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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Biere
getrunken hatte. Der Umstand, daß er so gut wie sie wußte, daß
der Trainer nicht an Alkoholgenuß gedacht hatte, als er die
strengen Trainingsvorschriften für diesen Abend gelockert
hatte, würde keinen Unterschied machen. Dennoch störte es
sie.
Das Bild des verletzten Jungen, der bewegungslos im Gras
gelegen hatte, war noch lebendig in ihr, und obwohl Chuck
nichts davon hatte wissen wollen, war sie nach wie vor der
Meinung, daß sie als Jeffs Mutter ins Krankenhaus gehen und
sich erkundigen sollte, ob der Junge aus Fairfield wiederhergestellt sei. Statt dessen hatte Chuck mit den Eltern einiger
anderer Jungen aus der Mannschaft feiern wollen, und sie hatte
schließlich – wie immer – eingelenkt.
Wie immer hatte Charlotte zwischen den feiernden Eltern
gesessen und sich inmitten der Gespräche, die sich
ausschließlich um die verschiedenen Phasen des Spiels gedreht
hatten, schrecklich allein gefühlt. Zuletzt hatte sie ihre
Gedanken in ganz andere Bereiche schweifen lassen, und
Chuck hatte sie aus ihren Tagträumereien aufrütteln müssen,
als die Gruppe endlich auseinandergegangen war.
Dann, als Jeff vor einer Stunde heimgekommen war, hatte
es wieder angefangen. Vater und Sohn hatten das Spiel in allen
Phasen von neuem Revue passieren lassen.
Und zuletzt waren sie zu dem Augenblick gekommen, als
Jeff die gegnerische Abwehrlinie durchbrochen hatte, von dem
anderen Jungen zu Fall gebracht und unter einem Haufen
anderer Spieler verschwunden war.
»Hast du es gesehen, Papa?« fragte Jeff, und seine Augen
glänzten bei der Erinnerung. »Dachte, er hätte mich, aber ich
besorgte es ihm!« sagte er, ein breites Lächeln im Gesicht.
»Warf mich einfach herum und auf ihn. Stieß ihm das Knie in
die Niere!«
Charlotte fühlte, wie ihr Magen sich zusammenzog, und auf
einmal war ihr klar, daß sie es nicht länger aufschieben konnte.
Wortlos ging sie hinaus ins Schlafzimmer und schloß die Tür.
Sie nahm das Telefonbuch vom Nachttisch, blätterte darin und
wählte die Nummer des Bezirkskrankenhauses.
»Hier spricht Charlotte LaConner«, sagte sie. »Ich rufe
wegen des Jungen an, der heute nachmittag eingeliefert wurde.
Nach dem Footballspiel.«
Am anderen Ende entstand eine momentane Stille, dann
sagte die Stimme kühl und unpersönlich: »Und von welcher
Art ist Ihre Beziehung zu dem Patienten?«
Charlotte zögerte, dann sagte sie mit gepreßter Stimme: »Es
war mein Sohn, der auf den Jungen fiel.«
»Ich verstehe. Vielleicht sollte ich Sie besser mit der
Stationsschwester verbinden.«
Eine halbe Minute später, nachdem sie wieder erklärt hatte,
wer sie war, lauschte Charlotte beklommen der zusammenfassenden Beschreibung, die die Schwester von Ricardo
Ramirez’ Verletzungen gab.
»Aber – aber er wird wieder gesund, nicht wahr?« fragte sie
endlich, und die Frage kam wie eine Bitte heraus.«
»Das wissen wir nicht, Mrs. LaConner«, antwortete die
Schwester.
Langsam legte Charlotte den Hörer auf, zu entnervt, um
etwas anderes zu tun als still auf der Bettkante zu sitzen.
Minuten vergingen, in denen sie sich bemühte, ihre Gedanken
zu sammeln. Dann, als rauhes Gelächter aus dem Wohnzimmer
drang, faßte sie einen Entschluß.
Sie stand auf, nahm die Schultern zurück und verließ das
Schlafzimmer. In der Türöffnung zum Wohnzimmer blieb sie
stehen und wartete, bis ihr Mann aufmerkte. Zuerst schien er
nur verwundert, doch als er ihren Gesichtsausdruck sah,
verblaßte sein Lächeln.
»Was ist los?« fragte er. »Du siehst aus, als hättest du ein
Gespenst gesehen.«
»Ich habe eben das Krankenhaus angerufen«, sagte sie und
richtete den Blick auf ihren Sohn. »Der Junge, auf den du dich
geworfen hast. Er heißt Rick Ramirez.«
Jeff runzelte die Brauen. »Und?«
Charlotte befeuchtete sich die Lippen, »Er ist in
Lebensgefahr, Jeff. Zwei Halswirbel sind gebrochen, ein
Lungenflügel ist kollabiert.« Gegen ihren Willen kam ein
harter Klang in ihre Stimme. »Und mit deinem Kniestoß hast
du ihm eine Niere zerrissen.«
Jeffs Augen weiteten sich, und Charlotte sah, wie seine
Finger das Bierglas fester umschlossen. »Mein Gott«, flüsterte
er. Gleich darauf aber schien hinter seinen Augen ein Vorhang
herunterzugehen. »Es war nicht meine Schuld«, sagte er
aufbegehrend.
Chuck schoß ihr einen warnenden Blick zu, aber Charlotte
ignorierte ihn. »Nicht deine Schuld?« fragte sie, unfähig, den
Zorn zurückzuhalten, der heiß in ihr aufstieg. Sie trat auf Jeff
zu. »Ich hörte dich sagen, daß du ihm absichtlich das

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