Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bestien

Bestien

Titel: Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
fühlst du dich?« fragte er.
»Gut«, sagte Robb. Unaufgefordert zog er sich bis auf die
Unterhose aus und legte sich auf einen Behandlungstisch an
der Wand. Ames, der Orthopäde und Internist war, fuhr mit
den Fingerspitzen leicht über Robbs Rückgrat, wies den Jungen
dann an, sich auf die rechte Seite zu wälzen und das linke Knie
anzuziehen. Darauf legte er die Arme um Robbs Rumpf und
verabfolgte dem Rücken des Jungen eine schnelle, aber sanfte
Drehung, und Robb verspürte die Andeutung von etwas wie
einer Vibration, als einer seiner unteren Rückenwirbel sich
wieder ausrichtete.
»Sieht gut aus«, bemerkte Ames, dann wickelte er Robb die
Manschette eines Blutdruckmessers um den linken Oberarm,
nickte zu einer der Rudermaschinen, und Robb, nachdem er
sich eine Turnhose übergezogen hatte, nahm seine Position an
den Rudern ein. Er wartete geduldig, während der Arzt ihm
eine Injektionsnadel in den Schenkel steckte, und zuckte nicht
einmal, weil Ames fachmännisch die Ader fand. »Heute
werden wir dein Blut überprüfen«, sagte er, und Robb nickte,
nach mehr als einem Jahr die verschiedenen Prozeduren längst
gewohnt.
Vor ihm war ein breiter, gebogener Bildschirm, dessen
Seiten gerade außerhalb seines peripheren Sichtbereiches
waren. Auf ein Zeichen von Ames begann Robb zu rudern.
Beim ersten Ruderschlag erwachte der Bildschirm vor ihm zum
Leben
Es war ein Flußlauf, und obwohl Robb den Eindruck hatte,
daß es der Charles River in Boston sein könnte, wußte er, daß
es tatsächlich eine computererzeugte Darstellung war, von drei
separaten Projektoren auf den Bildschirm gebracht. Von
seinem Platz auf dem Rollsitz war die Illusion beinahe vollkommen. Er hatte das Gefühl, tatsächlich auf dem Wasser zu
sein. In einigen Metern Abstand konnte er drei andere Rennruderer sehen, die mit ihm gleichauf lagen.
Er legte sich fester in die Riemen und erhöhte die Schlagzahl, und sofort schienen die anderen Boote zurückzufallen, bis
auch sie ihr Tempo beschleunigten und eines aufzuholen
begann.
Rob schwitzte und erhöhte abermals die Schlagzahl. Wieder
zog er voraus, aber dann holte das dritte Boot neuerlich auf,
während die zwei anderen zurückfielen. Robb fluchte durch
zusammengebissene Zähne in sich hinein und verstärkte seine
Anstrengungen.
Dr. Ames beobachtete am Datenanschluß die Blutwerte, die
sich mit den Anstrengungen des Jungen veränderten. Der
Blutzuckerspiegel begann zu sinken, dann sah der Arzt, wie
Robbs Nebennieren einen kurzen Adrenalinstoß abgaben.
Dann, als das Adrenalin aus Robbs Kreislauf schwand,
liefen Ames’ Finger wieder über die Tastatur.
Die Darstellung auf dem Bildschirm veränderte sich
neuerlich.
Robbs Augen verengten sich zornig, als er seinen
computererzeugten Konkurrenten wieder aufholen sah.
Er legte sich noch angestrengter in die Ruder, wurde aber
allmählich müde und schien nicht schneller zu werden. Dann
sah er das andere Boot mit ihm gleichziehen und ihn rechts
überholen.
»Nein!« stieß er hervor, biß sich dann in zorniger
Entschlossenheit auf die Lippen, als er merkte, wieviel Energie
er auf den nutzlosen Ausbruch vergeudet hatte. Die Sehnen
seines Halses traten heraus, er zwang sich zu einer Erhöhung
der Schlagzahl. Wieder zog er mit dem anderen Ruderer gleich.
Auf einmal erlosch das Bild. Das Rennen war vorbei.
Er war wieder im Ruderraum der Sportmedizinischen
Klinik, und Dr. Ames lächelte ihm zufrieden zu.
»Nicht schlecht«, sagte er, was aus Martin Ames’ Mund
einem besonderen Lob gleichkam. »Wie war es?«
Robb ließ sich schnaufend über die Ruder sinken, dann
richtete er sich auf und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht«,
sagte er, »manchmal schafft mich diese Anordnung. Ich weiß,
daß nichts davon real ist, aber wenn ich an den Rudern sitze,
wird es so, daß ich schwören könnte, in einem wirklichen
Rennen zu sein. Und dieser Kerl in dem Boot Nummer drei
hätte mich fast geschlagen.«
»Wie kommt es, daß er dich nicht geschlagen hat?« fragte
Ames mit täuschender Beiläufigkeit, als er sich daran machte,
die Nadel aus Robbs Schenkel zu ziehen.
Robb grinste. »Weil ich eine Wut auf ihn bekam«, bekannte
er. »Ich wollte einfach nicht verlieren.«
»Und das«, sagte Ames, »ist genau der Punkt. Deine Wut
bewirkte einen Adrenalinstoß, und das Adrenalin mobilisierte
gerade genug Energien, um dich wieder nach vorn zu bringen.
Für den Fall, daß es dich interessieren sollte«, fügte er mit
einem Blick auf den Computerbildschirm hinzu, »du hast

Weitere Kostenlose Bücher