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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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auf, wieder Platz zu
nehmen, und richtete den Blick auf den Mann, der neben ihr
saß. »Und Sie sind …?« fragte er.
»Bob Jenkins«, antwortete der Mann. »Ich bin der Trainer
der Fairfield-Mannschaft.«
»Ich verstehe«, sagte Mac. »Kann ich einen Augenblick
allein mit Mrs. Ramirez sprechen?«
Aber die Frau schüttelte den Kopf. »Lassen Sie ihn da«,
sagte sie mit so leiser Stimme, daß Mac sie kaum hören konnte.
»Er ist ein guter Freund von Ricardo – von uns beiden …«
Obwohl sie nicht mehr sagte, konnte Mac die Situation
vollkommen einschätzen, als sie den Trainer ansah, der seine
Hand beschützend auf die ihre legte.
»Ich wünschte, ich könnte Ihnen gute Nachricht geben«,
fing er an, und in seiner Brust zog sich etwas zusammen, als er
sah, wie Maria Ramirez’ Augen sich mit Tränen füllten.
»Ricardo«, flüsterte sie kaum hörbar. »Er ist …«
»Er ist am Leben«, sagte Mac. »Aber er liegt im Koma und
hat ernste innere Verletzungen.« So behutsam er es vermochte,
schilderte er das Ausmaß der Verletzungen, die Rick Ramirez
davongetragen hatte, doch ehe er damit fertig war, hatte Maria
das Gesicht in den Händen vergraben und leise zu schluchzen
begonnen.
Als er geendet hatte, stellte Bob Jenkins die entscheidende
Frage, und die Festigkeit seines Blickes sagte Mac, daß er
keine hinhaltende Antwort wünschte.
»Gegenwärtig würde ich sagen müssen, daß sie weniger als
fünfzig Prozent betragen«, antwortete er. Ein leiser
Schreckenslaut entwich Maria Ramirez’ Lippen, und Mac
schluckte den Klumpen, der ihm selbst in der Kehle steckte.
»Aber das bedeutet nicht, daß die Situation sich schon bis
morgen radikal verändern könnte«, fügte er hinzu. »Ich fürchte
jedoch, daß seine Aussichten, wieder auf eigenen Beinen zu
gehen, selbst im Falle seines Überlebens sehr gering sein
werden. Die Brüche seiner Halswirbel haben das Zentralnervensystem geschädigt.«
Jenkins Blick umdüsterte sich. »Wie sieht es mit einem
chirurgischen Eingriff aus?« fragte er. »Ich denke …«
Mac schüttelte den Kopf. »Augenblicklich kommt ein
chirurgischer Eingriff nicht in Frage. Ricks Körper könnte den
Schock nicht überstehen. Vielleicht später …«
»Nein!« rief Maria Ramirez aus. Sie ließ die Hände vom
Gesicht fallen, und der flehentliche Blick ihrer weitgeöffneten
Augen richtete sich auf MacCallum. »Er kann nicht
verkrüppelt bleiben«, rief sie in Verzweiflung. »Nicht mein
Ricardo. Er ist alles, was ich habe … Er …« Aber die Stimme
versagte ihr, und sie sank gegen Jenkins, der stützend den Arm
um sie legte.
MacCallum sah die beiden schweigend an, dann gab er
Jenkins zu verstehen, daß er allein mit ihm sprechen wolle. Als
er sicher war, daß der andere ihn verstanden hatte, verabschiedete er sich von Maria Ramirez und ging zurück in sein
Büro.
Fünf Minuten später kam Bob Jenkins herein und schloß die
Tür hinter sich. »Sie wird sich wieder fangen«, sagte er auf
MacCallums unausgesprochene Frage. »Maria Ramirez ist eine
tapfere Frau. Sie hat Rick allein aufgezogen, und er kam zur
Welt, als sie erst vierzehn war. Sie sagte niemandem, wer sein
Vater war, und ihre eigenen Eltern warfen sie hinaus, als sie
ihre Schwangerschaft entdeckten. Aber sie hat sich nie beklagt.
Sie arbeitet als Kellnerin, und in den letzten paar Jahren, seit
Rick alt genug war, unbeaufsichtigt zu sein, besuchte sie die
Abendschule. Sie ist fest entschlossen, Rick aufs College zu
schicken, doch um das zu finanzieren, muß sie besser bezahlte
Arbeit finden.«
»Großer Gott«, murmelte MacCallum. Er lud Jenkins mit
einer Handbewegung ein, sich auf den Stuhl vor dem
Schreibtisch zu setzen. »Der Junge wird pflegebedürftig
bleiben. Wenn er überlebt, und wenn die Wirbelverletzungen
zufriedenstellend behandelt werden können, wird er eine
Menge Physiotherpie benötigen. Aber bevor alles das beginnen
kann, wird er lange im Krankenhaus bleiben. Vielleicht als
Dauerpatient«, fügte er mit gedämpfter Stimme hinzu. »Es
besteht durchaus die Gefahr, daß er nicht aus dem Koma
erwacht. Und wenn er es tut…« Er breitete in einem
beredsamen Ausdruck unbeantwortbarer Fragen die Hände aus.
»All das kostet viel Geld«, bemerkte Jenkins, und Mac
nickte sofort. »Nun, Maria hat keins«, fuhr der Trainer fort.
»Krankenversicherung?« fragte Mac.
Jenkins hob die Schultern. »Vielleicht ein wenig, aber es
wird mit Sicherheit nicht genügen. Und die Schule hat auch
eine Unfallversicherung.« Er verzog die Lippen in

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