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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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einem
ironischen Lächeln. »Ich werde in einer interessanten Lage
sein«, sagte er. »Seit zwei Jahren habe ich versucht, Maria zur
Heirat zu überreden, aber sie sagte immer, sie wolle nicht
heiraten, bevor Rick das College besucht habe. Sie sagte, es
wäre mir gegenüber nicht fair. Hätte sie mich nur geheiratet,
dann wären sie und Rick beide durch meine Versicherung
abgedeckt. Wie die Dinge liegen, werde ich ihr jetzt raten
müssen, die Schulbehörde, für die ich arbeite, über die
obligatorische Unfallhaftung hinaus auf Übernahme der
Behandlungskosten zu verklagen.«
MacCallum schürzte nachdenklich die Lippen. »Wie wäre
es mit einer Schadenersatzklage gegen die Schule hier in
Silverdale«, schlug er vor. »Schließlich geschah es hier, und
die Verletzungen wurden ihm durch einen Spieler der hiesigen
Schulmannschaft zugefügt, nicht wahr?«
Jenkins nickte nach kurzem Zögern. »Daran dachte ich
bereits«, sagte er. »Offen gesagt, erwähnte ich es Ihretwegen
nicht. Ich meine …«
Er zögerte unbehaglich, und MacCallum verstand plötzlich,
was den Mann beschäftigte: Offensichtlich hatte Jenkins
angenommen, daß er automatisch die gleiche Abwehrhaltung
einnehmen würde, die Phil Collins auf dem Spielfeld gezeigt
hatte.
Andrew MacCallum war jedoch längst zu der Schlußfolgerung gelangt, daß das Silverdale der Vergangenheit, das
Silverdale, wo er sich kurz nach seiner Approbation niedergelassen hatte, nicht mehr existierte. Tarrentech hatte es bis zur
Unkenntlichkeit verändert, und MacCallum fühlte sich der
Stadt nicht mehr durch besondere Loyalität verbunden. Die
Veränderungen, die im Dorf stattgefunden hatten, erfüllten ihn
mit tiefem Kummer, und sein Zorn auf die Gesellschaft, die sie
hervorgebracht hatte, ging noch tiefer.
»Ich arbeite nicht für die Stadt Silverdale«, sagte er »Ich
arbeite für den Bezirk, und außerdem gilt mein einziges
Interesse jetzt Rick Ramirez. Er wird viel Hilfe benötigen, und
ich bin entschlossen, sie ihm zu verschaffen.« Er stand auf und
streckte dem Trainer die Hand hin. »Ich habe veranlaßt, daß ein
zusätzliches Bett in Ricks Zimmer gebracht wird, weil ich
annehme, daß Mrs. Ramirez bei ihm wird bleiben wollen,
wenigstens einstweilen.«
Jenkins stand auf und ergriff MacCallums Hand. »Ich danke
Ihnen«, sagte er. »Maria und ich wissen zu schätzen, was Sie
getan haben.«
Aber MacCallum winkte ab. »Bisher habe ich nicht viel
getan, und ich bin mir keineswegs sicher, ob ich für den Jungen
viel werde tun können. Aber ich werde tun, was in meiner
Macht steht, und ich werde alle Möglichkeiten ausschöpfen,
die sich uns bieten. Es wird ein langwieriges und schweres
Stück Arbeit.«
Als Jenkins gegangen war, ging MacCallum noch einmal in
die Intensivstation, wo Rick Ramirez bewußtlos im Bett lag.
In der halben Stunde seiner Abwesenheit hatte sich nichts
geändert.
MacCallum wußte nicht, ob das ein gutes oder ein
schlechtes Zeichen war.
    Phil Collins lag ausgestreckt in dem Liegesessel, der das
beherrschende Möbelstück seines Wohnzimmers war. Seine
Finger drückten müßig die Knöpfe der Fernseh-Fernbedienung,
als plötzlich ein tiefes Grollen aus der Kehle des großen
deutschen Schäferhundes kam, der neben dem Sessel am
Boden lag. Einen Sekundenbruchteil später stand der Hund auf
und sträubte das Nackenhaar, und Collins grunzte mißgelaunt.
»Sei still!« befahl er, als die Türglocke läutete. »Wir wohnen
nicht mehr in Chicago.« Er warf die Fernbedienung auf den
Tisch und erhob sich. Den noch immer leise knurrenden
Schäferhund einen halben Schritt vor sich, stampfte er zur Tür
und öffnete sie. Draußen stand Bob Jenkins, das Gesicht vom
trüben Licht der Verandabeleuchtung nur zur Hälfte erhellt.
Collins hob die Brauen, öffnete die Tür aber weiter. »Platz,
Sparks«, befahl er, und der ehemalige Polizeihund setzte sich
gehorsam auf die Keulen. »Komm nur rein«, sagte er. »Ich
dachte mir schon, daß du kommen würdest. Wie geht es
deinem Jungen?«
    Jenkins’ Augen glitzerten zornig, als er eintrat, aber er blieb
sofort stehen, als der Hund seine Bestimmung spürte und
warnend knurrte.
    »Keine Bange«, sagte Collins. »Sparks redet nur und tut
nichts. Glaube ich jedenfalls«, fügte er mit einem schiefen
Grinsen hinzu. »Bisher hatte nämlich noch niemand den
Schneid, ihn herauszufordern.« Das Grinsen verging. »Ist dein
Junge in Ordnung?«
    »Mein ›Junge‹ heißt Ricardo Ramirez«, sagte Jenkins mit
gepreßter Stimme. »Nein, er ist

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