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Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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er. »Du bist ja noch mickriger,
als ich vor drei Jahren war.« Bevor Mark etwas erwidern
konnte, wandte Robb sich an die Krankenschwester. »Der
Trainer möchte, daß ich heute vormittag zur Klinik gehe.
Können Sie einen Passierschein ausschreiben?«
»In einer Minute«, antwortete die Schwester, ohne von der
Karteikarte aufzublicken, in die sie Marks Größe, Blutdruck,
Lungenkapazität, Reflexe und viele andere, seine Gesundheit
betreffende Einzelwerte eingetragen hatte.
»Am besten schreiben Sie für Mark auch einen aus«, fuhr
Robb fort, ließ sich auf einen Stuhl fallen und streckte die
langen Beine von sich. »Ich wette, Dr. Ames könnte ihn in Null
Komma nichts aufmöbeln.«
»Dr. Ames?« fragte Mark. »Wer ist das?«
»Die Sportmedizinische Klinik. Hat dein Vater dir nicht
davon erzählt?«
Mark schüttelte den Kopf, aber schon zog sich in seinem
Magen ein Knoten banger Beunruhigung zusammen.
»Es liegt ein paar Kilometer außerhalb. Den Sommer über
ist es ein Sportzentrum, und aus ganz Colorado kommen dort
Leute zusammen. Aber den Rest des Jahres steht es uns zur
Verfügung.«
Mark sah ihn verständnislos an. »Und was macht ihr dort?«
»Wir trainieren«, antwortete Robb. Der geringschätzige
Ausdruck, der Mark am Samstagabend so verdrossen hatte,
kam wieder in seine Augen. »Dr. Ames weiß praktisch alles
über Sportmedizin, was es zu wissen gibt, und er hat dort
draußen alle Arten von Spezialgeräten und Apparaten. Es ist
fantastisch.«
»Und der Umstand«, setzte die Krankenschwester mit einem
wissenden Blick hinzu, »daß die Jungen einen Vormittag vom
Unterricht befreit werden, wenn der Trainer sie dorthin schickt,
macht die Sache natürlich noch attraktiver.«
»Vom Unterricht befreit?« echote Mark. »Nur daß ihr
hingehen und für Football trainieren könnt?«
»Und Basketball und Baseball«, sagte Robb.
Mark runzelte die Stirn. »Und was fehlt dir, daß du heute
hingehen mußt?«
Robb zuckte die Achseln. »Nichts. Es ist bloß eine
Routineuntersuchung. Wir alle, die in der Footballmannschaft
sind, kriegen jede Woche eine.«
»Jede Woche! Wozu?«
Robb verdrehte ungeduldig die Augen. »Weil du beim
Footballspiel verletzt werden kannst, Dummchen. Mein Gott,
sieh dir an, was am Samstag mit diesem Jungen aus Fairfield
passiert ist. Man merkte ihm kaum was an, aber er ist innerlich
ganz zerrissen.«
Die Schwester legte die Klemmtafel mit der Karteikarte aus
der Hand, schrieb etwas auf das oberste Blatt eines kleinen
Blocks, riß es ab und reichte es Robb, der aufstand und sich
träge reckte, um dann auf Mark herabzugrinsen.
»Willst nicht mitkommen?« fragte er. »Ist jedenfalls besser,
als in der Mathestunde zu sitzen.«
Mark schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich werde ohne
wöchentliche Untersuchungen auskommen müssen, weil ich
nicht in die Footballmannschaft gehe.«
Robb sah ihn scharf an. »So? Das habe ich aber anders
gehört.«
Und dann war er draußen. Mark starrte die geschlossene Tür
an, wo eben noch Robb gestanden hatte. Seine letzten Worte
widerhallten in Marks Bewußtsein.
Der Druck in seinem Magen verstärkte sich.
    Robb Harris radelte gemächlich aus der Stadt, genoß die
Sonnenwärme auf dem Rücken und hatte es nicht eilig, sein
Ziel zu erreichen. Das gehörte zu den größten Vorteilen der
Mitgliedschaft in der Footballmannschaft. Man brauchte sich
nie anzustrengen, um etwas zu erreichen, außer im Training
und beim Spiel, und mindestens einmal in der Woche konnte
man auf einen halben Tag Freistellung vom Unterricht zählen.
Natürlich durfte man seine Noten nicht allzu weit abrutschen
lassen; in dem Punkt war Phil Collins eisern. Sank die
Durchschnittsnote unter ausreichend, flog man aus der
Mannschaft. Andererseits waren die Lehrer immer bereit,
einem ein bißchen zusätzliche Hilfestellung zu geben, wenn
man in der Footballmannschaft war, also brauchte man sich
wirklich nicht zu überanstrengen. Und am Ende hatten die
besten Footballspieler von Silverdale immer die freie Auswahl,
welches College sie besuchen wollten.
    Und mochten ihre sonstigen Leistungen auch mäßig sein, als
gute Footballspieler konnten sie immer mit einem Stipendium
rechnen.
    Tief atmete er beim Treten der Pedale die frische Gebirgsluft ein und genoß das Einströmen des Sauerstoffs in seine
Lungen.
    Nicht wie früher in San Marcos, wo er aufgewachsen war.
Seit seinem siebenten Jahr war beinahe jeder Atemzug qualvoll
für ihn gewesen. Er konnte sich noch an die Panik erinnern, die
bei jedem

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