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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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verletzte Junge gerade auf einer Bahre in den
Krankenwagen geschoben wurde. Als er vom Spielfeld rollte,
brachte die Zuschauermenge ein Hoch auf den gefallenen
Spieler aus. Dann nahmen die beiden Mannschaften wieder
ihre Plätze ein, als ob nichts geschehen wäre.
In der letzten Spielminute warf Jeff LaConner den Ball in
einem vierzig Meter weiten Querpaß einem Mitspieler zu und
ermöglichte damit ein weiteres Tor. Als der Abpfiff kam,
wurde er auf den Schultern seiner Mannschaftskameraden vom
Feld getragen, während die Anhänger der Silverdale-Wölfe in
einer jubelnden Woge von den Tribünen herabströmten, ihre
Helden zu beglückwünschen.
Jeffs Mutter blieb auf ihrem Tribünenplatz sitzen. Was,
fragte sie sich, zählte mehr? Die Tatsache, daß Silverdale
gewonnen hatte? Oder die Tatsache, daß einer der Jungen aus
Fairfield jetzt im Krankenhaus lag?
Elaine Harris lieferte ihr gleich darauf die Antwort »Was,
Sie sitzen noch immer da?« fragte sie und lächelte breit zu
Charlotte herauf. »Es ist Jeffs großer Augenblick. Gehen Sie
hinunter und beglückwünschen Sie ihn!«
Fortgezogen von Chuck, der sich strahlend vor Glück einen
Weg durch die Menge bahnte, ging Charlotte hinunter zum
Spielfeld, um ihrem Sohn zu sagen, wie stolz sie auf ihn wäre.
In Wahrheit aber fühlte sie sich außerstande, Stolz zu
empfinden.
    »Wie machst du es nur?« fragte Elaine Harris eine Stunde
später ihre alte Freundin Sharon Tanner. Die beiden Frauen
waren allein in der Küche der Tanners und durchsuchten einen
Karton mit der deutlichen Aufschrift ALLTAGSPORZELLAN
in der vergeblichen Hoffnung, Kaffeetassen zu finden: Es
waren Handtücher darin. Ihre Ehemänner waren im
Wohnzimmer und sprachen bereits über geschäftliche Dinge,
und Mark hatte Linda Harris in den Garten geführt, um ihr den
Kaninchenstall zu zeigen. Kelly hatte sich ihnen angeschlossen. Robb Harris war noch nicht erschienen, da er mit
dem Rest der Mannschaft unter Verletzung ihrer Trainingsdiät
bei Frikadellen und Cola den Sieg feierte. »Du siehst nicht
einen Tag älter aus als vor drei Jahren«, fuhr sie fort und
beäugte Sharons schlanke Gestalt mit unverhülltem Neid. »Und
dein Haar hat immer noch seine natürliche Farbe, nicht?«
    Sharon lachte. »So natürlich wie immer. Niemand hat von
Natur kastanienbraunes Haar, weißt du. Und du hast dich auch
nicht verändert.«
    Elaine lachte gutmütig und klopfte sich auf die Hüften
»Wenn du zwanzig zusätzliche Pfunde ›nicht verändert‹
nennst, danke ich dir für das Kompliment. Aber wenn es Jerry
nichts ausmacht, macht es mir auch nichts aus; also esse ich,
was mir schmeckt, und zum Teufel damit.« Dann wurde ihre
Miene ernst. »Mark hat sich auch nicht verändert, nicht?« sagte
sie. Es klang beinahe, als wollte sie vorfühlen.
    Sharon zögerte nur eine Sekunde, dann schüttelte sie den
Kopf, aber ihr Blick ging zum Fenster hinaus. Bei der Garage
stand Mark neben Linda Harris. Sogar Linda, die kein großes
Mädchen war, hatte ihn im Wachstum überholt und war gute
zwei Zentimeter größer als er. »Aber wir hoffen, daß er noch
einen Wachstumsschub erleben wird«, sagte sie mit
erzwungener Munterkeit. »Und du kannst dir denken, daß er
das gleiche hofft. Wie geht es Robb?«
    Elaine lachte. »Du wirst ihn nicht wiedererkennen.
Einsfünfundachtzig, die Schultern neunzig Zentimeter breit.«
Sharon seufzte. »Nun, das wird wieder etwas sein, woran
Mark sich gewöhnen muß. Ich habe den Eindruck, daß er
glaubt, Robb sei derselbe, der er vor drei Jahren war.«
»Nichts bleibt unverändert«, bemerkte Elaine, machte dann
eine ausholende Armbewegung. »Was hältst du nun von
alledem? Nicht wie San Marcos, hm?«
»Überhaupt nicht«, pflichtete Sharon ihr bei. »Aber ich
glaube, es gefällt mir.«
»Es wir dir mehr als gefallen«, versicherte ihr Elaine
»Binnen eines Monats wirst du begeistert sein und nicht
verstehen, wie du es jemals anderswo aushallen konntest.
Reine Luft, ein kleiner Ort, nette Leute, Skilaufen, Wandern,
das Filmfestival in Telluride – manchmal ist mir, als wäre ich
gestorben und in den Himmel gekommen.«
»Und wenn dein Mann versetzt wird?« fragte Sharon mit
einem leisen Unterton von Ironie.
Aber Elaine zuckte nur mit der Schulter. »Damit werde ich
mich befassen, wenn es geschieht, und von hier kann es nur
aufwärts gehen. Und da wir gerade davon sprechen, wie es
aufwärtsgeht, schau, wer da kommt!«
Sharon blickte zum Fenster hinaus und erkannte den Jungen
kaum wieder, der vor drei

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