zur Straße. »Was ist los?« fragte sie, als sie in sicherer
Entfernung vom Haus waren.
Mark versuchte, ihr zu erzählen, was geschehen war, und
seine Stimme versagte mehrmals, als er berichtete, wie er
Chivas erdrosselt hatte.
Sie starrte ihn an. »Du hast Chivas umgebracht?«
Mark nickte stumm. Tränen rannen ihm über die Wangen
»Ich wollte es nicht«, schluchzte er. »Und ich wollte meiner
Mutter nichts tun. Aber ich war drauf und dran, das weiß ich!«
Bei diesen Worten kam Linda ungebeten Jeff LaConner in
den Sinn, wie er sie bei den Schultern gepackt und geschüttelt
hatte. Erst durch ihre Ohrfeige war er zur Besinnung
gekommen und hatte überrascht ausgesehen, als wäre ihm gar
nicht bewußt gewesen, was er getan hatte.
Und sie war beinahe sicher, daß er zu weinen begonnen
hatte, als er sich abgewandt hatte und in die Nacht
davongelaufen war.
»Was willst du machen?« fragte sie.
Mark schüttelte hilflos den Kopf.
Linda wollte seine Hand greifen, aber Mark entzog sie ihr.
»T-tue das nicht«, sagte er mit bebender Stimme. »Das hat
meine Mutter auch getan. Sie hat mich nur angefaßt, und schon
wurde ich wie verrückt!«
Linda zog ihre Hand zurück, sah ihm in die Augen »Es ist
wie

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