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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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vor einem Jahr entdeckt hatte, daß
ein Programm, das er gerade hatte vermarkten wollen, einem
Konkurrenten verraten worden war, der es sich mit ein paar
Verbesserungen zu eigen gemacht hatte und Tarrentech dann
noch auf dem Markt zuvorgekommen war.
Seit dem Abendessen hatten sie kaum miteinander
gesprochen, aber die Spannung des vorausgegangenen Streites,
verstärkt noch durch Marks Nichterscheinen, hing noch
knisternd in der Luft.
Sie seufzte. »Dann werden wir also nicht drüber sprechen.
Gute Nacht.« Sie stand auf und ging aus dem Wohnzimmer.
Blake sah ihr nach, doch erst als sie an der Tür war, reagierte
er. »Möchtest du, daß ich mit dir komme?« fragte er unsicher.
Sharon wandte den Kopf. »Ich hätte nie gedacht, daß ich
dies sagen würde, aber wenn ich nicht mit dir sprechen kann,
habe ich ganz sicher kein Verlangen, mit dir zu schlafen.
Vielleicht solltest du heute nacht lieber hier unten bleiben.«
Blake sagte darauf nichts mehr, und sie ging hinaus in die
Diele und die Treppe hinauf.
Vor Marks Tür verhielt sie lauschend, wie sie es an diesem
Abend schon zweimal getan hatte. Wie zuvor konnte sie auch
diemal keine Geräusche aus dem Zimmer hören, obwohl sie
überzeugt war, daß er nicht schlief. Sie stellte sich vor, wie er
auf dem Rücken lag und zur Decke hinaufstarrte, die Hände
hinter dem Kopf verschränkt. Sollte sie ihn in Ruhe lassen,
oder hineingehen und versuchen, mit ihm zu sprechen?
Nach einigem Zögern klopfte sie leise an die Tür. Mehrere
Sekunden blieb sie ohne Antwort, dann hörte sie Marks
Stimme sagen: »Es ist nicht zugesperrt.«
Sie öffnete die Tür, und beim Anblick der Verwüstung
stockte ihr der Atem. Kleider, Bettzeug, Federn – das Chaos
war überall. Die Schubladen der Kommode waren herausgerissen und lagen verstreut, die Lampe lag noch in dem
Winkel, in den Mark sie geschleudert hatte. Sharon biß sich auf
die Unterlippe, zwang sich, den Schaden einstweilen zu
ignorieren. »Was ist mit dir?« fragte sie, nicht unfreundlich.
Sie ging näher zum Bett, wo Mark bäuchlings auf der nackten
Matratze lag. Als sie seine Schulter berührte, wälzte er sich in
die andere Richtung und lag auf dem Rücken. Er starrte trübe
zu ihr auf.
»Ich weiß nicht, was geschehen ist«, sagte er. »Es war – es
war, als ob ein anderer in mir wäre. Ich wollte dich nicht
schlagen, Mama. Ich – konnte mir einfach nicht helfen.«
Sharon schloß einen Moment die Augen, in denen sich heiße
Tränen sammelten. »Es ist schon recht, Junge«, sagte sie mit
unsicherer Stimme. »Ich habe mir so etwas gedacht.«
Mark richtete sich auf und schüttelte die Hand ab, die sie
wieder nach ihm ausgestreckt hatte. »Es ist nicht gut!« sagte er.
»Es ist überhaupt nicht gut. Ich habe Chivas umgebracht,
Mama! Meinen eigenen Hund!« Nun kamen auch ihm die
Tränen, und er wischte sie rauh schluchzend mit dem
Handrücken weg. »Was ist mit mir?«
Statt eine Antwort versuchte Sharon wieder die Hand nach
ihm auszustrecken, aber er schwang die Füße vom Bett und
stand auf. Als er auf sie herabsah, bemerkte sie wieder ein
seltsames Licht in seinen Augen – dieselbe finster glühende
Wut, die sie vorher in der Küche gesehen hatte. »Mark?« fragte
sie. »Mark, was hast du?«
Mark wich von ihr zurück. »Ich
– ich weiß nicht«,
stammelte er. »Es – Mama, es fängt wieder an.«
Sharon war gleichfalls aufgesprungen. »Was, Mark? Was
fängt wieder an?«
Aber er schüttelte nur den Kopf und schob sich zur Tür.
»Ich muß gehen, Mama. Ich muß weg von hier!«
»Mark, warte!« bat Sharon, aber er war schon hinaus, und
sie hörte ihn die Treppe hinunterpoltern. Als sie selbst den
Treppenabsatz erreichte, war er schon an der Garderobe und
suchte nach einer Jacke. Er starrte mit brennenden Augen zu
ihr hinauf. Dann war er fort und warf die Haustür krachend
hinter sich zu.
Fast gleichzeitig kam Blake aus dem Wohnzimmer und
spähte die Treppe hinauf. »Was zum Teufel ist hier los?« fragte
er. »War das Mark?«
Sharon nickte. »Irgend etwas stimmt nicht mit ihm, Blake«,
sagte sie. »Als ich hineinging, war er eine Minute ganz
vernünftig, aber dann drehte er wieder durch.«
Blake runzelte die Brauen. »Was sagtest du zu ihm?«
»Nichts!« rief sie aus. »Ich wollte ihm nur sagen, daß ich
ihm nicht böse bin, ihn wissen lassen, daß ich ihn liebe. Und er
war so unglücklich. Blake, du hättest ihn sehen sollen! Und
dann, auf einmal …« Sie suchte nach Worten, gab es auf, »Ich
kann es nicht beschreiben«, sagte

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