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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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erinnerte sich an Kellys Alptraum und die Schreie,
die sie aus der Ferne durch die Dunkelheit und Stille des frühen
Morgens gehört hatte, als sie das Fenster ihrer Tochter geöffnet
hatte.
Das Geräusch eines in die Nacht heulenden Tieres.
Sie wandte sich wortlos um und schritt zur Tür; ihre
Entscheidung war gefallen. Sie wußte, daß Mark hier war und
daß sie ihn finden mußte. Das Geräusch, das sie eben vernommen hatte, war nicht aus der Kehle eines Tieres gekommen.
Es war aus dem Mund eines Menschen gekommen.
Oder zumindest aus dem Munde dessen, was einmal ein
Mensch gewesen war.
Als sie in den Korridor hinaustrat, erschienen zu beiden
Seiten zwei weißgekleidete Wärter und ergriffen sie bei den
Armen.
»Nein!« Sie versuchte, sich loszureißen, hatte aber keine
Chance. Beide waren bei weitem größer und kräftiger als sie,
und ihre Hände umschlossen das Fleisch ihrer Arme wie
Eisenbänder.
Mein Gott, es ist ein Gefängnis, dachte sie, als einer der
Wärter sie knebelte und beide sie im Laufschritt durch den
Korridor stießen. Es war ein Gefängnis, und nun war sie eine
Gefangene.
Jetzt wußte sie, daß es ein Fehler gewesen war hierherzukommen.
Aber sie wußte auch, daß es zu spät war.
    Blake Tanner starrte auf den Bildschirm seines Datenanschlusses, aber sein Verstand wollte die Zahlenkolonnen nicht
aufnehmen, die den Bildschirm bedeckten. Endlich lehnte er
sich zurück, reckte die Arme, stand auf und ging zum Fenster.
Er blickte hinaus zu den Bergen, die sich im Norden und Osten
erhoben und deren gezackte, abweisende Gipfel jetzt mit
Schnee bedeckt waren. In ein paar Wochen würde die
Skisaison beginnen. Es war Jahre her, daß er sich die Zeit
genommen hatte, in Kalifornien Ski zu laufen, und er freute
sich darauf. Er hatte sich vorgenommen, am nächsten
Wochenende mit Mark einkaufen zu gehen und ihn für die
Wintersportsaison auszurüsten.
    Mark.
Sein Sohn war ihm den ganzen Morgen nicht aus dem Kopf
gegangen. In der Nacht hatte er ruhelos auf dem Wohnzimmersofa gelegen, den Kopf unbequem auf dem harten Kissen, das
nur als Armstütze gedacht war, und wenig Schlaf gefunden.
Aber nicht nur die Unbequemlichkeit des Nachtlagers hatte ihn
wachgehalten, denn trotz der Haltung, die er Sharon gegenüber
eingenommen hatte, begann er sich auch Sorgen um seinen
Sohn zu machen.
An diesem Morgen hatte er sich wieder das Material
vorgenommen, das ihn am Morgen nach Marks Zusammenstoß
mit Jeff LaConner auf seinem Schreibtisch erwartet hatte, als
Jerry Harris ihm empfohlen hatte, seinen Sohn in Martin
Ames’ Obhut zu geben. Und alles Datenmaterial, das er wieder
durchgesehen hatte, nahm sich nach wie vor völlig harmlos
aus.
Es gab da eine Menge Theorie und Spekulationen über die
Beziehungen zwischen Vitaminen und der Hormonproduktion
im menschlichen Körper, und noch mehr Datenmaterial – von
dem Blake nicht alles verstanden hatte –, das die faktische
Grundlage der Theorie zu beweisen suchte. Alles schien völlig
harmlos, an diesem Morgen ebenso wie bei seiner ersten
Durchsicht.
Allzu harmlos?
Er versuchte die Frage zurückzuweisen, merkte jedoch, daß
er es nicht konnte. Denn wenn die Verbindungen, die Mark
verabreicht wurden, tatsächlich so harmlos waren, wie das
Datenmaterial sie darstellte, wie konnten dann die Veränderungen in Mark so rasch stattgefunden haben und so radikal
gewesen sein?
Noch war es lediglich eine Frage der physiologischen
Veränderungen – wenn es sich nur darum gehandelt hätte, wäre
Blake vielleicht imstande gewesen, sie in gutem Glauben zu
akzeptieren. Aber die Persönlichkeitsveränderungen?
Diese erschienen Blake nicht annähernd so geheuer, trotz
der Versicherungen, die er Sharon wieder und wieder gemacht
hatte, daß ihr Sohn nur die normalen Stimmungsschwankungen
und Unbeständigkeiten des Heranwachsenden durchmache.
Tatsächlich hatte er sich in der Schlaflosigkeit der vergangenen
Nacht die Frage vorgelegt, wen er wirklich hatte überzeugen
wollen: seine Frau oder sich selbst?
Heute früh hatte er, die Augenlider schwer vom Mangel an
Schlaf, den Jungen beobachtet, als er seinen Orangensaft
getrunken und einen Teller Getreideflocken gegessen hatte,
bevor er zur Schule gegangen war, aber er war noch immer
nicht überzeugt, daß er tatsächlich etwas gesehen hatte.
Vielleicht hatte er sich nach dem Streit mit Sharon nur
eingebildet, daß Marks Züge vergröbert aussahen, die Augen
eingesunken. Einen Augenblick hatte er auch gedacht, daß
Marks Finger seltsam

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