Bestien
starrte.
Seine Mutter lag festgeschnallt auf dem Metalltisch, aber sie
hob den Kopf, als die Tür aufbrach, und ihr Blick fand Mark,
bevor er sie bewußt wahrnehmen konnte.
Die Verformung seines Gesichts hatte sich verschlimmert,
die Brauen sprangen jetzt wulstig vor, so daß die Augen selbst
in den Tiefen ihrer Höhlen fast zu verschwinden schienen. Sein
Unterkiefer schien viel zu massig für sein Gesicht und hing ein
wenig nach unten. Sein Blick fand ihre Augen, und ein
Winseln entwich seinen Lippen. Sharon unterdrückte einen
Schrei. »Mark, hilf mir!« keuchte sie. Wie um zu verdeutlichen, was sie wollte, zerrte sie an den schweren Nylongurten,
die sie niederhielten.
Mark starrte ihr ins Gesicht, und die gewohnte wütende
Aufwallung stellte sich wieder ein. Aber sie hatte ihm nichts
getan – er hatte keine Ursache, wütend auf sie zu sein.
Und dann lieferte ihm sein Unterbewußtsein eine vage
Erinnerung.
Eine Erinnerung, auf der Rudermaschine zu sitzen und
wachsenden Zorn auf die Konkurrenten zu verspüren. Es war
Teil der Behandlung, das wußte er jetzt. Sie hatten ihm etwas
wie eine Droge gegeben, die Zorn erregte und zusätzliche
Energien in seinem Körper erschlossen.
Eine Droge, die ihn mit der zornigen Entschlossenheit zu
gewinnen erfüllte.
Aber gestern – konnte es wirklich erst gestern gewesen
sein? – hatte es auch andere Bilder gegeben. Er erinnerte sich
des Flackerns im Bild, und wie sein Zorn sich auf seine Mutter
verlagert hatte.
Das hatten sie bezweckt, und es hatte gewirkt.
Der Anblick seiner Mutter löste den irrationalen Zorn aus,
nichts weiter.
»Schau mich nicht an!« rief er. »Schau mich einfach nicht
an!«
Sharon wußte nicht, was sie von der Aufforderung halten
sollte, aber etwas sagte ihr, Mark ohne Fragen zu gehorchen.
Sie ließ den Kopf auf den Tisch zurücksinken und richtete den
Blick zur Decke. In der Ferne, gedämpft durch die Wände und
Decken, hörte sie das Feuer von Schußwaffen.
»Was ist los?« fragte sie in ängstlichem Flüsterton, als sie
Marks Finger an den Gurten arbeiten fühlte. »Was tun sie?«
»Sie bringen uns um«, antwortete Mark.
Er löste den letzten Gurt, wandte sich ab, als Sharon sich
aufrichtete und ihre Knöchel und Handgelenke massierte.
»Sie wollen, daß ich dich umbringe«, sagte Mark. »Das war
es, was gestern abend passierte, Ich hatte nichts gegen dich,
Mama. Sie – sie haben etwas mit mir gemacht. Wenn ich dich
ansehe, werde ich verrückt!«
Sharon fühlte eine Beengung in der Kehle und unterdrückte
mit aller Willenskraft ein Schluchzen. Noch nicht – nicht jetzt.
Jetzt kam es nur auf eins an: sich selbst und ihren Sohn aus
dieser Lage zu retten.
»Wo sind wir?« fragte sie. Sie schwang die Beine vom
Tisch und verlagerte ihr Gewicht darauf. Die Knie drohten
unter ihr einzuknicken, aber sie ließ es nicht geschehen.
»Bei – bei den Übungsräumen«, stammelte Mark. »Hinter
dem Speisesaal.«
»Komm mit«, sagte Sharon. Sie wollte ihn ansehen,
erinnerte sich jedoch rechtzeitig seiner Worte. »Geh einfach
hinter mir. Ich werde mich nicht umdrehen, es sei denn, du
sagst, daß ich es soll.« Ohne auf seine Antwort zu warten, lief
sie zur Tür hinaus und durch die Übungsräume zum Speisesaal.
Das Herz schlug ihr im Halse, und sie war überzeugt, daß
jeden Augenblick die Wärter erscheinen und ihr den Weg
versperren mußten, aber als sie in den Speisesaal lief, fand sie
ihn leer.
Gefolgt von Mark, eilte sie durch die Eingangshalle und zur
Eingangstür. Ihre einzige Hoffnung war, daß Elaines Wagen
noch vor dem Gebäude parkte.
Sie erreichte den Eingang und spähte ängstlich durch das
dicke Glas. Der Wagen stand noch, wo sie ihn zurückgelassen
hatte. Draußen herrschte jetzt eine seltsame Stille. Sie holte tief
Atem, bevor sie die Tür aufstieß.
»Auf den Rücksitz«, rief sie Mark über die Schulter zu.
»Steig ein und bleib unten.«
Sie riß die Tür auf der Fahrerseite auf und sprang in den
Wagen, fummelte nach dem Zündschlüssel, bevor sie die Tür
hinter sich schloß. Sie hörte Mark die hintere Tür zuschlagen,
drehte den Schlüssel im Zündschloß und stieß eine stumme
Verwünschung aus, als der Anlasser durchdrehte, ohne den
Motor zu starten. Dann sprang der Motor endlich an, sie löste
die Handbremse, trat das Kupplungspedal und stieß den Gang
hinein.
Dann trat sie das Gaspedal durch, und die Reifen kreischten,
als der Wagen vorwärtsschoß, in enger Kurve schleudernd
wendete und über die Rasenflächen direkt auf das
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