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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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nur von ihm wegzukommen.«
    Jenkins bedachte ihn mit einem finsteren Blick, dann beugte
er sich über den Jungen, der noch immer reglos am Boden lag.
»Was ist, Ramirez, fehlt dir was?«
    Der Junge sagte nichts, und dann waren die Träger mit der
Bahre zur Stelle. Zwei Jungen von Silverdale wollten den
gefallenen Spieler aufheben, aber Jenkins ließ es nicht zu.
»Nicht anfassen!« sagte er. »Ich will einen Arzt. Ich will
wissen, was ihm fehlt, bevor er bewegt wird.«
    »Wir haben hier einen Arzt, und ein Krankenwagen ist
unterwegs«, sagte Phil Collins und kauerte neben Jenkins
nieder. »Ist was gebrochen?«
    »Wie zum Teufel soll ich das wissen?« versetzte Jenkins
und fixierte den Silverdale-Trainer mit zornigem Blick.
»Diesmal reiche ich eine Beschwerde ein, Collins. Und ich
verlange, daß dieser Spieler für den Rest der Saison auf die
Bank kommt.«
    »Nun beruhige dich schon, Bob«, entgegnete Collins. Seine
Finger strichen leicht über die Beine des verletzten Jungen,
tasteten sie nach einem Bruch ab, aber er fand keinen. »Dein
Junge wird schon wieder. So was kommt vor …«
    Jenkins schien im Begriff, etwas zu erwidern, doch ehe er
sprechen konnte, kam ein leises Stöhnen von den Lippen des
Jungen im Gras, und der Streit war einstweilen vergessen.
    »Ist der Junge verletzt?« fragte Charlotte LaConner. Sie
stand von ihrem Tribünenplatz auf und beschirmte die Augen
gegen die Nachmittagssonne, um zu sehen, was auf dem
Spielfeld geschah. In der Reihe vor ihr wandte Elaine Harris
den Kopf und lächelte aufmunternd.
    »Das wird nicht so schlimm sein«, sagte sie. »Er ist einfach
unter den Haufen geraten, und Jeff hat ihm die Puste aus dem
Leib gedrückt.«
    Charlotte öffnete den Mund zu einer weniger unbekümmerten Antwort, besann sich aber eines Besseren. Die
Sache war einfach die, daß sie Football verabscheute. In
Silverdale aber grenzte solch eine Einstellung an Landesverrat,
und sie hatte längst gelernt, sich anzupassen, die Spiele zu
besuchen und die eigene Mannschaft anzufeuern. Nicht, daß sie
dessen bedurft hätte, denn die Mannschaft der Oberschule
Silverdale zählte zu den besten des Staates. Letztes Jahr hatte
sie sogar das Endspiel erreicht und war der Spitzenmannschaft
aus Denver mit nur einem Punkt Rückstand unterlegen.
    Aber warum mußte das Spiel so roh sein, so brutal? Das
konnte sie nicht verstehen. Es erschien ihr so sinnlos. In ihren
Augen bestand es aus zwei gegeneinanderbrandenden
Menschenwogen, die sich alle paar Minuten in wüsten Haufen
am Boden wälzten, über und über verdreckt, und das in einer
Serie von Spielen mehr als eineinhalb Stunden lang. Jeff
hingegen liebte das Spiel, und seit er letztes Jahr Spielführer
geworden war, hatte ihr Mann sich geradezu in einen Fanatiker
verwandelt. Sogar sie mußte zugeben, daß es in Silverdale
sonst nicht viel Abwechslung gab, und so war es leicht zu
verstehen, daß die ganze Stadt zu den Spielen ging, zumal die
eigene Mannschaft fast immer gewann. Charlotte fragte sich
bisweilen, ob die Stadt so footballbegeistert war, weil die
Silverdale-Wölfe so gut waren, oder ob die Mannschaft so gut
war, weil die Stadt sich so für den Sport begeisterte. Aber es
war ein gewalttätiges, gefährliches Spiel, und die Art und
Weise, wie die Körper manchmal zusammenprallten, machte
sie schaudern. Nun fuhr ein Krankenwagen aufs Spielfeld, und
sie reckte den Hals, um den Jungen zu sehen, der noch immer
wie leblos im Gras lag.
    Dem armen Kerl war nicht bloß die Luft weggeblieben –
dafür hätten sie keinen Krankenwagen gerufen. Als Jeff auf ihn
gefallen war, mußte er ernstlich verletzt worden sein. Instinktiv
drückte sie ihrem Mann die Hand, und Chuck LaConner, der
sich denken konnte, was sie beschäftigte, erwiderte den Druck.
»Es war niemandes Schuld«, versicherte er ihr. »Das sind
einfach die Wechselfälle des Spiels, und man muß sich daran
gewöhnen.«
    Aber Charlotte schüttelte den Kopf. »Ich werde mich nie
daran gewöhnen«, sagte sie. »Können wir jetzt nicht gehen?«
Chuck starrte sie an, als ob sie plötzlich chinesisch
gesprochen hätte. »Gehen? Schatz, es ist das erste Spiel des
Jahres, und dein Sohn ist der Star. Wie kannst du da gehen
wollen?«
»Aber es ist zu Ende, nicht wahr?«
»Noch eineinhalb Minuten zu spielen«, sagte er mit einem
freundlichen Grinsen. »Spielunterbrechungen zählen nicht. Sie
haben die Uhr angehalten, sieh selbst.«
Charlotte blickte zur Uhr hinauf, dann über das Spielfeld
hin, wo der

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