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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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strammer Haltung zur Flagge Front machten. Sie
stieg langsam in den sonnigen Morgen empor, und als sie die
Spitze des Fahnenmastes erreichte, begann sie sich in der Brise
zu entfalten, während die letzten Töne der Nationalhymne
verklangen. Erst als dies geschehen war, wurden die Schüler
wieder lebendig. Mark sah Linda mit verwundertem
Kopfschütteln an. »Das machen hier alle jeden Tag?«
Linda runzelte einen Moment die Stirn, nickte.
»Wahrscheinlich kommt es dir irgendwie blöd vor. Robb sagte,
es habe ihn richtiggehend verrückt gemacht, als wir hierherkamen. Aber inzwischen haben wir uns daran gewöhnt. Es ist
eine Tradition.«
»Und alle tun es?« fragte Mark. »Sie bleiben alle stehen wie
die Ölgötzen und sehen die Fahne an?« Er versuchte sich die
Jugendlichen der San Marcos-Oberschule vorzustellen – die
mit den grün- und orangegefärbten Haaren und Ringen in den
Nasen –, wie sie ihre Gespräche unterbrachen und während des
Flaggenhissens strammstanden. Es war eine unmögliche
Vorstellung; sie hätten es nicht getan. Sie hätten allenfalls ihre
Stereoheuler weiter aufgedreht und mit dem weitergemacht,
was sie gerade taten.
Aber als er und Linda über die Rasenfläche zum Schulhaus
gingen, sah er bald, daß keiner der Jugendlichen hier eine
Punkfrisur oder mit Nägeln beschlagene Lederjacke trug.
Wohin er auch blickte, er sah nur Jungen in Sporthemden und
Baumwolljacken und Mädchen in Pullovern und Röcken oder
sorgsam gebügelten Hosen und gestärkten Blusen.
Sie erstiegen die Stufen zu der breiten, terrassenartigen
Fläche zwischen den Marmorsäulen und dem Haupteingang
der Schule. »Na, gefällt es dir?« fragte Linda eifrig.
Mark grinste. »Was kann einem daran nicht gefallen?«
Linda winkte einer Gruppe Klassenkameraden, die bei einer
der Säulen stand, machte aber keine Anstalten, sich zu ihnen zu
gesellen. Statt dessen zog sie Mark am Arm mit sich zum
Eingang. »Komm, ich werde dir zeigen, wo das Schulbüro ist.«
Hinter den Eingangstüren war eine enorme Halle, deren
Höhe alle drei Stockwerke bis zum Dach einnahm. Eine breite
Treppe am Ende der Halle führte zum Obergeschoß, wo sie
sich teilte und in zwei schmaleren Treppenfluchten, jede an
einer Seite der Eingangshalle, zum zweiten Stock hinaufführte.
Die hohe Decke war weiß getüncht, aber rundum mit schönen
Stuckornamenten verziert.
Der Boden unter Marks Füßen trug ein kompliziertes
geometrisches Muster aus weißem und schwarzem Marmor. Er
blieb stehen, um alles anzusehen, aber Linda drängte weiter.
»Das Rektoratsbüro ist dort«, sagte sie und führte ihn nach
rechts. Eine Minute später traten sie durch eine weiße Paneeltür
mit einem halbrunden Fächerfenster darüber, und sahen sich
einer lächelnden Sekretärin gegenüber.
»Das ist Mark Tanner, Miss Adams«, sagte Linda. »Er fängt
heute an.«
Die Sekretärin nickte. »Dein Vater rief mich letzte Woche
an«, sagte sie und wandte sich zu Mark. »Hast du vielleicht
deine Schulunterlagen mitgebracht?«
Mark schüttelte den Kopf, doch schien sein Versäumnis die
Sekretärin nicht sonderlich zu stören. »Dann mußt du diese
Formblätter ausfüllen, und ich werde deine Unterlagen
anfordern. Bis du fertig bist, werde ich sie haben«, sagte sie.
Sie schob Mark ein paar Formblätter und Karten zu, dann
setzte sie sich an ihren Datenanschluß. Ihre Finger flogen über
die Tastatur und ein paar Minuten später ratterte die
Ausdruckstation los.
»Wir sehen uns mittags«, versprach Linda. Dann war sie
fort, und Mark füllte die Formblätter aus, die zu seiner
Einschreibung als Schüler der Oberschule Silverdale notwendig waren.
Eine halbe Stunde später überflog Shirley Adams seine
ausgefüllten Formulare und gab ihm einige neue. »Diese
bringst du der Schulkrankenschwester – zwei Türen weiter, zur
Linken –, und wenn du dort fertig bist, kommst du hierher
zurück. Bis dahin wird alles für dich fertig sein.«
»Wie ist es mit einem Kurs in Fotografie?« fragte Mark
schüchtern. »In San Marcos war ich schon im zweiten Jahr.«
Shirley Adams’ Lächeln wurde breiter. »Dann wirst du hier
auch dabei sein.«
»Sie haben hier eine Dunkelkammer?«
Miss Adams sah ihn mit großen Augen an. »Dies ist
Silverdale«, sagte sie. »Hier haben wir alles.«
Mark stand mit einer zu großen Turnhose als einziger
Bekleidung auf der Waage, als Robb Harris ins Krankenzimmer kam. Er warf einen Blick auf die Anzeigeskala, dann
zog er die Mundwinkel herunter.
»Knapp fünfzig Kilo?« sagte

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